Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
Vom Netzwerk:
klettert übers Dach.«
    Sie hatte keinerlei rechtliche Handhabe, lediglich die nicht identifizierte Brandleiche eines Mannes, vor dessen Wohnungstür sie möglicherweise gerade stand. Reichte das, um den Staatsanwalt zu überzeugen? Sie wandte sich von den beiden Männern ab und wählte Pokornys Nummer.
    Er klang, als hätte er auf ihren Anruf gewartet. Dass sie noch keinen Täter für ihn hatte, machte ihn nicht empfänglicher für ihr Anliegen, aber nach drei Minuten willigte er ein. Kristina trennte die Verbindung. Wolf und Sampo blickten ihr erwartungsvoll entgegen.
    »Wir gehen rein!«
    Das Schloss hielt Sampos Werkzeug fünf Minuten lang stand.
    Die Luft in der Wohnung war heiß und abgestanden. Hell strahlte die Sonne durch die Dachfenster. Das Interieur innerhalb der weißgetünchten Wände war minimalistisch. Von Bruno Schwarz fehlte jede Spur. Nicht nur physisch. Das großzügig geschnittene Appartement war nichts weiter als ein Showroom ohne Persönlichkeit. Umzugskartons türmten sich unausgepackt in den Ecken. Die Schränke waren leer, auf den Kommoden standen keinerlei
Accessoires
. Die weitläufige Dachterrasse war nicht bepflanzt, nur mit einer einsamen, verblichenen Teakholzliege bestückt.
    Der Architekt lag nicht tot im Schlafzimmer oder in der Badewanne. Aber das war kein Trost. Das steigerte lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass die verbrannte Leiche in der Waiblinger Pathologie bald einen Namen bekam.
    Sampo kam aus dem Bad mit einer Zahnbürste und einem Haarbüschel, jeweils sauber in einer Tüte verpackt. Dem DNA -Abgleich stand nichts mehr im Weg. »Ich bringe das gleich ins Labor, dann wissen wir innerhalb der nächsten Stunde Bescheid, ob meine Leute hier anrücken müssen oder nicht«, erklärte er und verschwand.
    Wolf stand unterdessen im Wohnzimmer und betrachtete die leeren Wände. »Dieser Schwarz hat nicht wirklich hier gewohnt. Die Küche weist kaum Gebrauchsspuren auf. Keine Vorräte, wenig Geschirr. Nur das Bett sieht benutzt aus.«
    Sie folgte ihm ins Schlafzimmer. Das Fenster war geschlossen, die Vorhänge – die einzigen in der ganzen Wohnung – zugezogen. Die Bettdecke war übertrieben dick. Die Luft in dem Raum mit der Dachschräge war unerträglich heiß.
    »Die Wohnung erinnert an Osswalds Domizil. Edles Ambiente, nichts davon abgewohnt, alles akribisch sauber, keine persönlichen Gegenstände, keine Bilder von der Familie. Zweckmäßig und anonym. Es gibt nicht einmal einen Computer oder ein Zeichenbrett. Der Mann ist Architekt, wo ist sein Arbeitszeug? Selbst wenn er noch ein Büro hat, sollten nicht wenigstens irgendwelche Pläne oder Blaupausen hier rumliegen? Von mir aus Fachliteratur oder irgendwas, was an seine Profession erinnert? Oder an eine andere Leidenschaft. Gibt es tatsächlich Menschen, die so leben?«
    »Wenn ich da an meine Bude denke … Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht«, murmelte Wolf.
    Wolf hatte recht. Etwas war faul in dieser Wohnung. Egon Osswald hatte immerhin seinen geheimen Schrein im Keller gehabt. Aber hier gab es nichts.
    »Hallo!«, rief jemand im Gang und ließ Kristina zusammenzucken.
    Sie ging zurück auf den Flur.
    Im Treppenhaus stand eine Frau in einem grellbunten Strandkleid und spähte durch den Spalt der offenen Wohnungstür.
    »Die Nachbarin von unten«, flüsterte Wolf hinter Kristina.
    Sie ging der Frau entgegen und wies sich aus.
    »Ist Herrn Schwarz etwas passiert?«, fragte die Frau, die ihr Gesicht hinter einer dicken Sonnenbrille versteckte.
    Sie trug das schwarze Haar zu einem Dutt hochgesteckt. Die Stirnpartie war vom übermäßigen Sonnenbaden stark gerötet. Schweißtröpfchen glänzten auf ihrer Nase, die viel zu perfekt aussah, um echt zu sein.
    »Darf ich nach Ihrem Namen fragen?«
    »Marthaler, Evelyn. Was ist denn geschehen?« Sie schob die Sonnenbrille ins Haar und versuchte, an Kristina vorbei einen Blick in die Wohnung zu erhaschen.
    »Frau Marthaler, wann haben Sie Bruno Schwarz zuletzt gesehen?«
    Die Nachbarin des Architekten verzog den Mund. »Letztes Wochenende, ich bin mir aber nicht sicher. Wissen Sie, er war lange im Ausland. Afrika, glaube ich. Kam erst vor ein paar Wochen wieder zurück. Wir wohnen noch nicht so lange hier, sind erst nach ihm eingezogen. Hatten ihn daher nie gesehen. Plötzlich war er da, dann wieder weg. Da macht man sich keine Gedanken. Alles in allem bin ich ihm vielleicht dreimal im Treppenhaus begegnet, oder in der Tiefgarage. Er hat nie viele Worte verloren.«
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher