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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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bei!«
    Ansatzlos zückte Tristan sein Fernrohr. »Riley, hart nach Steuerbord. Wir müssen vor Sonnenaufgang dicht an die Küste.«
    »Aye, Herr!«
    »Werden sie uns nicht sehen, sobald die Sonne aufgeht?«, fragte ich.
    Tristan verzog das Gesicht. »Dieses Wagnis müssen wir eingehen. Die Wolkendecke wird uns helfen.«
    Ich schaute nach Osten, wo die Wolken lichter wurden.
    Tristan ging auf und ab, holte das Fernrohr heraus, um nach dem Schiff vor uns zu sehen, schob das Fernrohr wieder zusammen und setzte seine unruhige Wanderung fort.
    Keven und Brandan gesellten sich zu uns, beide mit dunklen Ringen unter den Augen.
    Der Himmel wurde heller. Die grauen Wolken trieben tief über uns vorbei, drohten mit Regen und färbten das Meer in die Farbe von Schiefer. Die Küste kam als dunkles Band am Horizont in Sicht, und die Verlässlich begann mit einer langsamen Wende nordwärts.
    Vor uns erloschen die Laternen der Sturmbö .
    Keven murmelte einen finsteren Fluch.
    »Haben sie uns gesehen?«, fragte ich scharf und trat an Tristans Seite. Der Drang, ihm das Fernrohr aus den Händen zu reißen, um selbst einen Blick auf das Schiff zu werfen, wurde beinahe zu groß, um ihn zu unterdrücken.
    »Schwer zu sagen«, antwortete er. »Es könnte auch bloß daran liegen, dass es hell genug ist, sodass sie die Laternen nicht mehr brauchen.« Plötzlich sog er scharf die Luft ein.
    »Was ist?« Ich umklammerte den Griff meines Dolchs so fest, dass die Knöchel meiner Hand weiß hervortraten.
    Er senkte das Fernrohr und wandte sich mir zu. »Sie drehen landwärts bei und steuern auf einen Meeresarm zu.«
    »Ist dort etwas? Ein Dorf? Eine Ortschaft?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts, was auf der Karte eingezeichnet ist.«
    Ich richtete den Blick in die Ferne, wo Fürst Demasques Schiff im Grau nicht auszumachen war.
    »Ich muss näher heran«, sagte ich.
    Tristan presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie sich weiß färbten, sagte aber nur: »Die Boote.«
    Eine Stunde später wateten Keven, Tristan, Brandan und ich zusammen mit einer Eskorte aus zehn Gardisten durch die Brandung an den Sandstrand. Zwei Besatzungsmitglieder der Verlässlich zogen hinter uns die Boote ans Ufer, die wir verwendet hatten. Die Verlässlich selbst lag in Sichtweite vor Anker.
    »Der Meeresarm sollte sich höchstens eine halbe Stunde in nördlicher Richtung befinden«, erklärte Tristan.
    Ich nickte und winkte die Gardisten, Tristan und Brandan voran.
    Wir rannten über die Kuppe der Dünen, dass der Sand nur so aufstob; dann pflügten wir durch das Gras zwischen die Bäume und wandten uns nach Norden.
    Zwanzig Minuten später verklebte uns Schweiß den Rücken, und Regen zischte in einem schweren Niesel vom Himmel, als wir den Gipfel einer niedrigen Anhöhe erreichten und auf den Meeresarm hinunterstarrten.
    Durch den windgepeitschten Niederschlag erblickten wir die Sturmbö , die mit festgemachten Segeln vor Anker lag. Am Strand wimmelte es vor Männern. Drei Boote hatten bereits angelegt, zwei weitere befanden sich im Wasser. Eines steuerte leer das Land an, das andere kehrte voll beladen zum Schiff zurück.
    Brandan keuchte. Keven stieß einen derben Fluch aus.
    Tristan wandte sich mir mit entgeisterter Miene zu. »Der Himmel steh uns bei. Sie arbeiten mit den Chorl zusammen.«

Z WÖLFTES K APITEL
    F ürst March erstarrte hinter seinem Schreibpult. Seine Züge wirkten ausdruckslos.
    Für seine Stimme aber galt das nicht. Sie erinnerte an ein Rumoren, ein fernes Donnergrollen. Gedämpft, aber bedrohlich.
    »Was habt Ihr gesagt?«
    Tristan trat von einem Bein aufs andere. »Fürst Demasque scheint mit den Chorl zusammenzuarbeiten.«
    Schweigen setzte ein. Fürst March rührte sich nicht und schien kaum zu atmen.
    Ich schaute zu Avrell. Die Lippen des Oberhofmarschalls bildeten eine schmale Linie. Dann schweifte mein Blick zu Brandan, der hinter Fürst Sorrenti stand. Keiner von uns saß. Wir waren gleich nach unserer Ankunft in das Zimmer geleitet worden. Alle anderen hatte man hinausgescheucht.
    »Würde ich Euch nicht kennen, Tristan«, murmelte Fürst March schließlich, »ich würde Euch einen Lügner nennen.«
    Tristan senkte den Kopf. »Ich war dort, Fürst March. Ich habe sie gesehen.«
    »Was genau habt Ihr gesehen?«
    »Fürst Demasques Schiff, die Sturmbö , segelte nach dem Kanal in nördliche Richtung. Anderthalb Tage lang fuhr sie die Küste entlang auf den gewöhnlichen inneren Seestraßen. Wir sind dem Schiff nachts gefolgt und

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