Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
und erhielt in Jerusalem ihr Standquartier (Jos. bell. Iud. 7, 1, 3). Der Kommandeur der Legion war zugleich
Statthalter der Provinz Iudaea. Er führte den Titel
legatus Augusti pro praetore
; seinem senatorischen Rang nach war er Prätorier. Iudaea wurde als erobertes Land verpachtet (Jos. bell. Iud. 7, 6, 6). Im
Jahre 73 gelang es dem Statthalter L. Flavius Silva, die letzte noch Widerstand leistende Festung in Iudaea zu erobern. Es
handelte sich um die am Westufer des Toten Meeres gelegene 600 m hohe Felsenburg Masada. Sie wurde von fanatischen Zeloten
(vgl. oben S. 60) unter Führung des Eleazar gehalten. Als die Römer durch den Bau einer Rampe die Belagerung zum Erfolg führten,
riß Eleazar die Eingeschlossenen mit sich in den Freitod. Es waren 960 Männer, Frauen und Kinder. Die Rede, die Josephus ihm
in den Mund gelegt hat (bell. Iud. 7, 8, 6), steht heute in den Schulbüchern des 1948 gegründeten Staates Israel. Masada selbst,
1963 / 65 ausgegraben, ist nationale Gedenkstätte.
Der Stellung des Kommandeurs der
legio X Fretensis
in Iudaea entsprach in etwa das Kommando, welches der Legionslegat der
III Augusta
in der Provinz Africa Proconsularis ausübte (oben S. 60). Auch dieses war mit einem proprätorischen Imperium verbunden, obwohl
es keine Selbständigkeit in territorialer Hinsicht implizierte. |114| Dadurch aber, daß die Legion ihren Standort in Africa Nova (Numidia) hatte, wuchs ihrem Legaten doch eine gewisse Selbständigkeit
in diesem Teil der Africa Proconsularis zu, und zwar desto mehr, je weiter das Legionslager nach Westen, d.h. von Africa Vetus
weg, rückte. Unter Vespasian befand es sich in Theveste; unter Titus aber schon errichtete eine
vexillatio
der
legio III Augusta
ein Lager in Lambaesis an der Westgrenze Numidiens (Année épigr. 1954, 137). Der ursprüngliche Standort der Legion, Ammaedara
(oben S. 20), behielt seinen militärischen Charakter und seine Schutzfunktion gegen die Musulamii als Veteranenkolonie (Colonia
Flavia Augusta Emerita Ammaedara, Corp. Inscr. Lat. VIII 308). Im Blick auf die spätere Verselbständigung Numidiens ist es
bezeichnend, daß Vespasian im Jahre 74 die Grenze zwischen Africa Vetus und Nova an der sogenannten
fossa regia
genau markieren ließ. An dieser Termination war auch der Legat der
III Augusta
, Sex. Sentius Caecilianus, beteiligt (Année épigr. 1939, 31).
Es waren immer wieder die Legionen, welche im vorstehenden Überblick über die Lage an den Grenzen des Reiches die Aufmerksamkeit
auf sich zogen. Ihre an strategisch wichtigen Stellen errichteten Lager erwiesen sich als Kraftquellen für die Bewältigung
der militärischen Aufgaben, die ein Riesengebilde wie das Imperium Romanum zwangsläufig mit sich brachte. Insofern waren die
Legionen – 28 gab es jetzt – das Rückgrat des Reiches und die Machtgrundlage des Kaisertums. Es entsprach ihrer wachsenden
Bedeutung, wenn Titus den Soldaten gestattete, ihre Testamente in jeder beliebigen Form zu errichten (Dig. 29, 1, 1 pr.) und
Domitian den Veteranen ihre Privilegien (Steuerfreiheit, römisches Bürgerrecht für Frau und Kinder) ausdrücklich bestätigte
(Font. iur. Rom. anteiust. I 76). Vor allem aber zeigte die Erhöhung des Soldes um ein Drittel, die Domitian vornahm (oben
S. 106), welch hohen Rang die Armee im Staat der Kaiserzeit einnahm.
Die flavische Epoche Roms, deren Grundzügen dieses Kapitel nachgegangen ist, endete abrupt: Domitian wurde ermordet. Es war
seine nächste Umgebung, die ihn nicht mehr zu ertragen vermochte. Sein Mißtrauen gegen jedermann hatte sich in einem Maße
gesteigert, daß er sich immerfort bedroht fühlte. Dazu trug sicher bei, daß Astrologen ihm Datum und Art seines Todes vorausgesagt
hatten (Suet. Dom. 14, 1). Trotzdem gelang es dem Freigelassenen (
a
cubiculo
) Parthenius, den Verschwörern am 18. 9. 96 Zutritt bei Domitian zu verschaffen und dessen Tod herbeizuführen. Der Nachfolger stand bereit. Die in die Verschwörung
eingeweihten |115| Senatoren und Ritter des Führungsstabes hatten ihn in einem der ihren gefunden: M. Cocceius Nerva. Seine Akklamation zum Imperator
wurde unter dem gleichen Datum wie der Tod Domitians in den Staatskalender eingetragen (Fast. Ost., Inscr. It. XIII 1, S.
195). An den Denkmälern des letzten flavischen Kaisers ließ der Senat die
damnatio memoriae
vollziehen (Suet. Dom. 23, 1).
Mit Domitian endete das biographische Werk Suetons über die römischen Kaiser,
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