Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
notwendig; sie wurden von Caracalla
geleitet, da Septimius Severus unter der Fußgicht litt, die ihn schon früher befallen hatte. Nichtsdestoweniger wollte er
211 wieder persönlich das Kommando übernehmen – da starb er am 4. Februar 211 in Eburacum. Caracalla entschloß sich zu einem
planmäßigen Rückzug aus dem Gebiet nördlich des Hadrianswalles. Daraufhin kehrte Ruhe im Norden ein, die acht Jahrzehnte anhielt
– letztlich ein Ergebnis der
expeditio felicissima Brittanica
(Roman Inscriptions of Britain 1143) des Septimius Severus.
Zwei Jahre nach der Rückkehr Caracallas aus Britannien – er hatte inzwischen seinen Bruder Geta ermordet (oben S. 175) – wurde
die Reichsgrenze an einer anderen Stelle bedroht: Eine unter dem Namen „Alamannen“ auftretende germanische Völkerschaft (Cass.
Dio 78, 13, 4) war in Süddeutschland bis an den obergermanisch-rätischen Limes vorgedrungen und machte Anstalten, diesen zu
überwinden. Caracalla entschloß sich 213 zu einer großangelegten Gegenaktion
per limitem Raetiae
(Corp. Inscr. Lat. VI 2080). In der Nähe des Mains kam es zur Schlacht, die für die Römer siegreich verlief (Aur. Vict. de
Caes. 21, 2) und Caracalla den Beinamen Germanicus maximus eintrug. Er nutzte den Sieg zur Knüpfung eines weitreichenden Bündnissystems
mit germanischen Stämmen – angeblich bis hinauf zur Nordsee, wobei römische Subsidien eine große Rolle spielten (Cass. Dio
78, 14, 3). Am Limes forcierte er die im Gang befindlichen Baumaßnahmen zur Verstärkung der Verteidigung. Das auffallendste
Zeugnis dieser Bauperiode war die 2,50 m hohe und 1,20 m dicke Mauer („Teufelsmau er “), die am rätischen Limes die Palisade (oben S. 157) ersetzte. Der obergermanische Limes wurde durch Wall und Graben (zwischen
Palisade und Postenweg) zusätzlich gesichert.
Die von Caracalla erreichte Stabilisierung der Verhältnisse am obergermanisch-rätischen Limes hielt immerhin fast zwei Jahrzehnte.
Erst als Severus Alexander 231 Truppen von Rhein und Donau in den Osten zum Perserkrieg (unten S. 200) abkommandierte, |197| geriet der Limes in Gefahr, und zwar auf seiner ganzen Länge. Denn nicht nur die Alamannen rüsteten sich zum Angriff auf seine
südlichen Strecken, auch die Chatten nahmen den Kampf gegen den Taunus- und Wetterau-Limes im Norden auf. 233 erfolgte der
Ansturm auf breiter Front, sozusagen von Holzhausen (im Westtaunus) bis Pfünz (an der Altmühl). Zahlreiche Einbrüche wurden
erzielt; die tiefsten führten bis Argentorate/Straßburg und Cambodunum/Kempten (im Allgäu). Die Zerstörungen und Plünderungen
im Hinterland des Limes nahmen beträchtlichen Umfang an.
Die germanische Offensive am Limes hatte die bemerkenswerte Folge, daß die aus diesen Gebieten in den Osten beorderten Truppen
mit Vehemenz ihre Rückführung in die bedrohten Heimatgarnisonen verlangten (Herodian. 6, 7, 2 – 3). Severus Alexander erfüllte ihre Forderung, so daß sie sich an der Vertreibung der Feinde aus dem Hinterland des Limes
beteiligen konnten. Darüber hinaus kündigte er sein persönliches Erscheinen im Kriegsgebiet und einen Feldzug gegen die Germanen
an. Zu diesem versammelte er 234 in Mogontiacum/Mainz große Streitkräfte, darunter maurische, osrhoenische und armenische
Kavallerieeinheiten, die ihm für den Kampf gegen die Germanen besonders geeignet erschienen (Hero dian . 7, 2, 1 – 2). Bei der Ausführung des Krieges verhielt Severus Alexander sich indes zu zögerlich. Er nahm Verhandlungen mit den Germanen
auf und versprach Geldzahlungen für ihr Wohlverhalten (Herodian, 6, 7, 9). Den Soldaten erschien daher ein Haudegen wie Maximinus
Thrax für die Kriegführung besser geeignet, zumal er ihnen große Geldversprechungen machte. So kam es, daß Severus Alexander
und seine Mutter Iulia Mamaea im März 235 ermordet wurden. Maximinus Thrax führte als neuer Kaiser die Truppen über den Rhein,
durchzog verwüstend die Grenzregion Germaniens, siegte in einer Schlacht und erwarb sich den Beinamen Germanicus maximus.
Die römische Antwort auf die germanische Herausforderung von 233 war deutlich ausgefallen.
Wie die Auseinandersetzung zwischen Septimius Severus und Clodius Albinus im Westen (196 / 7) die Bedrohung Britanniens heraufbeschwor, so hatte die zeitweilige Anerkennung des Pescennius Niger als Kaiser im Osten
(193 / 4) die Beeinträchtigung der römischen Stellung in Osrhoene und Nordmesopotamien zur
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