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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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von dem sonoren Pfeifen des Elefanten.
    »Wach auf, verflucht!«
    Ja, da war noch dieses Krächzen, das er schon wieder vergessen hatte. Der eigentliche Grund, der sein Bewusstsein aus der Versenkung geholt hatte.
    Daniel tat der Stimme den Gefallen. Es war unendlich mühevoll, aber er schaffte es und schlug die Augen auf, obwohl er bis zu dieser Sekunde der Überzeugung gewesen war, sie bereits offen zu haben.
    Die Dunkelheit wich einem diffusen Dämmerlicht. Es gab keinen Elefantengott. Das Pfeifen kam von jenseits einer fleckigen Wand, die er anstarren musste, weil er den Kopf nicht drehen konnte. Diese Erkenntnis ängstigte ihn bis ins Mark.
    Seine Umgebung wurde ihm mit jedem Atemzug bewusster. Während der Rest von ihm auf einem harten, kühlen Steinboden lag, hatte jemand seinen Kopf auf eine leere Pizzaschachtel gebettet. Aus dem Karton stiegen all jene Düfte, die ihn in seiner Ohnmacht geneckt hatten. Er hätte sich gern aufgerichtet, zumindest in eine weniger würdelose Position gebracht, aber die Glieder waren mit Blei gefüllt. Es fehlte ihm die Kraft, sie auch nur einen Millimeter zu bewegen.
    »Wo bin ich?«, fragte er mit einer Stimme, die ihm seltsam fremd vorkam.
    »In der Hölle«, kam die Antwort wie über ein Reibeisen geraspelt.
    Das zu hören, vervielfachte die Angst, vor allem, da die Ortsangabe frei von jeglicher Ironie erfolgt war. Warum konnte er sich nicht bewegen?
    »Wo?«, versuchte es Daniel erneut. Selbst das Sprechen war kräftezehrend, als befänden sich Tonnen von Schleim in seinem Rachen.
    Pizzakäse bis tief hinab in seiner Lunge.
    »Nicht übel, das Zeug, das er dir verpasst hat, was? Dafür hat Arthur ziemlich tief in seinen Arzneischrank gegriffen, schätze ich. Deine Muskulatur ist so was von entspannt, und ich hoffe inständig für mich, dass sich das Mittelchen nicht auch auf deinen Schließmuskel auswirkt.«
    Das Tier mit der Menschenstimme befand sich in Daniels Rücken und schien keine Ambitionen zu haben, sich in sein Sichtfeld zu begeben. Er hörte es lautstark schlucken, wie ein Kamel am Wasserloch nach drei Wochen in der Wüste.
    Auch ihn plagte der Durst. Schrecklicher Durst. Während er darüber nachdachte, wie sehr er das Tier um sein Wasser beneidete und wie rau sich seine Zunge anfühlte, kam er dahinter, woher er die röchelnde Stimme kannte.
    Kein Tier! Achterberg!
    Er hatte den Biologen gefunden. Gewissermaßen. Und sich dabei selbst verloren. In der Hölle. Er befand sich irgendwo in dieser verfluchten Villa. Womöglich hatte der alte Kasten geheime Kellerräume, die noch nicht einmal die Spurensicherung entdeckt hatte?
    Doch Kristina würde ihn finden. Es konnte nicht anders sein. Sie war jemand, der nicht aufgab, kein Kopfschütteln akzeptierte, und wenn es sein musste, Osswalds Landsitz höchstpersönlich Stein für Stein abtrug, um ihn zu retten. Verdammt, warum hatte er ihr nicht Bescheid gegeben!
    Die Verzweiflung durfte jetzt nicht die Oberhand gewinnen. Die Rote Zora stand sicher schon vor der Tür, mit der kompletten Räuberbande im Schlepptau, um ihn rauszuhauen.
    Der Regen trommelte wütend auf das Vordach. Noch immer kreiselte das Blaulicht. Von fern brüllte der Donner durch die Wolkenberge. Es war kalt geworden. Wann hatte Kristina zuletzt an eine Jacke gedacht? Sie rubbelte über ihre bloßen Arme. Wenn sie schon bibberte wie ein nackter Hund, wie reagierte wohl Schwarz auf den Temperatursturz?
    Ralf tauchte neben ihr auf. »Alles sauber«, sagte er.
    Zum wievielten Mal, seit sie reingegangen waren?
    »Mach die Meldung an Decher«, trug sie ihm auf.
    Die Villa war verlassen. Sie waren zu spät. Bruno Schwarz war hier gewesen, daran hegte sie keinen Zweifel. Dafür musste sie nicht extra die KTU bemühen. Vermutlich hatte Daniel ihn aufgeschreckt und er sich entschieden, umzuziehen. Mit dem ganzen Tross. Seinen Geiseln. Den Fettreserven. Nur die Zentrifuge hatte er zurückgelassen, zusammen mit anderweitigen Utensilien. In einem der Kellerräume hatte er Achterberg ein provisorisches Labor einrichten lassen. Um das alles einzupacken, hatte allem Anschein nach die Zeit gefehlt. Der Architekt war überstürzt aufgebrochen. Nur wohin? Und mit welchem Auto?
    »Decher ist unterwegs«, erklärte Ralf. »Sampo erreiche ich nicht.«
    »Lass uns im Wagen warten«, schlug sie vor.
    Erste Blitze zuckten bedrohlich über die nahen Bergrücken.
    Nach den fünf Metern bis zum Auto war Kristinas Träger-Shirt völlig durchnässt. Augenblicklich beschlugen die

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