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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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lief die ganze Anlage zu. Für Matidia baute Hadrian beim Pantheon einen großartigen
     Tempel, dessen optische Wirkung durch die beiden nach Marciana und Matidia benannten Basiliken noch erhöht wurde. Hadrians
     eigener Tempel (von Antoninus Pius erbaut) schloß sich östlich an. Von ihm sind noch elf Säulen am Gebäude der Börse (Piazza
     di Pietra) und sieben Provinzdarstellungen im Hof des Konservatorenpalastes erhalten. Antoninus Pius errichtete für seine
     Gemahlin Faustina d. Ä. einen Tempel auf dem Forum neben der Basilica Aemilia, in dem später auch er selbst verehrt wurde
     (Corp. Inscr. Lat. VI 1005). Durch den Einbau der Kirche S. Lorenzo in Miranda hat er die Zeiten gut überdauert. Marcus Aurelius
     hatte seinen Tempel wahrscheinlich bei seiner Ehrensäule (Piazza Colonna).

Unter Trajan begannen am Kaiserhof die Augustae eine Stellung einzunehmen, wie sie einst Livia und Agrippina innegehabt hatten
     (oben S. 32f.). Dadurch, daß außer Trajans Gemahlin Plotina auch seine Schwester Marciana und deren Tochter Matidia am Kaiserhof
     lebten, trat die weibliche Komponente des Kaisertums in viel stärkerem Maße hervor, als das je zuvor der Fall gewesen war,
     und zwar in achtunggebietender Weise. Plotina erschien den Zeitgenossen als
sanctissima femina
(Plin. min. ep. 9, 28), und Marciana pries man wegen der gleichen vorbildlichen Lebensführung (Plin. min. paneg. 84, 4). Als
     Marciana 112 starb, nahm Matidia die Stelle ihrer |120| Mutter (als Augusta neben Plotina) ein. Beide begleiteten Trajan auf seinem Partherfeldzug (113   –   117). Plotina spielte eine wichtige Rolle bei der Adoption Hadrians, die auf dem Sterbe- oder Totenbett Trajans erfolgt sein
     soll. Die Asche des in Selinus/Kilikien Verstorbenen brachte sie zusammen mit Matidia nach Rom, wo die Beisetzung in der Ehrensäule
     auf dem Trajansforum stattfand.
    Matidias Tochter Sabina war schon 16 Jahre mit Hadrian verheiratet, als dieser am 11.   8.   117 in Antiochia/Syrien zum Imperator ausgerufen wurde (er war seit kurzem Statthalter der Provinz). Die alles andere als
     glückliche Ehe hielt Hadrian nicht davon ab, Sabina zur Augusta zu erheben, und diese nicht, an den Reisen ihres Gatten teilzunehmen.
     Doch scheint die Hofetikette unter dem schlechten Eheklima gelitten zu haben. Jedenfalls entfernte Hadrian den Prätorianerpräfekten
     C. Septicius Clarus und den Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei
ab epistulis
C. Suetonius Tranquillus 122 aus ihren Ämtern, weil ihr Benehmen gegenüber der Kaiserin zu wünschen übrig ließ. Sein eigenes
     (späteres) Verhalten – gemeint ist seine maßlose Liebe zu dem bithynischen Jüngling Antinous – schrieb Hadrian offenbar auf
     ein anderes Blatt! Nach dem kurz hintereinander (136   /   8) erfolgten Tod wurden Sabina und Hadrian in dem soeben fertiggestellten Mausoleum am rechten Tiberufer (unten S. 135) beigesetzt.
    Mit der jüngeren Faustina, Gemahlin des Marcus Aurelius, erhielt der Typus der Augusta neue Konturen. Ihre Mutter, die ältere
     Faustina, war schon 141, drei Jahre nach der Prinzipatsübernahme ihres Gatten Antoninus Pius und ihrer eigenen Erhebung zur
     Augusta, gestorben. Sechs Jahre später (147) wurde die jüngere Faustina zu eben dieser Würde der Augusta erhoben, obwohl ihr
     Gatte Marcus Aurelius sich ‘nur’ Caesar nennen durfte (seit 139). Offenbar war inzwischen das Vorhandensein einer Augusta
     so fest mit dem Kaisertum als solchem verbunden, daß Antoninus Pius einen gewissen Zwang zu der vorzeitigen Ernennung seiner
     Tochter verspürte. Bis 147 war Faustina d. Ä. als Diva Faustina auf den Münzen präsent (Rom. Imp. Coin. III 69   –   77, Nr. 343   –   410), dann trat ihre Tochter als Faustina Augusta an ihre Stelle (ebd. 92   –   95, Nr. 493   –   517). Die jüngere Faustina brachte im Laufe der Ehe mit Marcus Aurelius mindestens zwölf Kinder zur Welt, von denen freilich
     die meisten früh starben. Die Öffentlichkeit registrierte diesen Kindersegen mit Wohlgefallen und sah darin einen Hinweis
     auf glückliche Zeiten (Rom. Imp. Coin. III 271, Nr. 710). Faustina repräsentierte das Kaisertum aber nicht nur als Ehefrau
     und Mutter, sie zog auch mit |121| ihrem Gatten ins Feld (gegen die Markomannen) und erwarb sich den Titel
mater castrorum
(174: Cass. Dio 72, 10, 5). Der Tod ereilte sie 176 in Halala am Fuß des Taurus auf der Orientreise, die Marcus Aurelius 175   /   6 unternahm (unten S. 167). Dieser ließ Faustina zur Göttin

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