Die Kälte in dir (German Edition)
fährt er für ein Auto?«
»Sein Wagen steht unten, wenn Sie das meinen.«
»Hat er eine Putzfrau?«
»Bevor er zurückkam, schaute ab und an jemand nach der Wohnung. Eine ältere Frau. Ich nahm immer an, es wäre seine Mutter.«
»Aber Sie haben nie mit ihr geredet? Sie oder Ihr Mann?«
»Mein Mann … Nein, ich bin nicht verheiratet. Ich lebe mit meiner Freundin zusammen. Sie wird Ihnen aber auch nicht mehr sagen können.«
»Ist sie da?«
»Auslandsreise, leider. Sie ist Journalistin.«
»War diese Woche jemand anderes im Haus oder in Schwarz’ Wohnung, oder hat sich jemand nach ihm erkundigt?«
»Hören Sie, Frau Kommissarin, ich arbeite den ganzen langen Tag in meiner Werbeagentur in Stuttgart und bin abends froh, wenn ich privat niemandem begegne und vor allem, wenn mich am Wochenende niemand auf meiner Terrasse stört.« Sie warf einen vernichtenden Blick über Kristinas Schulter hinweg auf Wolf. »Ich fühlte mich lediglich genötigt, hier oben nach dem Rechten zu sehen, nachdem Ihr junger Kollege vorhin so unverblümt in meinem Garten auftauchte. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich hätte nicht hier heraufkommen brauchen, um mir Löcher in den Bauch fragen zu lassen.«
»Seien Sie versichert, Frau Marthaler, wenn Sie nicht zu uns gekommen wären, hätte wir Sie auf Ihrer Sonnenterrasse besucht und Ihnen genau dieselben Fragen gestellt.«
Der Autopsiebericht des Brandopfers lag immer noch nicht auf Kristinas Schreibtisch, als sie zurückkamen. Es stand fest, dass Benzin verwandt worden war, aber das war keine große Überraschung. Dafür hatte Sampo den DNA -Abgleich fertig. Das genetische Material, das er aus der Wohnung von Bruno Schwarz mitgenommen hatte, stimmte mit dem des verbrannten Körpers überein. Die Spurensicherung war nun in der Wohnung des Architekten zugange. Nach einer ersten Rückmeldung waren keinerlei Kampf- oder gar Blutspuren gefunden worden. Falls der Architekt in seiner Wohnung überfallen worden war, hatte er sich nicht gewehrt.
Kristina hatte das untrügliche Gefühl, dass auch sonst nichts Nennenswertes gefunden werden würde. Vorerst blieben also nur Spekulationen, doch die Wahrscheinlichkeit wuchs, dass Schwarz nach der Vernissage Donnerstagnacht, freiwillig oder unfreiwillig, das Industriegebiet im Waiblinger Süden aufgesucht hatte.
Hatte der Architekt Jakub Piecek möglicherweise Tipps gegeben, an welchen Stellen es etwas zu holen gab? Als Architekt kam er immerhin rum. Hatte es Streit zwischen den Männern um die Bezahlung für solche Dienste gegeben? Und wie passte Osswald ins Bild?
Kristina musste noch einmal mit Ilona Piecek reden und darauf hoffen, dass die Frau nicht auf ihr Aussageverweigerungsrecht pochte. Es galt, alles daranzusetzen, den flüchtigen Ehegatten zu finden. Das dürfte schwierig genug werden, sollte er sich nach Rumänien abgesetzt haben.
Kristina hatte ihr Team mit der klaren Anweisung heimgeschickt, sich auszuruhen. Wer am nächsten Tag kam, obwohl es Sonntag war, tat dies freiwillig.
Durch die Glasscheibe in der Tür betrachtete sie Wolf, der auf der Bank im Gang hockte und seine Schuhspitzen studierte. Er war nicht erpicht darauf, auch am Sonntag den Fahrer für sie zu spielen, das hatte sie ihm angemerkt.
Sonja Lachenmeier hatte beim Versuch, Carola Walz ausfindig zu machen, kein Glück gehabt. Die Frau wohnte zusammen mit ihrer Mutter in Stuttgart. Doch die alte Frau konnte laut Sonjas kurzem Bericht keine Aussage darüber machen, wo ihre Tochter sich momentan aufhielt. Das war eine Baustelle, um die sich Kristina noch kümmern wollte, und dazu brauchte sie ihren Fahrer.
Aber vorher musste sie endlich ein Ferngespräch führen, das sie schon viel zu lange vor sich hergeschoben hatte.
Louise Osswald klang so nah, als säße sie im Nachbarbüro. Dabei trennten sie ein Ozean und ein ganzer Kontinent. Die Frau in Kanada wirkte nicht überrascht, nachdem Kristina sich vorgestellt hatte. Als hätte sie damit gerechnet, von der Polizei zu hören. Womöglich saß sie gerade beim Frühstück, während Kristina selbst den Sonnenuntergang herbeisehnte, um diesen ermüdenden Tag und die Hitze hinter sich zu bringen.
»Ich muss Ihnen leider eine traurige Mitteilung machen.« Es waren immer wieder die gleichen Worte, aber noch nie hatte Kristina sie ins Telefon gesprochen. Bislang war sie gezwungen gewesen, den Leuten dabei in die Augen zu sehen.
»Mein Vater?« Man hörte ihr an, dass ihr die einstige Muttersprache nach zwanzig
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