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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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sich aber rasch. 61 nahm Tiridates mit parthischer Hilfe Armenien wieder in Besitz. Corbulo hatte
     inzwischen die Statthalterschaft in Syrien übernommen. Die Aufgabe, den römischen Einfluß in Armenien wiederherzustellen,
     fiel dem neuen Statthalter von Kappadokien, L. Caesennius Paetus, zu. Im Jahre 62 unternahm dieser mit zwei aus Syrien abkommandierten
     Legionen den Feldzug gegen Tiridates und Vologaeses; eine |58| dritte Legion wurde aus Mösien in Marsch gesetzt. Das Unternehmen endete jedoch schmählich, mit Verlusten, Belagerung, Kapitulation
     und Rückzug nach Kappadokien. Die römische Reaktion bestand in der erneuten Betrauung Corbulos mit dem Orientkommando. Er
     übernahm 63 wieder die Provinzen Galatia und Cappadocia, dazu wurde ihm die Verfügungsgewalt über alle Ressourcen des Ostens
     erteilt. Sechs Legionen standen in Syrien und Kappadokien, eine siebte wurde aus Pannonien herangezogen. Corbulo besaß damit
     eine Stellung, wie sie einst Pompeius im Seeräuberkrieg (67 v. Chr.) besessen hatte (Tac. ann. 15, 25, 3).
    Mit einer gewaltigen Streitmacht (vier Legionen, Vexillationen aus Illyrien und Ägypten, allen verfügbaren Hilfstruppen) rückte
     Corbulo 63 in Armenien ein. Der Erfolg dieser Machtdemonstration bestand in dem Angebot des Tiridates, er werde nach Rom reisen
     und Nero um die Königswürde bitten. Corbulo verlangte daraufhin von Tiridates die Ablegung des Diadems, bis er es von Nero
     neu empfange. Diese Zeremonie fand kurze Zeit später vor den versammelten Legionen geradezu als religiöse Handlung statt.
     Hinzu kam, daß der Schauplatz des Geschehens die Stätte der Kapitulation des Caesennius Paetus war: Rhandeia. Corbulo hatte
     die römische Ehre voll wiederhergestellt. Sozusagen als Anerkennung seiner Verdienste wurden ‘seine’ Provinzen, Galatia und
     Cappadocia, durch Annexion des sogenannten Pontus Polemoniacus (64) ans Schwarze Meer vorgeschoben. In Rom ließ Nero 65 den
     Ianus-Bogen schließen und durch Münzen verkünden, daß zu Lande und auf dem Meer Friede herrsche (Rom. Imp. Coin. I 2 166, Nr. 263).
    Im Jahre 66 kam Tiridates nach einem 9monatigen prunkvollen Zug durch die Provinzen und Städte des Römischen Reiches nach
     Rom. Nero gestaltete seinen Empfang zu einem Ereignis, dessen Glanz die ganze Stadt erfüllte. Das Zeremoniell der Königskrönung
     fand auf dem Forum statt in Gegenwart des Senats, der Prätorianer und einer unübersehbaren Menschenmenge. Nero trug das Triumphalgewand,
     und er nahm auf einem kurulischen Sessel sitzend den Kniefall des Tiridates entgegen, der versprach, ihn wie den heimischen
     Gott Mithras zu verehren. Aus der Hand Neros empfing er dann das Diadem als Zeichen der Einsetzung zum König von Armenien.
     Nero betonte, daß dies ein Ausdruck seiner Macht sei, das Königtum zu geben – und zu nehmen. Im übrigen riß der ‘Gewinn’ Armeniens
     ein gewaltiges Loch in die Staatskasse: Der 9monatige Aufenthalt des Tiridates auf römischem Boden kostete |59| pro Tag 800   000 Sesterzen, und die Geschenke, die Nero ihm machte, beliefen sich auf 200 Millionen Sesterzen (Cass. Dio 63, 2, 2 + 63,
     6, 5).
    Zwölf Jahre lang standen die Ereignisse in Armenien im Brennpunkt des römischen Interesses. Von den Feldzügen der Jahre 58,
     62 und 63 waren nicht nur die Provinzen Syria, Galatia und Cappadocia betroffen, sondern auch Moesia und Pannonia. Moesia,
     seit 14 im Provinzstatus, mußte zwei Legionen, Pannonia eine Legion in den Osten schicken. Einen Widerhall fand die Heranziehung
     der mösischen Truppen für die Feldzüge gegen Armenien in der Grabinschrift des Ti. Plautius Silvanus, Statthalters in Mösien
     60   –   67. Er rühmte sich darin, trotz des Abzugs eines großen Teils seines (3 Legionen-)Heeres mehr als 100   000 Menschen von jenseits der Donau (Transdanuviani) auf Provinzialboden angesiedelt zu haben (Corp. Inscr. Lat. XIV 3608).
     Die Aktion stand im Zusammenhang mit den durch die Sarmaten bewirkten Völkerverschiebungen an der unteren Donau. Die römische
     Präsenz war hier seit der Umwandlung des thrakischen Klientelkönigtums in die Provinz Thracia (46) gegeben. Denn der Uferdistrikt
     Thrakiens
( ripa Thraciae
) wurde der Provinz Moesia zugeschlagen, die sich dadurch bis an die Donau-Mündungen ausdehnte. Die Provinz Thracia erhielt
     einen Prokurator als Statthalter.

Rhein, Donau und Euphrat bildeten die großen Flußgrenzen des Römischen Reiches im Westen, Norden und Osten; der Ozean kam
     als

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