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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Putz bröckelte.
    Gefängnis?
Wie kam er darauf? Er ging wie selbstverständlich davon aus, dass die verwitterte Tür abgesperrt war. Verkniffen begutachtete er das windige Schloss. Eine alte, einfache Verriegelung, ins morsche Holz geschraubt, das schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hatte. Vier Schritte bis zu der wurmstichigen Tür. Er musste es probieren! Herausfinden, wohin der Killer ihn verfrachtet hatte. Ein Zeichen geben, damit Kristina erfuhr, wo sie nach ihm suchen musste.
    Die Geruchsmischung aus Mist, saurer Milch und nassem Gras war intensiv. Von der Milchküche zweigten zwei Türen ab. Eine führte in den Stall. Die Kühe hinter der Stahltür waren deutlich zu hören. Der Sturm beunruhigte das Vieh. Vielleicht war es auch die Anwesenheit des Beelzebubs, die sie mit den Klauen scharren und in lang gezogenen Tönen klagen ließ.
    Über die andere Tür würden sie ins Wohnhaus gelangen. Kristina wechselte einen Blick mit Ralf. Sie zitterte jetzt weniger, auch wenn alles, was sie an sich trug, klatschnass und kalt an ihr haftete. Ihr fester Blick war über den Lauf ihrer Heckler & Koch hinweg auf das dunkle Rechteck gerichtet, das sich im Halbdunkel vor der gekalkten Wand abzeichnete. Ihre Konzentration galt dem Mörder, der dahinter lauerte. Schwarz war hier und wartete auf sie.
    Ralf trat von der Seite her an die Tür und legte seine Hand auf die Klinke. Kristina nickte. Lautlos schwang die Tür nach innen. Ein Blitz sandte einen flackernden Lichtschein durch den Gang dahinter.
    »Vielleicht ist auch nur der Strom ausgefallen?«, wisperte Ralf.
    Vielleicht irren wir uns und machen uns gerade lächerlich, hier mit vorgestreckter Knarre einzudringen
, vollendete Kristina in Gedanken die Überlegung.
    Wie hätte Schwarz es machen sollen? Allein, mit seinen Gefangenen? Wie konnte dieser kranke, wahnhafte Mann sie alle in Schach halten?
    Sie dachte an den Traktor im Hof, an die Ladeschaufel, und wie gut sich darin Menschen transportieren ließen, die mit Sedativum vollgepumpt waren. Wie Schlachtvieh, bevor es an den Hinterbeinen an Haken aufgehängt wurde, um in einem gekachelten Raum zerteilt zu werden.
    Mit zwei schnellen Schritten war Kristina im Flur und drückte ihren nassen Rücken gegen die warme Wand. Die Donnerschläge waren zu einem anhaltenden, überlauten Grollen zusammengewachsen. Ein Crescendo der Urgewalten.
    Sie wartete drei Blitze ab, die für je einen Wimpernschlag den Gang ausleuchteten, und prägte sich ein, wo die Türen waren, die Kommode, die Garderobe mit den Latzhosen an den Haken und den Gummistiefeln darunter. Das antike Wagenrad mit dem Trockengesteck in der Nabe und der Treppenaufgang am Ende des Flurs. Die elektrischen Entladungen folgten kurz aufeinander. Das Unwetter befand sich direkt über ihnen.
    Sie mussten auf die Taschenlampe verzichten, aber vielleicht war das sogar besser. Kristina wollte so lange wie möglich unentdeckt bleiben, auch wenn eine innere Stimme ihr sagte, dass der Teufel längst wusste, wie nahe sie ihm war.
    Ralf folgte ihr, schob sich vor bis zur nächsten Tür. Kristina schloss auf, so wie sie es vor Jahren auf der Polizeiakademie gelernt hatte. Absicherung nach allen Seiten und vor allem den Partner sichern, wenn der vorrückte.
    Sie flankierten die Tür. Es war unmöglich zu hören, ob sich dahinter jemand befand, solange der Orkan so brüllend ums Haus jagte. Oder solange sich derjenige still verhielt. In Lauerstellung.
    Bevor Kristina die Tür aufstoßen konnte, flammte das Blitzlicht erneut durch den Flur. Ihr Atem stockte. Auf dem Treppenabsatz stand eine Gestalt. Kristina versuchte, im Dunkeln Ralfs Blick aufzufangen. Er konnte die Silhouette nicht gesehen haben, weil er dem Treppenhaus den Rücken zukehrte. Der Lauf seiner Dienstwaffe war weiterhin auf die Tür vor ihnen gerichtet, die sie im Begriff waren aufzustoßen.
    Kristina wies mit dem Kinn in die Richtung, konnte aber nicht erkennen, ob er verstand. »Hinter dir!«, schrie sie in den dröhnenden Donner hinein.
    Ralf wirbelte herum und ging gleichzeitig in die Knie. Wie zum Dank für seine Pirouette schoss der nächste Blitz vom Himmel und erhellte das Szenario. Der Treppenaufgang war leer.
    »Was?«, zischte Ralf.
    »Da war jemand auf der Treppe.«
    »Sicher?«
    Nein, verdammt!
Wie konnte sie sicher sein? Vor allem, was die Axt betraf …
    »Vermutlich«, antwortete sie und es klang wenig überzeugt.
    Der nächste Blitz ließ auf sich warten.
    »Ich rücke vor«, zischte Ralf.
    Er

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