Die Kälte in dir (German Edition)
war.
»Wenn man weiß, wo man danach suchen muss, kann man diese Elektronik relativ simpel außer Gefecht setzen«, erklärte Sampo.
»Warum sollte Daniel das tun?«, murmelte Kristina vor sich hin.
»Was ist mit seinem Handy? Hat das nicht schon einmal funktioniert?«
»Das war unsere zweite Option«, fügte Sampo an. »Es lässt sich nicht erfassen.«
»Lassen Sie sich nicht alles aus der Nase ziehen!«, ermahnte der Hauptkommissar.
»Der Funkmast, in den sich das Gerät zuletzt eingewählt hat, steht in Welzheim. Das war vor etwa zwei Stunden.«
Sie rückten aus. Mit Dechers Segen, wenn man so wollte. Der LKA -Ermittler war so weit überzeugt, dass sich irgendwo dort oben im Naturpark etwas zusammenbraute, das eine Überprüfung rechtfertigte. Vor allem wollte er sichergestellt haben, dass sich der Vorfall im Schwäbischen Wald zu keiner ähnlich beängstigenden Dimension entwickelte wie die Gewitterfront, die nur noch wenige Kilometer entfernt war. Auch wenn Kristinas bloßer Verdacht nicht ausreichte, um ein Sondereinsatzkommando zur Villa zu entsenden.
Der Auftrag war insofern deutlich formuliert: die Lage sondieren und unverzüglich Meldung machen. Keinerlei Risiken eingehen. Sollte sich Bruno Schwarz auf dem Osswald-Anwesen aufhalten, war sein Entkommen äußerst unwahrscheinlich.
Gleichermaßen bedenklich war die Annahme, dass er eine Geisel bei sich haben konnte. Womöglich sogar zwei: Hannes Achterberg und Louise Osswald. Hinzu kam die vage Befürchtung, dass auch Kommissaranwärter Wolf in die Fänge des unberechenbaren Mörders geraten war.
Kristina hoffte inständig, dass sich Daniels Verschwinden anderweitig aufklären würde. Ralf und sie machten sich auf den Weg zur Osswald-Villa, während Sampo und Sonja zu dem Ort aufbrachen, an dem sich die GPS -Ortung des Dienstwagens verlor. Irgendwo mitten im Wald, auf einem Bewirtschaftungsweg.
Die Luft war nicht mehr heiß, die Temperatur war bereits um mindestens zehn Grad gefallen. Auch dieser Umstand fachte die Unruhe an, die Kristina gefangen hielt, seit ihr klar geworden war, wo Daniel sich herumgetrieben hatte.
Ralf fuhr schnell. Das Blaulicht auf dem Dach sorgte für eine freie linke Fahrbahn.
»Ich muss gestehen, ich hab’s nicht so ganz kapiert, wie du uns vorhin Schwarz’ Motiv verständlich machen wolltest«, sagte er, den Blick starr auf die Straße gerichtet.
»Er braucht die Hitze«, antwortete sie.
Ihr Kollege zog die Brauen zusammen.
Waren ihre Überlegungen wirklich so abwegig und schwer nachvollziehbar?
»Wegen seiner Krankheit ist diesem Mann immerzu kalt. Sein Körper ist nicht mehr fähig, genug Energie zu erzeugen, ihm fehlt der Brennstoff. Das Fett. Deshalb nimmt er es von seinen Opfern«, holte sie aus.
»Dieser Achterberg hat ihm daraus die Fettinjektionen gemacht. So weit ist mir das schon klar. Und du bist nun der Meinung, er kann nur bei heißen Temperaturen agieren, womit du mit Dechers Reptiltheorie auf gleicher Welle schwimmst.«
»Ich bezweifle, dass er das wörtlich gemeint hat«, unterbrach ihn Kristina. »Aber letztlich hat er recht. Deshalb mordete Schwarz in den letzten beiden Wochen. Es ging ihm dabei nicht nur darum, diese Leute zu töten. Er musste die vergangenen Tage dazu nutzen, den passenden Spender zu finden. Denjenigen, der ihm kompatible Fettzellen liefern kann, die sein Körper nicht wieder abstößt. Die ihm dazu verhelfen, dass wieder eigens von ihm produzierte Zellen daran andocken können, um eine beständige Energiereserve aufzubauen. Die Hitzewelle war ein Segen für ihn, sie gewährte ihm Zeit, die Ernte einzubringen.«
»Aber der Mord an Osswald, der war doch vor über einem Monat«, wandte Ralf ein.
»Ich habe es überprüft. An diesem Tag, Anfang Juli, war es ebenfalls sehr heiß. Das gab mir die Bestätigung. Auch dafür, dass er es heute zu Ende bringen muss.« Sie zeigte aus dem Fenster, hoch zu den schwarzen Gewitterwolken, die nun den kompletten Himmel über dem Remstal ausfüllten.
»Meinst du, er war erfolgreich, was seine Suche anging?«, fragte der Kommissar betroffen.
»Kann ich dir nicht sagen. Aber nachdem wir Achterberg noch nicht tot aufgefunden haben, lässt sich schlussfolgern, dass Schwarz den Biochemiker noch braucht. Und glaubt man dessen Videogeständnis, kennt dieser den passenden Spender«, resümierte Kristina, während sie sich an den Griff über der Tür klammerte, weil Winkler scharf in die Ausfahrt der Bundesstraße einbog. »Ist das nicht der Fall,
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