Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
hatten (Suet. Dom. 6, 2); sie galten jetzt als erneut unterworfen (Stat. silv. 3, 3, 168). Die beiden am Putsch des Saturninus
beteiligten Mainzer Legionen wurden an die Donaufront verlegt. An ihrer Statt kam die
legio XXII Primigenia
von Vetera Castra/Xan ten nach Mainz und blieb hier die einzige.
Vom Rhein an die Donau gelangt, ließ Domitian in Pannonien einen Feldzug gegen die Markomannen und Quaden (nördl. der mittleren
Donau) vorbereiten, weil sie, im Klientelverhältnis zu den Römern stehend, die Offensive des Tettius Iulianus gegen Sarmizegetusa
im Jahre 88 nicht unterstützt hatten. Die Ausführung des Unternehmens verlief jedoch erfolglos, so daß Domitian froh war,
von diesem Mißerfolg ablenken zu können, indem er Friedensverhandlungen mit Decebalus aufnahm, um die dieser schon mehrmals
gebeten hatte. Sie fanden in Obermösien statt. Domitian setzte Decebalus als Klientelkönig ein und gewährte ihm finanzielle
und technische Hilfe (Cass. Dio 67, 7, 1 – 4). Das Dakerreich von Sarmizegetusa sollte auf diese Weise aus dem Ring der Gegner Roms an der Donaufront herausgebrochen
werden. Wie wertvoll die getroffene Übereinkunft für die Römer war, erwies sich sofort: Decebalus gestattete einem römischen
Expeditionskorps, bestehend aus 8 Legionsvexillationen, unter dem Kommando des Präfekten C. Velius Rufus den Durchmarsch ins
Gebiet der sarmatischen Jazygen (zwischen Donau und Theiß), die mit den Markomannen und Quaden gemeinsame Sache machten. Die
Auszeichnungen, die Velius Rufus erhielt, lassen auf einen Erfolg der
expeditio
schließen (Inscr. Lat. Sel. 9200).
Durch den Friedensschluß mit Decebalus war auch für Moesia superior die Dakergefahr beseitigt. Domitian konnte daher zwei
der vier Legionen (oben S. 109) abziehen; die beiden verbleibenden hatten ihre Lager in Singidunum/Belgrad, der Provinzhauptstadt,
und in Viminacium. Pannonien avancierte dagegen zum strategischen Zentrum der Donaufront mit Carnuntum, Brigetio und Aquincum/Budapest
als gen Norden gerichteten Bollwerken. Insgesamt 5 Legionen waren in Pannonien stationiert, dazu kamen Auxilien und die Flotte
( classis Pannonica
). Letztere erhielt von Domitian ebenso wie die
classis Moesica
den Ehrennamen
Flavia
(Corp. Inscr. Lat. XVI 37).
Die Ereignisse des Jahres 89 an Rhein und Donau hingen für Domitian so eng zusammen, daß er sie bei seinem Triumphanspruch |111| als Einheit behandelte: Ende dieses Jahres triumphierte er in Rom über Chatten und Daker. Eine Fülle von monumentalen Ehrungen
wurde ihm in allen Regionen Roms zuteil (Suet. Dom. 13, 2), die kolossalste war die Reiterstatue (Equus Domitiani) auf dem
Forum. die ihn als
Rheni domitor
(Mart. 9, 5, 1) zeigte. Zu ihrer Einweihung im Jahre 91 schrieb Statius ein Gedicht (silv. 1, 1), das dem Denkmal ewige Dauer
vorhersagte. Fünf Jahre später (96) fiel es der allgemeinen Demolierung domitianischer Monumente zum Opfer, und kurz darauf
(98) zerstörte Tacitus in seiner ›Germania‹ auch die Illusion, welche dem Equus Domitiani zugrunde lag: In letzter Zeit, so
stellte er sarkastisch fest, sei über die Germanen „mehr triumphiert als gesiegt“ worden (37, 5). Im Gegensatz zum Equus Domitiani
haben sich zwei ebenfalls von einem Triumphaldenkmal Domitians stammende Tropaea (sog. Trofei di Mario) bis heute erhalten;
sie stehen auf dem Kapitolplatz bei den Dioskuren.
Während Domitian davon ausgehen konnte, daß am Rhein die im Gang befindliche Integration der hinzugewonnenen Gebiete in die
neue Provinz Germania superior durch den Saturninusaufstand keine Unterbrechung erfahren hatte – Nachfolger des Saturninus
wurde der militärisch-administrativ erfahrene L. Iavolenus Priscus –, war ihm hinsichtlich der Donaufront klar, daß Pannonien
von seiten der suebischen Markomannen und Quaden sowie der sarmatischen Jazygen Gefahr drohe; ihr sollte die schon erwähnte
Stationierung von 5 Legionen in der Provinz begegnen. Einen Schwachpunkt bildete allerdings die aus Mainz gekommene
legio XXI Rapax
; sie war durch den Kampf gegen Lappius Maximus (oben S. 109) geschwächt. Gerade sie nun wurde im Jahre 92 vom Einfall der
Jazygen betroffen. Die Legion ging mitsamt ihrem Legaten unter (Suet. Dom. 6, 1). Domitian sah sich veranlaßt, den Oberbefehl
in Pannonien persönlich zu übernehmen. Die Kampfhandlungen scheinen zur Unterwerfung der Jazygen geführt zu haben, so daß
ein weiteres Stück der Donaugrenze – zwischen
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