Die Kälte in dir (German Edition)
Schickimicki-Gesellschaft von Waiblingen, die allerdings mit der Münchner High Society nicht ganz mithalten konnte. Diese überdrehten Leute mit ihren kokaingepuderten Näschen hatte Kristina zum Glück hinter sich gelassen. Ihre Dienstzeit bei den Kollegen der bayerischen Landeshauptstadt war nicht die beste gewesen. Sieben Jahre waren seit ihrer Versetzung in den Südwesten bereits vergangen, und noch immer dachte sie mit Beklemmung daran. Die Zeit rann ihr durch die Finger.
Sie musterte Wolf, der noch so vieles vor sich hatte, und verdrängte diese Gedanken aus ihrem Kopf.
Schwarz bewohnte die Dachgeschosswohnung, öffnete jedoch nicht auf ihr Klingeln. Auch bei den anderen Parteien reagierte niemand. Schweigend warteten sie auf Sampo. Kristina hätte Wolf gern gefragt, was er von der Aussage der Putzfrau hielt, aber sie ließ es bleiben. Konnte Jakub Piecek der Täter sein? Hatte er Egon Osswald in dessen Garten ermordet? Aber wieso? Um dessen Hab und Gut nach Rumänien zu verfrachten? Weshalb war das Haus dann nicht leer geräumt worden?
Gab es einen anderen Grund, warum die beiden Männer aneinandergeraten waren? Piecek hatte den Toten offenbar im Garten liegen lassen, selbst wenn er nicht der Mörder war. Und wie passte Bruno Schwarz ins Bild?
Siedend heiß fiel ihr etwas ein. Sie fingerte ihr Handy aus der Hosentasche. »Hallo, Sonja! Ist diese Frau Walz aufgetaucht?«
»Nein, bei mir nicht, aber sie sollte sich ohnehin direkt an dich wenden«, antwortete ihre junge Kollegin.
»Ich befürchte, sie hat sich nicht blicken lassen, aber ich will ihr nicht Unrecht tun. Versuch bitte, Sie zu erreichen.«
Wolf lehnte am Auto, das er direkt vor dem Haus geparkt hatte, und streckte die Nase in die Sonne. Er gab sich teilnahmslos, aber sie wusste, dass er die Ermittlungen mit gespitzten Ohren verfolgte.
Als sie die Verbindung unterbrach, kam Sampo die Straße hochgefahren, stellte den Wagen hinter ihrem ab und stieg aus, die verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase.
Ohne die Stupsnase würde er aussehen wie Daniel Craig.
»Macht euch keiner auf?«, fragte er mit einem Grinsen.
»Ich war guter Dinge, dass du den Schlüssel hast«, erwiderte sie.
»Es gibt keine Ehefrau, und er ist bei keiner Arbeitsstelle gemeldet. Leider konnte ich auf die Schnelle auch nicht rausfinden, ob es eine Hausverwaltung gibt. Hast du es bei den Nachbarn probiert?«
Kristina nickte. Sie gingen zur Haustür. Glas und Alu dominierten den Eingangsbereich. Über den Klingelschildern gab es eine Kamera. Sie versuchte es erneut und drückte alle Knöpfe. Keine Reaktion.
»Was machen wir?«, fragte Sampo.
»Kriegst du die Tür auf?«
»Ist Gefahr in Verzug?«
Kristina schob die Unterlippe vor.
Der Forensiker studierte den Schließzylinder. »Nicht, ohne was kaputt zu machen.«
Sie sahen sich an.
»Doch besser die Hausverwaltung«, schlug sie vor.
Der Staatsanwalt hätte sicher keine Freude damit, wenn sie gewaltsam eindrangen. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass das Appartement von Bruno Schwarz ein Tatort sein könnte. Dieser Gedanke beunruhigte sie. War der Architekt in seiner Wohnung ermordet und dann zum Verbrennen auf den Wertstoffhof verfrachtet worden?
Falls es sich so zugetragen hatte, konnte es kein Einzeltäter gewesen sein.
Sampo zog das Handy aus der Tasche und telefonierte mit einem seiner Mitarbeiter. »Kann dauern«, erklärte er, nachdem das Gespräch beendet war.
Kristinas Unruhe wuchs. Sie wollte diesen Ort nicht unverrichteter Dinge verlassen.
Sampo spähte über ihre Schulter hinweg. »Wo ist dein Neuer?«
Sie folgte seinem Blick. Wolf stand nicht mehr beim Auto.
»Vielleicht eine rauchen?« Irritiert sah sie sich um.
Plötzlich öffnete sich in ihrem Rücken die Eingangstür des Appartementhauses. Daniel Wolf grinste frech durch die Glastür.
»Wie …«
»Über den Garten. Die Bewohnerin von unten liegt auf ihrer Terrasse in der Sonne und hat deshalb das Läuten überhört. Sie war so freundlich, mich durch ihre Wohnung zu lassen.« Er hob seinen Dienstausweis hoch, um zu zeigen, dass sein Einsatz mit legalen Mitteln erfolgt war.
Im ersten Moment war Kristina sauer, weil er wieder eigenmächtig gehandelt hatte, aber dann nickte sie anerkennend.
Zu dritt stiegen sie das lichtdurchflutete Treppenhaus bis zur Dachgeschosswohnung hinauf. Kristina versuchte es erneut mit der Klingel, ohne Erfolg.
»Und jetzt?«, fragte Sampo.
»Sind wir genauso weit wie vorher, es sei denn, der junge Herr
Weitere Kostenlose Bücher