Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
gesehen, streng an die finanzielle Auflage seines Vaters.
Aber er tat noch mehr, um seine Vorliebe für die Soldaten zu zeigen: Er glich sich im Felde völlig ihren Lebensformen an (Cass.
Dio 77, 13, 1), so daß sie glauben mochten, er sei einer der Ihren. Die militärische Tracht, das Paludamentum, trug Caracalla
sogar in Rom (Cass. Dio 78, 4, 4), wo doch die Kaiser seit eh und je in der Toga sich zu zeigen pflegten. Es half nichts,
daß Severus Alexander die alte Regel wieder |193| befolgte (Hist. Aug. Sev. Alex. 40, 6). Der purpurne Feldherrnmantel war fortan das charakteristische Kleidungsstück des Kaisers.
Der Bedeutungssteigerung des Heeres auf der einen und dem militärischen Gebaren des Kaisers auf der anderen Seite entsprach
die oben S. 173 schon erwähnte Vergrößerung der kaiserlichen Leibwache von einer Tausendschaft auf zwei durch Septimius Severus
(193). Das neue Kontingent der
equites singulares
erhielt wie die Stammtruppe ihr Quartier auf dem Caelius. Die beiden Kasernen
( castra nova
an der Stelle von S. Giovanni in Laterano) lagen einander gegenüber. Caracalla führte der Leibwache neue Kräfte zu, als er
213 nach der Schlacht gegen die Alamannen (unten S. 196) Germanen aus dem Innern des Landes in sie aufnahm. „Löwen“
( leones
) nannte er diese Recken (Cass. Dio 79, 6, 1; Herodian. 4, 7, 3). Caracalla nutzte überhaupt den Alamannensieg zu Vereinbarungen
über die Abstellung germanischer Truppen für das römische Heer, das auf diese Weise, wie schon unter Marcus Aurelius (oben
S. 166), einen sowohl quantitativ als auch qualitativ bedeutenden Zuwachs erfuhr.
Nimmt man die Legionen als Maßstab für die Heeresstärke insgesamt, so muß diese in der Severerzeit um mindestens 10% zugenommen
haben. Denn Septimius Severus fügte den 30 bestehenden Legionen (oben S. 148f.) drei hinzu
( I–III Parthicae
), Severus Alexander vielleicht noch eine vierte (Herodian. 6, 3, 1). Ein um 200 angefertigtes Dokument (eine Marmorsäule)
enthielt die Namen von 33 Legionen (Corp. Inscr. Lat. VI 3492). Sie waren auf 19 Provinzen verteilt, eine stand in Italien
(vgl. Cass. Dio 55, 23 – 24). Die meisten Legionen (12) hatten ihre Lager entlang der Donau, fast ebenso viele (11) sicherten den Orient. Vier hielten
am Rhein die Wacht, drei waren in Britannien stationiert. Je eine Legion garnisonierte in Numidien und Spanien (zu der Legion
in Italien s. oben S. 173).
Septimius Severus war im Zuge seiner senatorischen Karriere Statthalter
( legatus Augusti pro praetore
) in der Provinz Gallia Lugdunensis gewesen (186 – 189). In Lugdunum/Lyon hatte er die Hochzeit mit Iulia Domna und die Geburt seines Sohnes Caracalla gefeiert. Es war für ihn
deshalb sehr bitter, daß gerade diese Stadt 196 / 7 sich seinem Gegner Clodius Albinus als Hauptquartier zur Verfügung stellte. Nach dem Sieg über Clodius Albinus ließ Septimius
Severus daher Lugdunum durch seine Soldaten plündern und in Brand stecken (Herodian, 3, 7, 7). Die Rolle der Stadt als Metropole
der Tres Galliae war ausgespielt, auch wenn der Kaiserkult in dem nahe der Stadt gelegenen heiligen Bezirk weiter gepflegt |194| wurde. Indes scheint Septimius Severus eine gewichtige Veränderung vorgenommen zu haben: Der Altar der Roma und des Augustus
(oben S. 14), dessen Funktion inzwischen ein
templum Romae et Augustorum
übernommen hatte, trat als
ara Caesaris nostri
, d. h. als Stätte eines Spezialkultes für Septimius Severus, wieder in Erscheinung (Corp. Inscr. Lat. XIII 1684).
Clodius Albinus hatte offenbar den Plan verfolgt, die Inbesitznahme Galliens möglichst nahe an die beiden germanischen Provinzen
heranzutragen, um die am Rhein stehenden Legionen auf seine Seite zu ziehen. Eine wichtige Rolle war dabei anscheinend der
Colonia Augusta Treverorum/Trier zugedacht, die als inzwischen (ca. 160 / 180 n. Chr.) großräumig ummauerte Stadt (mit der Porta nigra als Nordtor) sich zum Bollwerk besonders eignete. Die betreffenden
militärischen Operationen verliefen jedoch erfolglos, da die in Mogontiacum/Mainz stationierte 22. Legion den Treverern zu
Hilfe kam (Corp. Inscr. Lat. XIII 6800). Die niedergermanischen Truppen unter Virius Lupus waren von Clodius Albinus geschlagen
worden (Cass. Dio 76, 6, 2).
Die Parteinahme eines nicht geringen Teils der gallischen Oberschicht für Clodius Albinus hatte natürlich Folgen für die Besitzverhältnisse
in Gallien. Von den Konfiskationen ist schon
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