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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Fracht aufnehmen und wieder in See stechen. Das alles hat ein gleichbleibendes Muster. Natürlich gibt es dabei Abweichungen – Schiffe, die wegen eines Unwetters verspätet eintreffen und dergleichen –, aber im Allgemeinen ist es immer dasselbe Muster: Ankunft, Entladen, Beladen, Auslaufen.
    Vor einigen Tagen jedoch ist einem Besatzungsmitglied, einem der Ausgucke, aufgefallen, dass eines der Handelsschiffe nicht ins Muster passte. Er hat sich deswegen an mich gewandt und sagte, vor ungefähr einer Woche habe er ein Handelsschiff bemerkt, das an seinem Ankerplatz hoch im Wasser lag, was bedeutet, dass es keine Fracht hatte. Das ist ungewöhnlich. Handelsschiffe haben immer Fracht geladen. Kapitäne bleiben nicht lange im Geschäft, wenn sie nicht irgendwie bezahlt werden. Ihre Besatzungen würden meutern. Aber dieses Schiff hatte keine Fracht. Der Ausguck beobachtete das Schiff die nächsten Tage. Tagsüber wurde nichts ausgeladen, und durch Erkundigungen bei den anderen Ausgucken erfuhr er, dass auch nachts keine Fracht gelöscht wurde. Am letzten Tag allerdings wurden Vorräte an Bord gebracht, und tags darauf war das Schiff verschwunden. Es hatte während der Nacht abgelegt.«
    Bullick trank einen weiteren Schluck Rum und stellte das Glas ab. »Zunächst tat es mein Ausguck als belanglos ab; schließlich sind wir hier nicht in Amenkor. Soweit es die Besatzung betrifft, können sich die Kapitäne Venittes in den Ruin treiben, so schnell sie wollen, für unser eigenes Geschäft kann das nur gut sein. Doch ein paar Tage später kehrte dasselbe Schiff, die Sturmbö , unter der Flagge des Stelzenläufers …«
    »Das ist Fürst Demasques Flagge«, warf William ein.
    Bullick nickte und fuhr fort: »… es kehrte an seinen Anliegeplatz zurück und löschte keine Fracht. Da wies mich der Ausguck auf dieses Schiff hin. Wir haben es in den vergangenen Tagen weiter beobachtet.«
    »Lasst mich raten«, sagte ich. »Es hat Vorräte geladen und ist in derselben Nacht aufgebrochen.«
    Bullick nickte. »Daraufhin habe ich mich an William gewandt. Ich wollte nicht zu Euch gehen, bevor ich etwas Handfestes zu berichten wusste. Schließlich ist das Fürst Demasques Angelegenheit. Wenn er Geld verlieren möchte, indem er leere Schiffe betreibt, ist das sein Bier. Aber ich hielt es für klug, William der Sache nachgehen zu lassen. Sobald uns gestattet wurde, uns frei am Kai zu bewegen, habe ich einige meiner vertrauenswürdigeren Besatzungsmitglieder losgeschickt, um Erkundigungen einzuholen.«
    »Was haben sie herausgefunden?«
    »Dass die Sturmbö solche Fahrten seit Beginn des Frühlings unternimmt. Anfangs nur ein- bis zweimal im Monat, im vergangenen Monat jedoch zunehmend häufiger. Manchmal ist das Schiff nur wenige Tage fort, manchmal eine ganze Woche oder länger. Niemand weiß, was damit bezweckt wird. Die Besatzung redet nicht darüber. Sie geht so gut wie nie von Bord, wenn die Sturmbö in Venitte ist. Ich habe nur den Kapitän das Dock verlassen sehen, an dem das Schiff liegt, und nur den Obermaat an Deck, um mit dem Hafenmeister zu reden. Das ist äußerst seltsam … und verdächtig.«
    Bullick schüttelte den Kopf. Sein Blick schweifte zu William, der auf seinem Sitz vorrückte und sein Glas auf Bullicks Tisch abstellte.
    »Auf Bullicks Ersuchen hin ging ich zur Händlergilde und habe in die Bücher geschaut. Die Sturmbö ist tatsächlich eines von Fürst Demasques Schiffen. Im Unterschied zu den meisten Handelsschiffen im Hafen gehört es sogar Fürst Demasque selbst, nicht seinem Kapitän. Für jede Ladung, die nach Venitte eingeführt oder aus der Stadt ausgeführt wird, muss bei der Gilde ein Ladungsverzeichnis eingereicht werden, das den Gildenmitgliedern zur Verfügung steht. Ich habe mir die Ladungsverzeichnisse der Sturmbö für die vergangenen Monate angesehen.«
    »Und?«, bohrte Avrell nach.
    William schüttelte den Kopf. »Abgesehen von den Vorräten, die vor jeder Abfahrt verladen werden, befördert die Sturmbö keine Fracht. Den Aufzeichnungen der Gilde und dem Anschein an den Docks zufolge handelt Fürst Demasque mit gar nichts.«
    Avrell schnaubte. »Irgendetwas macht er auf jeden Fall. Wir haben nur noch nicht herausgefunden, was es ist.«
    Ich wandte mich Bullick zu. »Können wir die Sturmbö unbemerkt verfolgen?«
    Bullick runzelte die Stirn. »Nein. Jeder Versuch, einem Schiff zu folgen, wäre offensichtlich, besonders auf dem Meer. Und erst recht, wenn wir Schiffe Amenkors verwenden. Derzeit

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