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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Aquincum und Singidunum – als befriedet gelten konnte. Domitian verzichtete
     diesmal auf einen Triumph; er begnügte sich mit dem Dank an Iupiter Optimus Maximus durch Darbringung des Siegeslorbeers auf
     dem Kapitol (Januar 93). Die Abrechnung mit den Markomannen und Quaden sollte später erfolgen (unten S. 165).
    Die Donaufront bildete unter Domitian eindeutig das Problem Nr. 1 der Reichsverteidigung. Um so wichtiger war es für die Reaktionsfähigkeit
     des Kaisers, daß die Euphratgrenze durch Vespasian eine Sicherung erfahren hatte, die keine weiteren großen Anstrengungen |112| erforderte. Die grundlegenden Veränderungen am Euphrat, die unter Vespasian stattfanden, wurden durch die Übernahme zweier
     Klientelkönigtümer in die römische Provinzialverwaltung ermöglicht. Es handelte sich um Kleinarmenien (71) und Commagene (72).
     Ihre Annexion ließ die Römer an zwei wichtigen Stellen direkt an den Euphrat herantreten, bei Satala und Samosata; hier wurden
     Legionslager errichtet. Kleinarmenien kam an die Provinz Cappadocia, die nun mit Galatia vereinigt und einem konsularischen
legatus Augusti
unterstellt wurde; bisher hatte ein kaiserlicher
procurator
Kappadokien verwaltet (vgl. oben S. 57). Eine weitere Legion erhielt ihr Standquartier in Melitene, ebenfalls am Euphrat,
     so daß die neue Großprovinz Cappadocia-Galatia über zwei Legionen verfügte (in Satala und Melitene). Commagene wurde der Provinz
     Syria einverleibt, die bereits eine ihrer Legionen von Cyrrhus (oben S. 19) nach Zeugma (am Euphrat) vorgeschoben hatte. Jetzt
     trat Samosata als zweite Grenzgarnison hinzu.
    Vier Legionslager unmittelbar am Euphrat – das war das Ergebnis der Bemühungen Vespasians um die Stabilisierung der Ostgrenze.
     Sie trat als solche nun wirklich in Erscheinung. Denn mit der Anlage der Legionslager war der Bau bzw. Ausbau einer Straße
     verbunden, welche von Trapezus am Schwarzen Meer nach Sura am Rand der Syrischen Wüste und weiter nach Palmyra führte (Corp.
     Inscr. Lat. III 6057 bzw. Année épigr. 1933, 205). Sie verknüpfte die Legionslager miteinander und ermöglichte auf den langen
     Strecken zwischen ihnen die Kontrolle der Flußgrenze mit Hilfe von Befestigungen und Posten. Von besonderer Bedeutung für
     die Logistik war die Verbindung der Legionslager Melitene und Satala zum Schwarzmeerhafen Trapezus, dem Umschlagplatz für
     das pontische Getreide. Eine
vexillatio
der melitenischen Legion wurde hier stationiert (Corp. Inscr. Lat. III 6745), und auch die
classis Pontica
hatte in Trapezus ihren Heimathafen.
    Es hat seinen guten Grund, die vom Schwarzen Meer zur Syrischen Wüste führende, mit vier Legionslagern besetzte Straße als
     Euphratlimes zu bezeichnen. Vespasian inaugurierte mit dieser Verteidigungslinie eine Politik der militärischen Stärke, die
     als Abschreckung gedacht war. Sie richtete sich in der Hauptsache gegen das Partherreich, hatte aber im Norden noch einen
     anderen Gegner im Visier: die Alanen, welche jenseits des Kaukasus wohnten und durch Einfälle nach Armenien und Kappadokien
     für Unruhe sorgten (Suet. Vesp. 8, 4). Ihre Beobachtung übernahm ein Vorposten im Kaukasus (bei Baku, Année épigr. 1951, 263).

|113| Die Stabilisierung der Ostgrenze durch Vespasian war, wie schon angedeutet, mit einer Neuorganisation der Provinzen Kleinasiens
     verbunden. Cappadocia-Galatia hieß das Gebilde, das der neuen strategischen Konzeption seine Entstehung verdankte. Sodann
     erhielt Cilicia ein neues Profil: Der Ostteil, die Pedias, gehörte zu Syrien, der Westteil, die Trachea, zu Commagene. Beide
     Teile wurden nun zu einer eigenen (kaiserlichen) Provinz vereinigt, die in Tarsus ihre Hauptstadt erhielt. Die flavische Signatur
     der Provinz belegt eine Stadtgründung wie Flaviopolis. Schließlich fügte Vespasian im Südwesten Kleinasiens Lycia et Pamphylia
     zu einer Provinz zusammen (73   /   74). Die beiden Landschaften hatten ein unterschiedliches Schicksal hinter sich: Lykien war lange als Städtebund selbständig
     gewesen, Pamphylien hatte zu Klientelkönigreichen (Galatien, Kappadokien) gehört. Der Statthalter des Kaisers residierte in
     Attalia/Antalya.
    Sozusagen anhangsweise ist hier noch einmal Iudaea in den Blick zu nehmen. Denn nach der Eroberung Jerusalems durch Titus
     (oben S. 83) hatte Vespasian der bisher von einem
procurator
verwalteten Provinz einen anderen Status gegeben. Eine der am Jüdischen Krieg beteiligten Legionen, die
X Fretensis
, blieb im Land

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