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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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und wahrscheinlich spielte es auch keine Rolle, ob der Biologe nun ein paar Stunden mehr oder weniger Vorsprung hatte.
    »Das würde mich wundern«, streute Daniel deshalb ein. Eine sanfte Provokation, die unbestraft blieb.
    Das Fahrzeug ging in eine scharfe Kurve, was er aufgrund der Fliehkräfte bemerkte, die eine leichte Verlagerung des Gewichts auf seinem Brustkorb zur Folge hatten. Leider keine Erleichterung.
    »Es wäre mir arg, auf die Kohle zu verzichten, die ich keinesfalls zurückbekomme, wenn er in den Knast wandert. Sei dir also versichert, wir sind schneller.«
    Konnte es möglich sein, dass der Spatz persönlich diese ungewöhnliche Unterhaltung mit ihm führte? Kirill Worobjow, der Mafiaboss. Darjas Vater. Dann musste der Biologe schon ordentlich tief in der Scheiße stecken, wenn der Oligarch sich selbst um seine Schuldner kümmerte.
    Daniel hatte genug gehört, was Achterberg betraf. Jetzt musste er um sein Leben spielen.
    »Ich könnte euch einen Tipp geben, falls wir kurz vor dem Zugriff stehen.«
    Das Lachen war schlimmer als der bedrohliche Tonfall. »Ich rätsele schon die ganz Zeit, wieso du überhaupt mit diesem Fall betraut worden bist. Meinen Informationen nach bist du suspendiert.«
    »Möglich, dass dein Spitzel im Stuttgarter Präsidium nicht auf dem neuesten Stand ist. Du hast nichts zu verlieren, wenn du mich laufen lässt, aber eine Menge zu gewinnen.«
    Das Schweigen dauerte unerträglich lange. In dieser Ewigkeit war nur das Fahrgeräusch zu hören. Und das Rauschen seines Bluts in den Ohren.
    »Wenn ich dich nicht töte, dann nur aus einem einzigen Grund«, verkündete Worobjow und baute eine weitere theatralische Pause ein, in der Daniels Eingeweide zu einem Klumpen Eis schrumpften. »Weil ich es ihr versprochen habe!«
    Ilona Piecek kam Kristina auf dem Flur entgegen. Die Frau war in der Wut über die polizeiliche Ermittlung gegen ihren Mann gewachsen. Sie krümmte sich nicht mehr vor der Exekutive. Kristina musste an die Worte von Bianca Novák denken, die sich von Egon Osswald verflucht fühlte, nachdem er sie in seinem geheimen Kellerschrein erwischt hatte. Eben diese Assoziation verursachte die Frau des Hauptverdächtigen nun bei ihr.
    Sie belegt mich mit einem Fluch, weil sie mich dafür verantwortlich macht, dass ihr Leben von einem Moment auf den anderen aus den Fugen geraten ist.
    Dabei war es nicht Kristina, die Menschen tötete, sie versuchte es aufzuhalten.
    Sie wusste nicht, ob die Vernehmung von Ilona Piecek zu weiteren Erkenntnissen geführt hatte. Auch nicht, was Decher im Detail hinterfragt hatte. Sie war nur an einer Sache interessiert und scheute sich trotz der ablehnenden Haltung nicht, Ilona in den Weg zu treten und sie darauf anzusprechen.
    »War Ihnen oder vielmehr Ihrem Mann Egon Osswald schon vor Ihrer Anstellung in dessen Villa bekannt? Hat Jakub wegen der Attpoes Corporation früher mal seinen Job verloren?«
    Der Flüchtige war zwar nicht in Osswalds Liste geführt, aber das mochte nichts heißen. Ihre Überlegung in diese Richtung bewirkte eine kaum merkliche Regung bei der Frau.
    »Das liegt über fünfzehn Jahre zurück«, erwiderte sie zögernd. »Wen schert das heute noch? Ich habe das Ihrem Kollegen schon alles erzählt.«
    Kristina ließ sich von der letzten Bemerkung nicht beeindrucken. »Bekam er deshalb die Gärtnerstelle? Gewissermaßen als Wiedergutmachung?«
    Ilona Piecek presste einen trockenen Lacher aus ihrem schmalen Brustkorb. »Wenn dem so war, hat der Dicke keinen Grund gesehen, es zu erwähnen. Muss ich mit Ihnen den ganzen Sermon jetzt aufs Neue durchgehen?«
    Kristina schüttelte den Kopf. »Nur eine letzte Frage. Wie kam Jakub an diesen Job?«
    »Osswald hatte inseriert. Zumindest glaube ich, dass es so abgelaufen ist.«
    Das konnte alles heißen. »Und hat er Ihnen darüber hinaus Geld angeboten?«
    »War das die allerletzte Frage?«, gab Ilona zurück und machte einen Schritt nach vorn.
    Kristina hinderte sie am Durchkommen. »Eine größere Summe?«
    »Osswald war nicht gerade als Wohltäter bekannt, oder?«
    Wieder keine eindeutige Antwort.
    Kristina bedankte sich bei der Frau und trat einen Schritt zur Seite. Ilona Piecek war anzusehen, dass sie nur darauf gewartet hatte. Vielleicht trieb sie auch die Nikotinsucht an, schnellstmöglich dieses rauchfreie Gebäude zu verlassen. Mit eiligen Schritten lief sie den Flur entlang, und Kristina verspürte einen Anfall von Mitleid.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der ihr eine

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