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Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Titel: Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Schneidmüller
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geförderten Päpste Viktor IV. (1159–1164), Paschalis III.(1164–1168) und Calixt III. (1168–1178) behaupteten sich nicht. Gestützt vor allem von den Königen Englands wie Frankreichs siegte Alexander III. (1159–1181). Mit den Waffen des Kirchenbanns und militärischen Erfolgen zwangen er und die mit ihm verbündeten oberitalienischen Städte das Kaisertum in die Knie. Der Autoritätsverlust war gigantisch, denn Barbarossa hatte seine Familie und seine Fürsten schwören lassen, niemals Alexander als rechtmäßigen Papst anzuerkennen.
    Erstmals trat der Vorsprung des Westens und des Südens Europas über seine imperiale Mitte deutlich zu Tage. Die lateinische Christenheit entdeckte damals ihre nationale und soziale Vielfalt, weil das Kaisertum als Einheit stiftende Kraft offensichtlich versagte. Zwischen den hochtrabenden Versen des Archipoeta vom Weltkaisertum Friedrichs I. («Herr der Welt», «Fürst der Fürsten auf Erden») und den engen Grenzen kaiserlicher Gestaltungskraft in Reich, Kirche und Christenheit taten sich Abgründe auf. Johannes von Salisbury, Bischof von Chartres, für den Barbarossa nur noch ein «deutscher Tyrann» war, fragte provokativ: «Wer hat die universale Kirche dem Urteil einer Teilkirche unterworfen? Wer hat die Deutschen zu Richtern über die Völker bestimmt? Wer gab diesen plumpen und ungestümen Menschen die Autorität, einen Fürsten als Schiedsrichter über die Häupter der Menschenkinder zu setzen?»
    Seuchenkatastrophen im staufischen Heer, das Versagen deutscher Waffen und ein Zerwürfnis mit dem wichtigsten Reichsfürsten Heinrich dem Löwen zeigten die Grenzen von Ehre und Macht auf. 1177 musste Barbarossa einlenken. In aller Öffentlichkeit unterwarf er sich in Venedig Papst Alexander III. Dem demütigen Fußkuss und einem deutlichen Zeichen in der Markuskirche, künftig auf den Papst genau hören zu wollen, folgte die Lösung vom Bann. Der endgültige Friede mit den italienischen Städten 1183 in Konstanz bewahrte zwar formal die Herrschaft Friedrichs in Italien, wies die strittigen Hoheitsrechte aber an die Kommunen. Dem Kaiser blieb nach den Friedensschlüssen von Venedig und Konstanz gerade ein Jahrzehnt, um der größten Blamage eines deutschen Herrschers seit dem BußgangHeinrichs IV. nach Canossa noch einige Achtungserfolge zur Erinnerungspflege folgen zu lassen.
    Der langen und nützlichen Zusammenarbeit zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen folgte seit 1177 ein struktureller Rangkonflikt. Im Bund mit den Fürsten brachte der Kaiser seinen welfischen Vetter zur Strecke und nahm ihm in spektakulären Prozessen und anschließenden Kriegszügen seine Reichslehen. Die Neuordnung der Herzogtümer Bayern und Sachsen 1180 veränderte die Landkarte des Reichs. Nicht das Kaisertum, sondern die Fürsten wurden zu Nutznießern des Konflikts. Immerhin brachte das dem alternden Kaiser einige Loyalitäten. Die Nachfolge im Königtum war durch die Mitkönigserhebung Heinrichs VI. 1169 schon früh gesichert. Doch mit der Bitte um ein Mitkaisertum scheiterte Barbarossa bei Papst Lucius III. (1181–1185). Anders als in karolingischer oder ottonischer Zeit beschied der Papst nun, es könne nur einen Kaiser auf Erden geben. 1186 heiratete Heinrich VI. in Mailand die normannische Prinzessin Konstanze (1154–1198). Aus diesem Anlass erhob ihn der Vater zum Caesar, ein gemindertes «Mitkaisertum» ohne Papst. Nach Jahrzehnten der Konflikte mit dem normannischen Königtum in Unteritalien knüpfte diese Ehe neue Bande. Dass Konstanze einmal als Erbtochter ihrem Mann das sizilische Königtum einbringen würde, war noch nicht absehbar.
    Den Glanz seiner Herrschaft setzte Friedrich I. in zwei Mainzer Hoftagen in Szene, prachtvolle Selbstvergewisserung des Rittertums als adliger Kulturform. Das zweite Treffen, der Hoftag Jesu Christi, diente bereits der Vorbereitung des letzten großen Abenteuers. Mit einem mächtigen Heer brach Barbarossa zum dritten Kreuzzug auf. Als junger Herzog hatte er auf dem zweiten Kreuzzug bereits einschlägige Erfahrungen gesammelt. Nach der Eroberung Jerusalems 1187 durch Sultan Saladin übernahmen der Kaiser und die westeuropäischen Könige die Pflicht zur Befreiung der heiligen Stätten von den Muslimen. Im Ergebnis scheiterte das Unternehmen, auch wenn 1191 wenigstens die Eroberung Akkons gelang. Der Kaiser erreichte das Heilige Land nur als Leiche. Mit allerlei Erfolgen und unter großenStrapazen war er auf dem Landweg durch den

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