Die Kaempferin
habt.«
»Oh.« Kurz sah er mich an, dann schaute er wieder hinaus in die Nacht in Richtung der Lichter des Hafens, die in der Dunkelheit vorbeizogen. »Das war nicht der Rede wert.«
Ich hörte die Lüge in seiner Stimme. »Sorrenti war alles andere als erfreut. Er hat mir erzählt, er war nicht glücklich darüber, dass ich von dem Thron hier in Venitte wusste. Und von William weiß ich, dass Ihr viel aufs Spiel gesetzt habt, um Sorrenti zum Mitkommen zu bewegen.«
Brandan trat von einem Bein aufs andere. »Es war nicht der Rede wert.«
Ich erwiderte nichts.
Brandan drehte sich mir zu und starrte mich einen Augenblick lang an. »Was hatte William denn dazu zu sagen, dass ich auf dieser kleinen Reise dabei bin?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Er war nicht glücklich darüber. Aber er war ja dabei, als Fürst Sorrenti darauf bestand.«
»Und was ist mit Euch?«
»Mich stört nicht, dass Ihr hier seid.«
Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe.«
Es war nicht die Antwort, auf die er gehofft hatte. Mein Körper verspannte sich, und ich zwang mich, an der Reling zu bleiben.
»Was glaubt Ihr, Brandan, warum Sorrenti Euch geschickt hat?«
Er antwortete nicht. Stattdessen erschien eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen.
Ich seufzte. »Ihr habt Sorrenti alles erzählt … über mich, über Amenkor. Insbesondere habt Ihr ihm erzählt, dass ich mich nach dem Thron erkundigt habe. Mir war klar, dass Ihr mehr über den Thron hier in Venitte wusstet, als Ihr in Amenkor zugeben wolltet. Ich konnte es fühlen. Ihr wusstet vom Steinthron und habt versucht, ihn geheim zu halten.«
»Ja.«
»Und als wir die Gruppe für diese Ausfahrt zusammengestellt haben, bestand Sorrenti darauf, dass Ihr mitkommt. Er hat auch darauf bestanden, dass Ihr überhaupt nach Amenkor geschickt wurdet.«
»Ja.«
Ich nickte. »Ihr seid nicht bloß ein Begabter aus Venitte, nicht wahr? Zumindest nicht der gewöhnliche Begabte, als der Ihr Euch in Amenkor ausgegeben habt.«
Ich spürte Brandans Lächeln im Fluss und hätte es in der Dunkelheit sehen können, hätte ich ihn angeschaut. »Nein. Sorrenti ist der Regent des Thrones, aber es gibt einige ihm unterstellte Begabte, die von der Existenz des Steinthrons wissen. Ich bin einer davon. Ich wurde nach Amenkor geschickt, um herauszufinden, was aus dem Geisterthron geworden war. Sorrenti wusste, dass etwas geschehen sein musste; er konnte es fühlen. Aber er wusste nicht, was. Auch keine der Stimmen im Thron konnte es sagen, weil sich so etwas noch nie ereignet hatte.«
»Und warum seid Ihr hier auf diesem Schiff? Warum hat er darauf beharrt, dass Ihr mitkommt?«
Brandan wandte sich mir zu. Seine Haltung veränderte sich leicht, ließ ihn selbstsicherer erscheinen. Er wirkte nicht mehr so jung und blauäugig wie in Amenkor. »Ich bin als Sorrentis Vertreter hier, mehr nicht. Jedes Mitglied des Rates würde Verdacht gegen dieses Schiff schöpfen, wenn kein anderes Ratsmitglied in irgendeiner Form darauf vertreten wäre. Und ich bin als zusätzlicher Schutz vor den Chorl hier, falls wir auf weitere ihrer Begabten stoßen.«
»Und was ist mit Tristan?«
»Was soll mit ihm sein?«
»In Amenkor schien er die Befehlsgewalt zu haben. Er schien über Euch zu gebieten.«
Brandan lächelte, und ich sah, wie ein wenig von der Blauäugigkeit zurückkehrte. Vermutlich war nicht alles nur Fassade. »In Amenkor hatte er die Befehlsgewalt. Er ist Fürst Marchs offizieller Vertreter. Er ist ihm verpflichtet.« Der Begabte zuckte mit den Schultern. »Ich habe Euch nicht belogen. Das habe ich nie, in keiner Hinsicht. Ich wurde mitgeschickt … um seinem Auftreten ein wenig mehr Gewicht zu verleihen.«
Eine Zeit lang dachte ich schweigend darüber nach. Dann sagte ich: »Fürst Sorrenti scheint eine Menge über die Zeit des ersten Feuers zu wissen.«
»Er befasst sich damit, seit das zweite Feuer durch die Stadt gerast ist. So wie alle Begabten in der Schule.«
»Und was habt Ihr herausgefunden?«
Er zuckte mit den Schultern. »Nichts, was nicht auch aus den Geschichten von Straßenrednern hervorgehen würde.«
»Habt Ihr irgendeinen Hinweis darauf, woher das Feuer stammen könnte?«
Brandan schüttelte den Kopf. »Nein. Nur dass es aus dem Westen kam.«
Ich dachte an Fürst Sorrenti und dessen Augen, als er mir von der Verwüstung berichtet hatte, die von der Seuche und der Hungersnot angerichtet worden war, nachdem das Feuer zum ersten Mal in Venitte gewütet hatte. »Was ist mit seiner
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