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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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    »Außerdem, ist deine Zeichensetzung recht seltsam«, fügt das Känguru noch hinzu! »Ständig vergisst du Kommas dafür setzt du, welche an Stellen wo gar keine hingehören. Aber dann ist plötzlich ein Absatz wieder völlig korrekt.«
    »Das ist die sogenannte avantgardistische Inkonsequenz«, sage ich mürrisch.
    »Und weißt du schon, wie das Buch heißen soll?«, fragt das Känguru.
    »Nee«, sage ich. »Der Titel ist ja total wichtig. Damit steht und fällt der Erfolg eines jeden Buches. Es muss was sein, wo die Leute sofort denken: Interessiert mich! Will ich! Kauf ich!«
    Das Känguru nickt.
    »Haste ’nen Vorschlag?«, frage ich.
    »Ja«, sagt das Känguru. »Wie wär’s mit ›HITLER, TERROR, FICKEN‹?«
    Ich blinzle.
    »Hm.«
    »Ich bin mal die Spiegel -Bestsellerliste durchgegangen, und das ist die Essenz«, sagt das Känguru.
    »Gewagt«, sage ich.
    »Du könntest es natürlich auch ›TERROR, FICKEN, HITLER‹ nennen«, sagt das Känguru. »Da entsteht gleich ein anderes Bild. Oder ›FICKEN, TERROR, HITLER.‹«
    »Oder ›HITLER, FICKEN, TERROR‹«, sage ich.
    »›TERROR, HITLER, FICKEN‹«, sagt das Känguru.
    »›FICKEN, HITLER, TERROR‹«, sage ich.
    »›TERROR, FICKEN, HITLER‹«, sagt das Känguru.
    »Ich glaube, das hatten wir schon«, sage ich. »Aber des mit Hitler. Des macht ja schon der Spiegel 14 . Dann sagen die Feuilletons, ich hab des nur geklaut. Weißte, da gibt’s ja die große Spiegel -Serie ›Neues von Hitler‹.«
    »Immer abwechselnd mit ›Neues von der RAF‹.«
    »Aber man muss ja fair bleiben«, sage ich. »Manchmal geht’s auch um den Zweiten Weltkrieg.«
    »Oder um den deutschen Herbst«, sagt das Känguru. »Immer topaktuell auf jeden Fall.«
    »Vor kurzem hatte ich ’nen Spiegel in der Hand, da war sogar ’ne DVD bei«, sagt das Känguru.
    »Was war da drauf?«, frage ich. »Hitler – Seine größten Erfolge?«
    »Wahrscheinlich«, sagt das Känguru. »Die besten Hits aus den 20ern, den 30ern und dem Anfang der 40er Jahre!«
    »Das Wort Hit is ja quasi nur ’ne Abkürzung von Hitler«, sage ich.
    »Echt?«, fragt das Känguru. »Nee, oder?«
    »Nee. Glaub nich.«
    »Aber egal. Dann lass halt den Hitler weg und nenn es nur: »›TERROR, TERROR, FICKEN, FICKEN‹«, sagt das Känguru.
    »Schluss jetzt«, sage ich.
    »›FICKEN, FICKEN, TERROR, TERROR‹«, sagt das Känguru.
    »Es reicht«, sage ich.
    »Ist so ein bisschen Dada. Verstehste?«
    »Ich bin doch nicht blöd«, 15 sage ich.
    »Da hat man gleich ganz andere Bilder im Kopf«, murmelt das Känguru.

Wir stehen im Museum und begaffen eine Nackte von Picasso. Unter dem Gemälde kleben eine Unmenge Post-it-Zettel. Auf dem obersten steht: » Da finde ich sohgar Britney Spiers noch geiler, die fette Schlammpe. «
    Gemäß dem neuen Museumskonzept kann jeder Besucher unter den Kunstwerken Kommentare hinterlassen.
    » Boah. Wo hatt die denn ihre Titten? «
    »Der neue Name hätte uns stutzig machen müssen«, sagt das Känguru.
    » Hatte die echt eckige Titen? «
    »Du meinst, dass sie das Museum für moderne Kunst jetzt MyMuseum nennen?«
    » Kennt ihr das Bild von Brittney Spears ohne Slib, wo mann ihre Muschi sieht? Dass solten die lieber hier aufhengen. «
    »Und dass es umsonst war, man sich aber registrieren musste, um die Bilder zu sehen«, sagt das Känguru.
    »Ich hätte lieber bezahlt«, sage ich. »Ich finde das ganze Art-2.0-Konzept nicht so überzeugend.«
    Unter dem Pollock-Gemälde an der Wand gegenüber hängen noch mehr Zettel. Diesmal regt sich das Känguru richtig auf.
    »Was denn?«, frage ich.
    » So ein Geschmiere hätte ich auch abliefern können «, steht da.
    Das Känguru geht zum Post-it-Block und nimmt den Stift.
    »Lass doch«, sage ich. »Das bringt doch nichts.«
    Aber es lässt sich nicht abhalten.
    » Hast du aber nicht, Schwachkopf «, kommentiert es den Kommentar. Der Mann, der neben uns gestanden hat, tritt zum Block.
    » Selber Schwachkopf «, klebt er unter den Zettel des Kängurus.
    »O je«, denke ich, als sich das Känguru gerade aufmacht, eine weitere Replik zu verfassen, »das wird wieder länger dauern.«

»Meiner Ansicht nach gibt es keinen gesunden Patriotismus«, sagt das Känguru. »Im Gegenteil. Patriotismus scheint mir immer ein Zeichen von Idiotie zu sein.«
    Natürlich sagt es das nicht irgendwo. Sondern während der öffentlichen Live-Übertragung eines Fußballländerspiels. Natürlich sagt es das nicht zu irgendwem, sondern zu einem Typ in einem

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