Die Kälte in dir (German Edition)
ihn bereithielt?
9 0 000 Euro!
Auch zwischen Schwarz und diesem Hannes Achterberg war Geld geflossen. Nach Auskunft der Banken könnten die 5 0 000 Euro des Architekten dazu gedient haben, um die Liquidität des Labors aufrechtzuerhalten. Aber konnte die Summe auch für etwas anderes gedacht gewesen sein?
Sie musste das mit ihrem Team diskutieren. Mit Sonja, Ralf und Sampo, bevor sie damit zu Decher ging. Werner hatte mit niemandem über die Trennung von seiner Frau gesprochen. Womöglich war das nicht sein einziges Geheimnis?
Gedankenversunken überquerte Daniel den kleinen Schlossplatz, ging vorbei an einer Bar, die ihre Gäste mit Liegestühlen und Cocktails lockte. Die Ausgelassenheit der Afterwork-Community, die sich mit dem billig angebotenen Alkohol in Feierlaune brachte, übte einen gewissen Reiz auf ihn aus.
Wann hatte er zuletzt ungezwungen auf den Putz gehauen? Sein Leben genossen, sich mit Freunden getroffen? Die Schwierigkeiten mit seiner Dienststelle und die bevorstehenden Verhandlungen vor dem Untersuchungsausschuss hatten auch eine gewisse Vereinsamung mit sich gebracht.
Vor ihm hielt ein schwarzer Kastenwagen ungünstig in einer Zufahrt zu einem der prägnanten Bürogebäude am City-Ring und verengte damit den Durchlass zwischen den Hauswänden auf einen Meter. Wenn Daniel in seine Wohnung wollte, musste er jedoch zwangsläufig daran vorbei.
Als sich die Schiebetür abrupt öffnete, erkannte er die Gefahr, aber es war zu spät, um zu reagieren.
Kräftige Pranken packten zu und rissen ihn in das Innere des Fahrzeugs. Die Tür flog so schnell ins Schloss, wie sie geöffnet worden war, und sperrte jeglichen Lichtstrahl aus. Die Dunkelheit war beängstigender als die Entführung.
Jemand warf ihn zu Boden, seine Arme wurden nach oben gedrückt und fixiert. Binnen einer Sekunde lastete ein tonnenschweres Gewicht auf seinem Brustkorb, das sein hektisches Luftholen einschränkte. Der Sauerstoffmangel und die Panik verursachten Schwindel. Wider der instinktiven Reaktion hörte er auf, sich zu wehren, damit er sich auf seine Atmung konzentrieren konnte. Er durfte auf keinen Fall das Bewusstsein verlieren.
Da war ein leises Atmen, irgendwo rechts von ihm.
»Habt ihr ihn schon verhaftet?«, wisperte eine raue Stimme mit russischem Akzent.
Für einen Moment lang wusste Daniel nicht, wer gemeint war. Dann sickerte die Erkenntnis in seine rasenden Gedanken.
»Achterberg …«
»Von wem reden wir sonst? Er ist verschwunden. Entweder hat er es geschafft abzutauchen, oder ihr habt ihn. Ist es nicht so?«
»Warum ist er für euch so wichtig?«, presste Daniel hervor. Das Reden fiel ihm schwer, sein Brustkorb war ein einziger Schmerz.
Er bekam einen Schlag ins Gesicht, konnte förmlich spüren, wie die Wunde auf der Stirn wieder aufplatzte.
»Wir stellen die Fragen!«, sagte die Flüsterstimme aus der Dunkelheit.
Vor seinen Augen hörten die Sterne auf zu tanzen, stattdessen glaubte Daniel, einen kaum wahrnehmbaren Schimmer zu erkennen. Seine Sehnerven passten sich langsam der Finsternis an. Es gelang ihm, Schemen zu erahnen. Er vermutete, dass es drei Männer waren. Einer kniete auf seinen Unterarmen, der andere auf seinem Brustbein. Doch wirklich gefährlich war nur der, der mit ihm sprach. Seinen Worten folgten die Taten der Handlanger, die ihn am Boden hielten.
Der Motor wurde gestartet. Der Kastenwagen setzte sich in Bewegung und beschleunigte. Daniels Puls wurde nicht langsamer.
Wieder war er in einem lichtlosen Sarg gefangen, und diesmal waren seine Chancen zu entkommen weitaus geringer.
»Weshalb wird gegen Achterberg ermittelt?«
Wenn er erfahren wollte, warum sich der Spatz so sehr für den Biologen interessierte, musste Daniel ihnen etwas geben.
»Schon vom Remstalschlächter gehört?«, keuchte er.
Der unsichtbare Verhörführer stieß einen leisen Pfiff aus. »Dieses Arschloch!«, fauchte er. »Hätte ich ihm nicht zugetraut, obwohl offensichtlich war, dass er alles versucht, um an Geld zu kommen.«
»Er hat Schulden bei euch?«
Wieder bekam er eine gewischt. Hart genug für eine weitere Schwellung.
»Ihr habt ihn noch nicht kassiert?«
»Wäre ich sonst zu euch gekommen?«
Mist, das war wieder eine Frage.
Die Russen waren jedoch diesmal nachsichtig.
»Wir werden ihn vor euch finden, also strengt euch nicht weiter an«, versprach das Flüstern.
Daniel hätte gern gefragt, wann sie Achterberg aus den Augen verloren hatten. Aber er wollte sich nicht noch einmal eine einfangen,
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