Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.
AEIOU fand dieser bildhafte Vervielfältigung.
Erst 1442 folgte der bedächtige Zug durchs Binnenreich zur Aachener Königskrönung. Gezielt bezog sich der Habsburgerauf seine kaiserlichen Vorgänger. Vor allem pflegte er den Kult des heiligen Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde. Ihm verwandelte er seine Ehe und Familie an. Nicht von ungefähr hieß seine Tochter Kunigunde. Mit Hochzeit und Dynastiesicherung ließ sich der mit 25 Jahren zum König gewordene Habsburger freilich Zeit. Erst zwölf Jahre später, im Zusammenhang mit der Kaiserkrönung 1452, führte die Brautwerbung des 37-Jährigen um die 15-jährige portugiesische Königstochter Eleonore zum Erfolg. An dieser einen Ehe wie an der langen Stilisierung der 1468 verstorbenen Gattin in eine überirdische Vorbildlichkeit hielt der Witwer über die Jahrzehnte fest. Im Reich blieb er an vorhandene dualistische Konstellationen von Kaiser und Reich wie an die prägende Bedeutung der eigenen dynastischen Territorien gebunden. Erst in den letzten beiden Lebensjahrzehnten wandte er sich dem Reich wie Europa zu und eröffnete seinem Haus ungeahnte Perspektiven. Mit dem Papsttum kam es schon früh zum Ausgleich. Das Wiener Konkordat von 1448 zwischen König und Kirche regelte die päpstlichen Rechte bei der Besetzung geistlicher Ämter im Reich. Diese Parteinahme des Habsburgers für den Papst und gegen das Konzil erbrachte ihm landesherrliche Vorrechte in seinen Erblanden wie die Zusicherung der Kaiserkrönung.
Friedrichs Romzug zur Kaiserkrönung 1452, der letzte in einer mehr als 650-jährigen Geschichte, ist besser dokumentiert als alle Vorläufer. Nicht mehr zur brutalen Wiederherstellung von Reichsrechten kam der Habsburger über die Alpen. Er absolvierte vielmehr einen zeremoniellen Prunkzug, dem touristische Neigungen nicht fremd waren. Die Begegnung mit der portugiesischen Braut in Siena, die Hochzeit in Rom und das Beilager in Neapel verbanden sich aufs Prächtigste mit dem römischen Krönungsritual. Klare Botschaften mit deutlichen Eigeninteressen lieferte Enea Silvio Piccolomini, Vertrauter des Kaisers, Bischof von Siena, Verkörperung des humanistischen Gelehrtentyps von europäischem Format, später Papst Pius II. (1458–1464). Seine Geschichte Kaiser Friedrichs III. mischte Selbstbewusstsein und Fremdwahrnehmung und wies Wege zur habsburgischen Inszenierungskultur. Ergreifend schilderte EneaSilvio die Brautfahrt Eleonores zum fremden Ehemann und die erste Begegnung mit Friedrich in Siena: «Als der Kaiser seine Braut aus der Ferne kommen sah und ihre reizende Gestalt und königlichen Bewegungen mehr und mehr wahrnahm, war er erfreut, dass er eine so schöne Gattin, schöner, als ihr Ruf besagte, gefunden hatte und sich nicht durch Worte getäuscht sah, wie es Fürsten zu geschehen pflegt, die durch Stellvertreter Ehen schließen.»
Enea Silvios ausführliche Schilderung der römischen Kaiserkrönung fing die Rangkonflikte der Begleiter wie die Rituale und Zeichen gleichermaßen ein. Beim Einzug in Rom ritten Abteilungen unter zwei Fahnen mit dem hl. Georg und dem Reichsadler voran. Der italienische Beobachter empfand den doppelköpfigen Adler als ein Ungeheuer seines Jahrhunderts, hässlicher als den einköpfigen. Der übliche Streit entstand nicht zwischen Deutschen und Italienern, sondern unter den Italienern selbst. Venezianer und Mailänder einigten sich nicht über den Vortritt. Die persönliche Begegnung Friedrichs mit Papst Nikolaus V. (1447–1455) begann mit einer Rede Friedrichs auf das Haus Österreich und mit einer Gegenrede des Papstes. Zögernd nur ging der Papst am 16. März 1452 auf Friedrichs Forderung zur langobardischen Königskrönung ein. Diese Krone hatte man bisher in Oberitalien erlangt. Doch nun versagte sich das oppositionelle Mailand dem Herrscher. Enea Silvio kommentierte das mit Worten über die Bedeutung der drei Kronen, der silbernen deutschen, der eisernen langobardischen und der goldenen kaiserlichen. Er wusste, dass all diese Kronen aus Gold waren: «Aber aus welchem Metall die Krone auch sein mag, sie könnte zu einer symbolischen Deutung geeignet erscheinen.»
Nach der Einsegnung der Ehe Friedrichs und Eleonores durch den Papst kam es bei der Kaiserkrönung am 19. März 1452 im römischen Petersdom zu Sitzstreitigkeiten. König Ladislaus von Ungarn, Friedrichs Neffe, saß zu weit vom Kaiser entfernt, und dieser selbst durfte nicht vor den Kardinälen Platz nehmen. In einer Welt, die Rang sichtbar im Raum
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