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Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Titel: Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Schneidmüller
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Balkan und Kleinasien gezogen. Am 10. Juni 1190 ertrank er im Fluss Saleph, heute Göksu im Südosten der Türkei. Seine Gefährten, die den toten Kaiser ins ersehnte Jerusalem führen wollten, setzten die Eingeweide in Tarsus, das «Fleisch» in Antiochia und die Gebeine in Tyrus bei. Die spätere muslimische Eroberung vernichtete diese Erinnerungsorte. Das verlorene Kaisergrab des Mittelalters, das einzige übrigens, das der Christenheit nicht mehr erreichbar war, brach vielleicht der späteren Sage Bahn, der Kaiser schlafe im Kyffhäuser und werde in höchster Not dem Reich zu Hilfe kommen. Sein tragischer Tod als Kreuzfahrer sicherte Friedrich Barbarossa ein bleibendes Andenken, das manchen erlittenen Rückschlag verwischte.
    Heinrich VI. und Konstanze erlangten am 15. April 1191, einem Ostermontag, im römischen Petersdom von Papst Coelestin III. (1191–1198) die Kaiserkrönung. Nach langen Kämpfen um das Erbrecht Konstanzes im normannischen Königreich folgte am 25. Dezember 1194 die Krönung zum König von Sizilien. Damit war die Vereinigung des Königreichs in Unteritalien und des Kaiserreichs vollzogen. Für den Papst bedeutete diese territoriale Umklammerung die größte Herausforderung. Jetzt trat das Ringen zwischen Kaisern und Päpsten um die Machtstellung in der Welt in eine neue Phase territorialer Rivalität ein. Das um Sizilien erweiterte Kaiserreich schien in den 1190er Jahren auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als König Richard I. Löwenherz auf dem Rückweg vom Kreuzzug in staufische Gefangenschaft geriet, nötigte ihm Heinrich VI. den Lehnseid für das Königreich England ab. Der kaiserliche Vorrang in Europa nahm Konturen an. Sogar ein Kriegszug nach Byzanz schien denkbar.
    1194 wurde dem Kaiserpaar in Jesi der einzige Sohn geboren. Niemals verstummten bei den Gegnern die Gerüchte um die rechtmäßige Herkunft, da Konstanze mit vierzig Jahren kaum noch gebärfähig schien. Programmatisch erhielt das Kind die Namen seiner beiden Großväter, Friedrich und Roger. In beiden Kulturen, der staufisch-imperialen und der normannisch-mediterranen, sollte es aufwachsen. 1196 wollte Heinrich VI. dieNachfolge des Knaben sichern. Es ging nicht mehr um die Wahl zum Mitkönig, sondern um die Etablierung einer Erbmonarchie im Imperium, wie in den anderen europäischen Königreichen. Trotz des kaiserlichen Geschicks gelang dieser fundamentale Wandel nicht. Die Erblichkeit setzte sich in den Fürstentümern, nicht im Königtum durch. So glückte letztlich nur die Erhebung des kaiserlichen Sohns zum Mitkönig.
    Gerade das Kaisertum mit seinem fernen römischen Ursprung und seinem universalen Anspruch schien die Wahl nach Eignung zu erfordern. Schon zur Königswahl Barbarossas 1152 hatte Otto von Freising notiert: «Denn dieses Recht, dass nämlich das Königtum nicht nach der Blutsverwandtschaft weitergegeben wird, sondern dass die Könige durch die Wahl der Fürsten eingesetzt werden, beansprucht das römische Reich als besonderen Vorzug.» Bald zerbrach der Stolz. Gesandte König Ludwigs IX. von Frankreich erklärten 1239 in Verhandlungen mit Kaiser Friedrich II., ihr Herr stamme aus der Linie königlichen Bluts und sei darum vornehmer als irgendein Kaiser, der nur aus freiwilliger Wahl hervorgehe.
    In der Nachfolge seines Vaters versprach Heinrich VI. die Kreuzfahrt nach Palästina. Kurz bevor sein Schiff in See stach, starb er am 28. September 1197 in Messina. Der Dom von Palermo als Grablege markierte den staufischen Ausgriff. Zwölf Jahre vergingen bis zur nächsten Kaiserkrönung. Doch diese Zeit stellte wichtige Weichen für die Formalisierung von Herrschaft und die Systematisierung von Ansprüchen. Unruhen gegen die deutsche Herrschaft in Italien verhinderten den Zug Friedrichs II. nach Norden. Unter der Obhut der Mutter und der Vormundschaft von Papst Innocenz III. (1198–1216) trat er das sizilische Königtum an. Im Reich nördlich der Alpen kämpften der Staufer Philipp, Sohn Friedrich Barbarossas, und der Welfe Otto IV., Sohn Heinrichs des Löwen, zehn Jahre um das Königtum. In diesen Streit wurden neben dem Papst auch die Könige von England und Frankreich involviert.
    Beide Streitparteien meldeten dem Papst ihre Königswahl. Die Wahlanzeigen nennen die jeweiligen Kriterien für die Rechtmäßigkeit der Nachfolge, die bisher noch nie systematisch definiertworden war: Eignung, Abstammung, Ergebenheit gegenüber der Kirche. Ottos Anhänger, von Anfang an in der Defensive, erbaten die päpstliche

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