Die Kälte in dir (German Edition)
Lorenz’ Auto gefunden
, überlegte sie. Ein weiteres Indiz dafür, dass Schwarz sich dort eingenistet hatte.
»Lass uns den Wagen in der Garage durchsuchen, bis die anderen eintreffen. Vielleicht finden wir einen Hinweis, der uns weiterhilft.«
Beide blickten sie hinaus in den Regen.
»Ich mach das«, bot Ralf an, und Kristina nickte dankbar.
Sie reichte ihm Osswalds Schlüsselbund, und er stieg aus und rannte hinüber zur Garage. Kristina wischte über die angelaufenen Scheiben und sah ihm hinterher. Heftige Windstöße ließen nicht zu, dass er die Strecke in einer geraden Linie schaffte. Bis er das Garagentor geöffnet hatte, war er nass bis auf die Knochen.
Kristina hasste es, untätig vor der Villa ausharren zu müssen. Auf Eis gelegt, darauf angewiesen, dass etwas geschah, das eine weitere Spur bereithielt. Eine Schnitzeljagd, bei der der Gejagte bestimmte, wohin es ging.
Warum hatte Daniel sie nicht ins Vertrauen gezogen und sich stattdessen allein aufgemacht, diesen Wahnsinnigen zu stellen?
Ralf kam nach fünf Minuten zurück. Er schüttelte den Kopf und bespritzte sie dabei mit den eisigen Regentropfen, die in seinem Haar hingen. »Nichts Verdächtiges, aber wir liegen richtig.« Er hielt ihr den vom Regen aufgeweichten Fahrzeugschein hin, der auf den Namen Arthur Lorenz ausgestellt war.
»Warum hat Schwarz die Wagen ausgewechselt?«
»Er hätte beide Autos dort unterbringen können, aber er wollte nicht riskieren, dass das jemand entdeckt«, schlug Ralf vor.
»Trotzdem ging er das Risiko ein, sie auszutauschen.«
Kristina rief sich den Mann im Mantel in Erinnerung. Was wusste sie über ihn, über sein Handeln, darüber, wie er dachte?
Das Gebläse kämpfte auf den Scheiben mit der Feuchtigkeit, die Winkler ins Auto geschleppt hatte. Kristina fiel etwas ein, und sie wählte Sampos Nummer. Zu ihrem Bedauern bekam sie nur die Mailbox ans Ohr. Ein Funkloch – das Unwetter oder gar ein entwurzelter Baum?
Ralf tippte auf seinem Smartphone herum. Sie sah ihn von der Seite her an.
»Salzsäure«, sagte er, nachdem er ihren Blick bemerkte.
Es gab in der Tat wichtigere Rätsel zu lösen.
»Er wusste, wie er damit den GPS -Sender im Motorraum des Autos außer Gefecht setzen konnte. Aber er konnte unmöglich voraussehen, dass Daniel mit dem Dienstwagen hier auftaucht und er dieses Zeug zum Zerstören des Senders benötigt. Folglich hat er improvisiert. Das genommen, was da war, richtig?«
Kristina gab ihm recht. »Aber es gab keine Salzsäure in Osswalds Villa, das hat Sampo bestätigt. Konnte er das Ätzmittel aus der Autobatterie haben?«
Ralf schüttelte den Kopf. »Abgesehen davon, dass man die heutigen Batterien nicht mehr ohne Weiteres öffnen kann, ist die Säure in einer Autobatterie auch zu stark verdünnt. Er hat die Chemikalie woanders her.«
Erwartungsvoll betrachtete sie sein regennasses Konterfei, das vom kalten Licht des Mobiltelefons beleuchtet wurde.
Kurz erwiderte er ihren Blick, dann begann er vorzulesen: »Kropfkatarrh erkennen Sie an schlechter Futteraufnahme und einem vergrößerten Kropf, begleitet von Würgebewegungen. Wir empfehlen die Verabreichung von Pfefferminztee mit Salzsäure, um die Tätigkeit des Kropfes wieder anzuregen.«
»Woher hast du das?«, entfuhr es Kristina.
»Stichwortsuche ›Salzsäure auf dem Bauernhof‹, mit der Weiterleitung zu einem Ratgeber für medizinische Behandlung von Federvieh«, antwortete Ralf.
Im selben Moment erhellte ein gewaltiges Blitzlichtkonzert den Himmel. Wie ein Fingerzeig Gottes. Über das Maisfeld hinweg flammten die roten Dächer auf, die zu dem Gehöft gehörten, das sich vor dem Unwetter und dem schwarzen Wald dahinter duckte. Dort, wo man Hühner auch mal einen Kopf kürzer machte.
Ralf fluchte lauthals.
Der Baum lag quer über der Straße. Ein Durchkommen war unmöglich. Der einzige Weg, der um das Getreidefeld herum zum Hof der Mezgers führte, war ihnen versperrt. Und damit auch allen anrückenden Einheiten. Doch das spielte im Moment eine untergeordnete Rolle.
»Was nun?«, fragte Ralf.
»Wir gehen durch den Mais!«, entschied Kristina und betrachtete mit mulmigen Gefühl die Pflanzen, die sich der Wut des Orkans beugten. »Zumindest kann uns kein Baum erschlagen«, fügte sie an.
Ralf sah nicht erfreut aus. Selbst ein Maiskolben konnte bei über hundert Stundenkilometern Windgeschwindigkeit zum Geschoss werden. »Was, wenn wir uns irren?«
»Wie viele Möglichkeiten hatte er, wenn wir die Zeit
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