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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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benutze, ist offensichtlich, was ich tue. Ich muss unauffälliger vorgehen.«
    »Warum?«
    »Weil es um eines Eurer Ratsmitglieder geht.«
    Er legte die Stirn in Falten. »Ich verstehe.«
    Eine Zeit lang musterte er mich nachdenklich. Dann schien er zu einer Entscheidung zu gelangen. »Daeriun, bitte lasst die Wachen das Zimmer räumen.«
    Daeriun warf ihm einen finsteren Blick zu; dann gab er einigen im Zimmer verteilten Gardisten ein Zeichen. Sogleich scheuchten sie alle hinaus. Die Schreiber murrten kurz, während sie versuchten, Tintenfässchen zu verschließen oder Papiere einzusammeln und mitzunehmen.
    Binnen kurzer Zeit hielten sich nur noch William, Avrell, Sorrenti, Daeriun, Fürst March und ich im Raum auf.
    March holte tief Luft; dann fragte er: »Welches Ratsmitglied?« Als ich zögerte, fügte er hinzu: »Fürst Sorrenti und General Daeriun vertraue ich bei meinem Leben, Regentin. So wie Ihr zweifellos Eurem Oberhofmarschall und Meister William blind vertraut.«
    Ich nickte. »Fürst Demasque.«
    March und Sorrenti wechselten einen Blick. Daeriun versteifte sich.
    »Sagt es Ihr«, meinte Sorrenti. »Es ist offensichtlich, dass sie nichts mit dem gegenwärtigen Zustand des Rates der Acht zu tun hat. Warum sonst sollte sie hergekommen sein?«
    »Vertraut Ihr der Regentin?«
    Sorrentis Blick fiel auf mich. Sein Mund bildete eine schmale Linie. »Ja, ich vertraue ihr. Und wichtiger noch, die Sieben vertrauen ihr.«
    Fürst March brummte. »Nun gut.«
    Daeriun schwieg, während die beiden anderen sprachen, wenngleich seiner Miene nach zu urteilen kein Zweifel daran bestand, dass er ihre Meinung missbilligte.
    Fürst March wandte sich wieder mir zu. »Die Bedrohung durch die Chorl hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommenkönnen. In den vergangenen sieben Jahren, seit kurz vor dem Feuer, das ebenso durch unsere Stadt fegte wie durch die Eure, sind der Rat der Acht und die ganze Gegend aus dem Gleichgewicht geraten. Mir fiel es fast sofort auf; ich wurde von Fürst Sorrenti vorgewarnt, dass so etwas geschehen könnte. Er meinte, es habe sich schon das letzte Mal so zugetragen, als das Feuer über die Küste gezogen war.«
    Sorrenti nickte grimmig. »Beim letzten Mal haben sich an der gesamten Küste Hungersnöte und Seuchen ausgebreitet. Allein in Venitte erlag die Hälfte der Bevölkerung dem Schwarzen Tod, vielleicht sogar mehr. Die Ratsmitglieder zu jener Zeit versuchten natürlich, vor allem ihre eigenen Anwesen und Familien zu beschützen.«
    »Mindestens die Hälfte von ihnen wurde getötet«, ergänzte Fürst March. »Entweder durch Meuchelmorde oder im Zuge der Unruhen in der Stadt. Die Seuche im nördlichen Viertel und die Todesfälle dort nahmen so sehr überhand, dass Fürst Haggen – der herrschende Fürst jener Zeit – das Viertel anzünden ließ, um der Plage Herr zu werden. Allerdings geriet das Feuer außer Kontrolle und brannte fast die halbe Stadt nieder. All das ereignete sich im Verlauf von elf Jahren und gipfelte letztlich in der Brandstiftung. Eine Art Wahnsinn.«
    »Und dieser Tage erleben wir Anzeichen desselben Wahnsinns.«
    »Was meint Ihr damit?« Ich wusste von dem Wahnsinn nach der ersten Ankunft des Feuers, denn ich hatte einen Teil davon durch den Thron und die Augen der Regentinnen jener Zeit bezeugt. Ich hatte sogar die Vergewaltigung und den Tod einer der Regentinnen durch ihren eigenen Leibwächter erlebt, der ihren Körper anschließend geschändet und blutend auf den Stufen der Palastpromenade zurückgelassen hatte.
    »Habt Ihr es in Amenkor denn nicht gespürt?«, fragte Daeriun. »Im vergangenen Winter hatten wir die schlimmste Knappheit seit Jahrzehnten. In der Gosse wüteten Seuchen. Die Bürgerprobten Aufstände, die vom Protektorat niedergeschlagen werden mussten. Um ein Haar hätten sie das Händlerviertel überrannt und den Kai in Brand gesteckt …«
    »Und der Rat bricht auseinander.« Fürst Marchs Stimme übertönte jene Daeriuns mühelos, und der General verstummte mürrisch. »Ist Euch Fürst Dussain aufgefallen? Richar Dussain?«
    Mit gerunzelter Stirn dachte ich an meine Vorstellung vor dem Rat zurück. »Der jüngste Fürst.«
    »Es gibt einen Grund dafür, dass er der Jüngste ist. Im vergangenen Winter wurde sein Vater bei einem der Aufstände getötet.«
    »Ein Unfall?«, fragte Avrell.
    Beide Fürsten wandten sich dem Oberhofmarschall zu.
    »So schien es«, antwortete Fürst Sorrenti. »Aber ich glaube es nicht. Die Umstände waren verdächtig,

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