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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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nur konnte nichts bewiesen werden.«
    »Jedenfalls«, ergriff wieder Fürst March das Wort, »seit Fürst Dussains Tod – eigentlich schon davor – herrscht in Venitte Unruhe. Und es wird schlimmer. Auch ohne Fürst Sorrentis Rat kann ich selbst die Spannungen spüren.« Er wechselte einen verhaltenen Blick mit mir. Er meinte den Thron, Sorrentis Verbindung mit der Stadt – dieselbe Verbindung, die ich fühlte, nachdem ich den Geisterthron in Amenkor berührt hatte. Als wäre die Stadt ein Teil von mir gewesen, ein Teil meines Blutstroms, meines Herzschlags.
    »Und jetzt auch noch die Chorl«, sagte ich.
    »Und jetzt auch noch die Chorl«, wiederholte Fürst March. »Wenn sie da draußen sind und vorhaben, uns anzugreifen, bin ich nicht sicher, ob der Rat stark genug sein wird, um sie aufzuhalten. Nicht im gegenwärtigen Zustand der Unruhe. Die Acht haben sich bereits dagegen verwehrt, Daeriun beim Postieren der Einheiten in der Stadt zu unterstützen und die notwendigen Vorräte zur Verfügung zu stellen. Sie fürchten sich – wegen dem, was Fürst Dussain zugestoßen ist, wegen dem, was nach denVorzeichen des Winters kommen könnte. Sie horten ihre Mittel und versuchen, sich selbst zu schützen. Und einer der Eigensinnigsten im Rat, der jegliche Zusammenarbeit bislang am hartnäckigsten verweigert, ist Fürst Demasque. Was uns wieder zu Eurem Gesuch führt.«
    Er beugte sich leicht nach vorn. »Alles, was mit einem Mitglied des Rates der Acht zu tun hat, sollte mit großer Vorsicht gehandhabt werden. Ich mag in Venitte herrschen, aber nur mit Billigung des Rates und durch die Bedrohung, die ich dadurch verkörpere, dass ich über das Protektorat und die Garde gebiete. Ich warne Euch davor, leichtfertig zu handeln, weil ich unter Umständen nicht in der Lage sein könnte, Euch zu beschützen, wenn Ihr auf die falschen Zehen tretet.« Er legte eine Pause ein, damit seine Worte sich setzen konnten; dann fragte er: »Was wird Demasque tun? Was meint Ihr?«
    »Ich weiß es nicht. Aber meine Eingebung sagt mir, dass man nicht darüber hinwegsehen sollte, was immer es sein mag. Und ich habe in den Elendsvierteln von Amenkor nur deshalb so lange überlebt, weil ich meiner Eingebung vertraut habe.«
    Daeriun schnaubte, doch es war weder höhnisch noch verächtlich.
    »Was Sorrenti denkt, weiß ich bereits. Was denkt Ihr, Daeriun?«
    Der General verengte die Augen. »Ich denke, dass man seiner Eingebung stets vertrauen sollte.«
    Fürst March nickte. »Nun denn, Regentin … Was genau benötigt Ihr?«

    »Da fährt sie.«
    In der Dunkelheit auf dem Deck der Verlässlich wandte ich mich Brandan Vard zu. Kapitän Tristan stand auf der anderen Seite neben ihm. Brandan blickte über das Wasser, das nur dieLaternen der Schiffe und die an den Docks brennenden Fackeln erhellte; dennoch kniff er die Augen nicht zusammen.
    Das brauchte er nicht. Er war ein Begabter und konnte das Schiff so deutlich sehen wie ich unter dem Fluss.
    Für Kapitän Tristan galt das nicht. Er senkte sein Fernrohr und legte die Stirn in Falten. »Ihr hattet recht. Der Kapitän der Sturmbö hat Vorräte für eine kurze Fahrt an Bord genommen, vielleicht genug für eine Woche, aber nicht für mehr.« Er wandte sich mir zu. Ohne den Fluss hätte sein Antlitz sich nur als fahler Schemen in der Nacht abgezeichnet. »Mal sehen, wohin er mit so wenig Fracht will.«
    Damit trat er zurück und erteilte der Besatzung Befehle für die Vorbereitungen. Die Männer bewegten sich ungewohnt leise über das Deck und durch die Takelage. Sie warteten bereits seit dem Nachmittag darauf, als man auf der Sturmbö angefangen hatte, Fässer und Kisten in den Laderaum zu hieven.
    Als das Schiff hinaus in den Hafen trieb, wobei sich die Sturmbö vor uns gerade noch in Sichtweite befand, lehnte ich mich auf die Reling. Ich war mir deutlich der Anwesenheit Brandans neben mir bewusst. Ich hatte ihn seit der Nacht, in der er und William Fürst Sorrenti in Ericks Zimmer gebracht hatten, nicht mehr gesehen, doch seine Gegenwart verursachte mir immer noch ein Kribbeln auf der Haut. Ich verspürte das Verlangen, näher zu ihm zu rücken, konnte mir sein hellbraunes Haar im Sonnenschein des Docks in Amenkor nach der Rundreise durch die Stadt vorstellen, konnte sein Lächeln vor mir sehen, bevor wir William und Tristan begegnet waren.
    »Ich habe Euch nie gedankt«, sagte ich und versuchte, die Bilder zu vertreiben.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass Ihr Sorrenti zu Erick gebracht

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