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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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und das weitere Vorgehen zu erörtern, bevor sie alle in den Feierabend schicken wollte. Das Wochenende würde ohnehin ausfallen, da sollte das Team wenigstens am Samstagmorgen ausgeruht antreten. Vielleicht konnte sie auch Finckh dazu bewegen, seinen Urlaub zu verschieben.
    Auf dem Gang kam ihr Kurt Retter entgegen. Sie konnte an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft sie den Direktor seit ihrer Zeit in der Direktion Waiblingen außerhalb seines Büros angetroffen hatte. Ihre Verwunderung über die unerwartete Begegnung ließ sich nicht verbergen. Hatte die Nachricht über eine zweite Leiche innerhalb von 24 Stunden ihren Vorgesetzten dazu bewogen, sich unmittelbar Informationen zu holen und womöglich sogar an der Lagebesprechung teilzunehmen?
    Hinter ihrem groß gewachsenen Chef entdeckte sie einen jungen Mann mit verdrossenem Gesichtsausdruck.
    »Oberkommissarin Reitmeier, gut, dass ich Sie noch erwische! Ich treffe mich gleich mit dem Staatsanwalt, weshalb wir Ihren Bericht über den aktuellen Stand der Ermittlung sowie über den jüngsten Vorfall später nachholen. Daher in aller Eile, das ist der Kollege Wolf.«
    Überrumpelt blieb Kristina auf Abstand.
    Wolf machte ebenfalls keine Anstalten, ihr die Hand zu reichen. Er war ungefähr so groß wie sie und durchaus attraktiv. Die Statur glich eher der eines Joggers als der eines Gewichthebers. Sein dunkles Haar war verstrubbelt, die Nase ein bisschen schief. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt, aber keine Dienstwaffe am Gürtel. In seinem Blick lagen Zurückhaltung und Trotz.
    »Herr Wolf steht Ihnen in den nächsten Wochen als Fahrer zur Verfügung«, verkündete Retter beiläufig, als bedürfe es keiner weiteren Erklärung. Dann tippte er auf seine Armbanduhr, drängte sich an ihr vorbei und strebte dem Ausgang zu.
    Kristina sah ihm hinterher, rang nach den passenden Worten, doch der Polizeidirektor war längst um die Ecke verschwunden. Kalt erwischt drehte sie sich nach dem Mann um, der ihr so abrupt aufgedrängt worden war.
    Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich an die grau gesprenkelte Wand des Flurs und musterte sie abschätzend mit braunen Augen.
    »Klären Sie mich auf«, verlangte sie.
    »Worüber?«, erwiderte Wolf. »Ich bin nur der Fahrer.«

4
    Daniel saß auf der harten Bank im Wartebereich der Waiblinger Polizeidirektion und trank Kaffee aus dem Automaten. Den dritten, seit er hier hockte. Das Gebräu war erträglich, auch wenn er lieber etwas Erfrischendes gehabt hätte. Der Wasserspender war leider leer.
    Offensichtlich war hier etwas am Laufen, ein Mordfall. So viel hatte er aufgeschnappt. Die Nervosität deshalb war im Kommissariat spürbar. Vor allem bei der leitenden Ermittlerin, die ihn kurz angebunden an dieser Stelle abgesetzt hatte, bevor sie zu ihrer Besprechung abgedüst war. Wie alt mochte sie sein? Mitte dreißig? Die Frau war hübsch, mit ihren roten Haaren und den hellgrünen Augen. Ganz abgesehen von ihrer Figur. Breite Schultern und lange Beine.
    Er blinzelte träge. Die Hitze machte ihn schläfrig, außerdem knurrte sein Magen. War er hungrig, wurde er unausstehlich. Doch das machte nun auch nichts mehr. Seit seiner Beurlaubung war die miese Laune ohnehin zu seinem ständigen Begleiter geworden.
    Wegen des überstürzten Aufbruchs nach dem Anruf seines Chefs war das Frühstück ausgefallen. Und auch der Sex. Aber der war ohnehin nur zum Vergessen und als Ventil für seine Frustration gewesen und konnte auf Dauer keine Lösung sein.
    Nach einem klärenden Gespräch mit seinem Chef in der Stuttgarter Direktion war er unverzüglich nach Waiblingen geschickt worden. Damit war auch das Mittagessen zu kurz gekommen. Hier sollte er Gelegenheit finden, an sich zu arbeiten. Doch davon spürte Daniel noch nichts.
    Wenn er sich in Waiblingen gut machte, konnte das zu einem positiven Vermerk in seiner Akte führen, hatte sein Vorgesetzter betont. Ob ihm das wirklich half, seine aktuelle Situation zu verbessern, dazu wollte Linnemann keinen verbindlichen Kommentar abgeben. Allerdings hatte er deutlich gemacht, dass Daniel keine andere Wahl blieb.
    Degradiert zum Fahrer einer Kommissarin! Keine Einmischung in laufende Ermittlungen, nur Fahrdienst, wann immer dieser benötigt wurde. So lauteten die Anweisungen, und damit sollte er die Zeit bis zur Anhörung überbrücken. Wenn sie ihn sein Studium nicht wieder aufnehmen ließen, war er wirklich am Arsch.
    Daniel verbot sich, weiter darüber nachzugrübeln. Noch hatte das

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