Die Kälte in dir (German Edition)
die sauber weggespült«, lamentierte er.
Der Brandmeister hob entschuldigend die Schulter. Er hatte keine andere Möglichkeit, das Feuer einzudämmen. »Wird noch eine Weile dauern, bis Sie sich da reinwagen können«, belehrte er den Kriminaltechniker.
Kristina nahm Sampo beiseite. »Wir hatten gestern keine Gelegenheit mehr und heute … Na ja, du siehst es ja selbst. Habt ihr noch was in der Villa gefunden?«
Er nickte und sprach gerade laut genug, um den Lärm der Löschkräfte zu übertönen. »Im Safe lag neben Wertpapierobligationen unverhältnismäßig viel Bargeld. 9 0 000 Euro.«
»Was hältst du davon?«, fragte sie, weil sich in der Vergangenheit seine Einschätzungen oftmals als hilfreich erwiesen hatten.
»Mit dieser Summe ist man in jeder Hinsicht für alle Eventualitäten gerüstet, wenn du mich fragst. Angst und der Drang zur Flucht liegen nahe beieinander.«
Da konnte etwas dran sein.
»Nehmt euch erst mal das Umfeld vor, vielleicht liegt irgendwo ein Kanister rum«, ordnete Kristina an, und Sampo tippte sich mit zwei Fingern gegen die Schläfe.
»Übrigens, draußen wartet die Presse auf dich«, richtete er aus und begab sich mit seinen beiden Kollegen an die Arbeit.
Im Gegensatz zu dem Mord in der Abgeschiedenheit des Schwäbischen Waldes war der von Sirenengeheul begleitete Einsatz im Industriegebiet des Waiblinger Südens den Medienvertretern nicht verborgen geblieben. Ebenso wenig wie die Wasserdampfsäule, die seit Beginn der Löscharbeiten weithin zu sehen war. Nachdem nun noch die Spurensicherung in ihren auffälligen weißen Einwegüberzügen angerückt war, durfte für die Journalisten auf der anderen Seite des Zauns offensichtlich sein, dass der Brand auf dem Wertstoffhof noch eine weitere Schlagzeile bereithielt.
Kristina hatte keinesfalls vor, auch nur ein Wort an die wartenden Journalisten zu verlieren. Wenn nötig, würde es dazu eine Pressekonferenz geben, ansonsten konnte die zuständige Abteilung im Präsidium eine Stellungnahme abgeben.
Franz Schweizer hingegen fühlte sich wohl dazu berufen, den Reportern Rede und Antwort zu stehen. Er rückte seinen Krawattenknoten zurecht und wandte sich ab.
Kristina umfasste seinen Oberarm und hielt ihn zurück. »Kein Wort über die Leiche!«, verlangte sie.
Irritiert sah der Leiter der Abfallwirtschaft auf ihre Hand, als befürchte er, dass die Finger in seinem Jackettärmel nicht zu beseitigende Falten verursachten.
Sie ließ ihn los, ohne die Unnachgiebigkeit aus ihrem Blick zu nehmen. Er strich den Stoff glatt und rückte die Manschette seines weißen Hemds zurecht.
»Ich halte mich an die Fakten«, gab er ihr zu verstehen und strebte der Einfahrt zu.
»Schnösel«, kommentierte Sonja.
Sampo winkte ihnen von der gegenüberliegenden Seite des Areals zu. Er stand direkt an der Umzäunung an einem Bereich, der jenseits des Gitters mit einer übermannshohen Hecke bewachsen war. Kristina und Sonja eilten zu ihm. Schon aus zehn Metern Entfernung war zu erkennen, was der Forensiker ihnen zeigen wollte. Die Sträucher, die dort zum Teil mit dem Metallzaun verwuchsen, waren an der Krone deutlich eingedrückt.
»Ich habe Holger rausgeschickt, damit er sich das von der anderen Seite aus ansieht. Das hier scheint mir die Stelle zu sein, wo jemand auf das Gelände geklettert ist.«
Durch die Löcher im Blattwerk konnte man einen Feldweg erkennen, der parallel zur Umzäunung verlief. Es war die Zufahrt zu den Schrebergärten, die sich dahinter, in Parzellen aufgeteilt, bis zur Bundesstraße erstreckten.
»Vielleicht finden wir Reifenabdrücke«, sagte Kristina.
»Ich will dir nicht zu viel Hoffnung machen. So trocken und hart, wie die Erde momentan ist, wäre das ein großer Zufall.«
»Aber wir sind uns doch einig, dass dort jemand ein Fahrzeug mit entsprechender Höhe abgestellt hat und über das Dach oder eine Ladepritsche auf das Gelände gelangt ist?«
»Der heruntergedrückte Zaun und die abgebrochenen Zweige lassen sich durchaus so interpretieren. Aber einen Toten auf diesem Weg auf den Wertstoffhof zu schaffen, halte ich für unwahrscheinlich. Selbst wenn man zu zweit ist«, wandte Sampo ein.
»Mehrere Täter. Das spräche tatsächlich für eine organisierte Aktion«, gab Sonja zu bedenken.
Kristina sah nachdenklich über den Platz. »Oder unser Opfer hat noch gelebt und ist freiwillig über Hecke und Zaun geklettert.«
Kristina war auf dem Weg ins Besprechungszimmer, um mit den Ermittlern die jüngsten Entwicklungen
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