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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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oben S. 184 die Rede gewesen. Sie zogen weite Kreise, wie die Tätigkeit von Zensusbeamten
( censitores
) in Gallia Lugdunensis und Aquitania beweisen (Corp. Inscr. Lat. II 4121 bzw. V 7783). Auch die Nachwirkungen waren beträchtlich.
     Sie verdichteten sich um 206 zu einer Rebellionsbewegung, die römischerseits einen regelrechten Feldzug erforderlich machte
     (C. Iulius Septimius Castinus als Kommandeur von vier Vexillationen der Rheinarmee). Andererseits fiel in die Jahre nach dem
     Sieg über Clodius Albinus die offizielle Genehmigung der Verwendung des keltischen Längenmaßes „Leuga“ für die Entfernungsangaben
     an Landstraßen in den drei gallischen und zwei germanischen Provinzen. Meilensteine wurden hier zu Leugensteinen (erstmalig
     202: Corp. Inscr. Lat. XIII 9137). Die Leuga entsprach etwa 1½ römischen Meilen (ca. 2,2 km). Die Umstellung des Längenmaßes
     muß als Zugeständnis an das Kulturgut Galliens verstanden und auf eine Stufe mit der Zulassung des Keltischen bei Fideicommissen
     (Dig. 32, 1, 11) gestellt werden, die ebenfalls in der Severerzeit erfolgte.
    Die Usurpation des Clodius Albinus brachte nicht nur Unglück über Gallien, auch Britannien geriet durch sie in Not. Die Stämme
     im Norden der Insel nahmen den Abzug des größten Teils der römischen |195| Truppen zum Anlaß, die Provinz heimzusuchen. Selbst Eburacum/York fiel ihrer Zerstörungswut zum Opfer. Septimius Severus sah
     sich daher nach dem Sieg über Clodius Albinus genötigt, den Verteidigungszustand der Provinz Britannien wiederherzustellen.
     Das war um so schwieriger, als die von ihm besiegten Legionen seines Gegners dabei die Hauptrolle zu spielen hatten. Sie kehrten
     – selbstverständlich neu formiert – in ihre Lager (Isca/Caerleon, Deva/Chester, Eburacum/York) zurück. Aber sie sollten nicht
     mehr allesamt einem Befehlshaber unterstehen, d. h., die Teilung der Provinz wurde in Angriff genommen (Herodian. 3, 8, 2).
     Der Norden erhielt die Bezeichnung: Inferior, der Süden: Superior. Die wichtigste Aufgabe, die in Britannien zu erfüllen war,
     betraf die Wiederherstellung der Nordgrenze: Der Hadrianswall wurde so gründlich instand gesetzt, daß man später sagen konnte,
     er sei von Septimius Severus erbaut worden (Hist. Aug. Sept. Sev. 18, 7).
    Im Jahre 207 meldete der an der Nordgrenze der Provinz Britannien tätige Statthalter L. Alfenus Senecio nach Rom, daß er in
     Kämpfe verwickelt sei, die größeres Ausmaß annehmen könnten (Herodian. 3, 14, 1). Die Nachricht veranlaßte Septimius Severus
     zu dem Entschluß, sich persönlich nach Britannien zu begeben, um die Lage im Norden der Provinz dauerhaft zu regeln. Ihm war
     an einem großen militärischen Erfolg um so mehr gelegen, als sein Prestige unter den Mißerfolgen litt, welche der Kampf gegen
     das Räuberunwesen in Italien ihm einbrachte. Der Räuberhauptmann Bulla Felix stieg 206   /   7 geradezu zum Gegenspieler des Kaisers auf. 207 konnte er durch List gefangengenommen werden; seine 600 Mann starke Bande
     zerstreute sich (Cass. Dio 77, 10, 1   –   7). 208 brach Severus mit seiner ganzen Familie nach Gallien auf, von wo er nach Britannien übersetzte.
    Der Feldzug, den Severus 208 begann und 209 fortsetzte, galt den Maeatae und Caledonii jenseits des Antoninswalles. Er führte
     Severus bis hoch in den Norden Schottlands, „an das äußerste Ende der Insel“ (Cass. Dio 77, 13, 3). Die Luftbildarchäologie
     hat an die 30 Marschlager entdeckt, mit deren Hilfe sich der Vormarsch verfolgen läßt. Sie beginnen bei Newstead in der Nähe
     von Melrose an der Tweed südlich des Antoninswalles, ziehen sich zum Firth of Forth hin und setzen sich jenseits desselben
     in einem breiten Streifen der Ostküste bis Muiryfold (bei Keith) an der Nordküste fort (Karte: A. Birley, Septimius Severus,
     1971, S. 256). Es waren Gefechte, keine Schlachten, mit denen Severus die Feinde bekämpfte und letztlich zum Friedensschluß
     bereitmachte. Landabtretungen waren |196| die Bedingung (Cass. Dio 77, 13, 4). Severus nahm zusammen mit seinen Söhnen Caracalla und Geta Ende 209 den Titel Britannicus
     maximus an.

Das Jahr 210 brachte eine neue Erhebung der beiden unterworfenen Stämme, wahrscheinlich, weil sie bemerkten, daß die Römer
     im Gebiet nördlich des Antoninswalles zu bleiben sich anschickten: In Carpow (bei Newburgh) am Firth of Tay wurde ein Standlager
     für ca. 3000 Mann gebaut! Der Bruch des Friedens machte neue militärische Operationen

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