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Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Titel: Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Schneidmüller
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als zeremonielle Ehrenbezeugung gegenüber dem Apostel Petrus und seinem Nachfolger.
    Die Mehrdeutigkeiten hielten an. Auf dem Weg nach Rom stieß Friedrich auf eine Gesandtschaft der Römer. Schon vorherwar ihm die Kaisererhebung durch Senat und Volk der Stadt Rom angeboten worden, der «Mutter aller Kaiser». Nach der antiken
Lex regia
erhielt der Kaiser seine Herrschaftsgewalt vom römischen Volk. Erneut bot Rom selbst als «Segen spendende Herrin des Erdkreises» die Kaiserkrönung an. Empört lehnte Friedrich die Offerte ab. Er besitze, so die schroffe Begründung, als Nachfolger der großen Erobererkaiser Karl und Otto ein originäres Recht auf das Kaisertum. Es basiere auf der kriegerischen Vormacht der Franken und Deutschen. Diese Brüskierung führte zum offenen Krieg. Am Rand heftiger Kämpfe zwischen Deutschen und Römern fand am 18. Juni 1155 im römischen Petersdom eine hastige Kaiserkrönung statt, während Barbarossas Truppen mühsam die Tiberbrücke verteidigten. Mit markigen Worten fing Otto von Freising die Emotionen und die Belastungen des Heers in der Sommerhitze ein: «Da konnte man sehen, wie unsere Krieger ebenso schrecklich wie kühn die Römer töteten, indem sie sie niederstreckten, und niederstreckten, indem sie sie töteten, als ob sie sagen wollten: Empfange jetzt, Rom, statt arabischen Goldes deutsches Eisen!»
    Bald erfuhr das kaiserlich-päpstliche Verhältnis weitere Belastungsproben. Auf einem Hoftag in Besançon stritt der Stauferhof mit römischen Gesandten, ob Friedrich sein Kaisertum als Lehen oder als Wohltat
(beneficium)
vom Papst empfangen habe. 1157 entstand aus älteren Vorbildern das Wort vom geheiligten Reich
(sacrum imperium).
Das Heilige Reich ersetzte die vergehende Sakralität der Könige. Es ist kaum Zufall, dass genau in diesem Jahr 1157 letztmals der Herrscher als «Gesalbter des Herrn»
(Christus Domini)
benannt wurde. Die Heiligung des Reichs erwuchs aus der Regierung über Rom und den Erdkreis wie aus der Sorge für das heilige Reich und den göttlichen Staat.
    Seit 1180 machten kaiserliche Notare in Rom dieses Heilige Reich zum Heiligen Römischen Reich
(sacrum Romanum imperium).
Der Titel fand in der Mitte des 13. Jahrhunderts Eingang in die Herrscherurkunden. Gottfried von Viterbo bejubelte ein einziges Kaisergeschlecht, von den trojanischen Vorfahren derRömer bis in seine staufische Gegenwart. Zwei Heiligsprechungen schufen dem Reich zwei heilige Herrscher: 1146 kanonisierte Papst Eugen III. auf Fürsprache König Konrads III. den in Bamberg bestatteten Kaiser Heinrich II. 1165 erreichte Friedrich I. von Papst Paschalis III. (1164–1168) die Heiligsprechung Kaiser Karls des Großen. Die Überführung der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln beförderte 1164 den königlichen Reliquienkult zusätzlich.
    Italien hielt den Kaiser in Bann. Auf sechs Zügen über die Alpen weilte er in 12 von 38 Regierungsjahren im Süden, immer wieder im argumentativen oder militärischen Kampf um Hoheitsrechte des Reichs. 1158 kam es zur Begegnung mit den Lehrern der aufblühenden Rechtsschule von Bologna. Der Rückgriff auf das antike Kaiserrecht verlockte, denn ihm galt der Kaiser als Quelle allen Rechts und als Gesetzgeber. Wichtiger als die Theorie wurde indes die konkrete Durchsetzung kaiserlicher Herrschaftsrechte in Ober- und Mittelitalien. Hier hatten die mächtigen Kommunen im wirtschaftlichen Aufschwung bereits autonome Lebensformen ausgebildet, die sich kaum nach feudalen Abhängigkeiten zurücksehnten. In den jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit den italienischen Städten, der verlässlichen Stütze der Päpste, zerbrach der staufische Hochmut. Die ökonomische Potenz Italiens machte das Gefälle zur vergleichsweise archaisch wirkenden nordalpinen Fürstenwelt überdeutlich. Auf einem Hoftag in Roncaglia hatte Friedrich I. 1158 Gesetze zur Definition der Reichsrechte in Italien erlassen. Die Hierarchisierung misslang und wich emotional geführten blutigen Konflikten zwischen Deutschen und Italienern. Eruptive Gewalt bei der Einäscherung Mailands oder bei der militärischen Katastrophe des Kaisers bei Legnano verwandelte das Kaisertum von einer Ordnung stiftenden Macht zur aggressiven Streitpartei.
    Die europäische Debatte um den Kaiser und seine Amtsgewalt war durch ein neues Papstschisma seit 1159 ausgebrochen. Anders als in den 1130er Jahren unterschieden sich die Parteinahmen von Kaiser und westeuropäischen Königreichen. Die von Friedrich I.

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