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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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die Verehrung des Kaisers als Gott –, war den meisten Menschen im östlichen Teil des Römischen
     Reiches eine Selbstverständlichkeit und ließ sie nach immer neuen Formen der Manifestation dieser Grundeinstellung zum Kaisertum
     und damit zur römischen Herrschaft suchen. Umgekehrt war es hier ein leichtes, Regierungshandlungen als Ausfluß ‘göttlicher’
     Fürsorge für das Menschengeschlecht erscheinen zu lassen, wie es das inschriftlich erhaltene Edikt des Paullus Fabius Persicus,
     Prokonsuls von Asien, ca. 44 tat (Inschr. v. Ephes. I 18, a 13   –   15). Die Provinz Asia war das Zentrum des östlichen Kaiserkults. Ihr Landtag wußte es zu bewerkstelligen, daß neben die provinziale
     Augustusverehrung in Pergamum (oben S. 18) eine solche des Tiberius (zusammen mit Livia und dem Senat) in Smyrna trat (26:
     Tac. ann. 4, 56, 3). Der sonst so zurückhaltende zweite Princeps konnte nicht umhin, seine Zustimmung zum Tempelbau zu geben,
     da er sich dem Präzedenzfall des Augustus verpflichtet fühlte. Es waren übrigens 11 Städte, die sich um den Tempel bewarben!
     Aphrodisias befand sich nicht darunter. Die Stadt war eine
civitas libera
, und sie ging auch im Hinblick auf den Kaiserkult eigene Wege. Die Ausgrabungen der Jahre 1979   –   1983 haben ein Sebasteion zutage gefördert, das in einzigartiger Weise die Verbundenheit dieser Stadt mit der julisch-claudischen
     Dynastie demonstriert: Durch ein Propylon betrat man einen 90 m langen und 14 m breiten ‘Prozessionsweg’, der beidseitig von
     einer 12 m hohen dreigeschossigen Portikus flankiert wurde. Er führte zu einem Tempel, welcher der Aphrodite/Venus und der
     von ihr abstammenden julisch-claudischen Dynastie geweiht war. In den Portiken waren die Säulenzwischenräume der beiden oberen
     Geschosse, 90 (2 × 45) auf jeder Seite, insgesamt also 180, mit Skulpturen versehen, die das julischclaudische Haus und seine
     Leistungen für das Römische Reich mit |62| der Gedankenwelt der Griechen verbanden. Unter Tiberius begonnen, unter Claudius fortgesetzt, endeten die Arbeiten mit der
     Darstellung von Neros Armeniensieg (58). Das Ergebnis war ein überzeugendes Beispiel für die Integrationskraft des Kaiserkults.

Für den Westen hatte Augustus in Gallien mit dem Altar von Lugdunum/Lyon, der ihm und der Roma geweiht war (oben S. 14), ein
     Zeichen gesetzt. Ihm folgte Claudius bei der Einrichtung der Provinz Britannia. In Camulodunum/Colchester wurde ihm und der
     Göttin Roma ein ebensolcher Altar errichtet. Andererseits trat mit der Konsekration des Augustus eine neue Situation für seine
     Verehrung, nämlich als Divus, ein. Sie machte sich schon im Jahre 15 bemerkbar, als die Provinz Hispania Tarraconensis Tiberius
     um die Erlaubnis zum Bau eines Tempels für den Divus Augustus in Tarraco/Tarragona bat. Die Erlaubnis öffnete anderen Provinzen
     die gleiche Möglichkeit. Tatsächlich folgte schon bald Lusitania diesem Beispiel; der Tempel erhielt seinen Standort in Emerita
     Augusta/Merida. Was dem Divus Augustus zuteil wurde, konnte natürlich auch für den Divus Claudius in Anspruch genommen werden.
     Ihm ließ der Senat in Camulodunum einen Tempel bauen, der freilich im Boudicca-Aufstand zerstört wurde; erst danach erhielt
     er seine endgültige Gestalt. Keine Genehmigung wurde dem Antrag der Provinz Baetica zuteil, die nach dem Vorbild von Asia
     dem Tiberius und der Livia zu Lebzeiten (25) einen Tempel bauen wollte (Tac. ann. 4, 37, 1). Das Gefälle zwischen Ost und
     West im Kaiserkult blieb bestehen!
    Die Kulthandlungen, die dem Kaiserhaus in vielfältiger Form dargebracht wurden, waren für den regierenden Kaiser zweifellos
     eine Versuchung, sich selbst zu überheben und das Kaisertum auf eine Bahn zu bringen, die sich vom römischen Bild des Princeps
     entfernte. Hinzu kam die Verführung der Macht: Caligula war überzeugt, daß ihm alles zu tun erlaubt sei (Suet. Cal. 29, 1).
     Dieser Kaiser war es denn auch, der durch viele seiner Handlungen das Kaisertum pervertierte, z. B. dadurch, daß er bei einer
     schweren Krankheit zu Beginn seines Prinzipats (37) seine 21- oder 22jährige Schwester Drusilla testamentarisch als Erbin
     „des Vermögens und der Herrschaft“ (Suet. Cal. 24, 1) einsetzte. Noch deutlicher zeigte er seine Hybris durch die Divinisierung
     seiner Schwester nach deren plötzlichem Tod im Jahre 38. Caligula stellte damit die Diva Drusilla direkt neben den Divus Augustus!
     In der Zwischenzeit war nämlich keine

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