Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Tempels zu einem Rundbau mit
Kuppel (und rechteckiger, dreischiffiger Vorhalle) verlieh Hadrian seiner Vorstellung von Rom als der Heimstatt aller Götter
des Imperiums monumentalen Ausdruck.
Womöglich noch stärker engagierte sich Hadrian bei Planung und Ausführung des Tempels für Venus und Roma zwischen Forum und
Colosseum. Der Entwurf des neuartigen und größten Kultgebäudes der Stadt soll von ihm selbst in Anlehnung an griechische Vorbilder
angefertigt worden sein. Seine Besonderheit lag darin, daß zwei Tempel in einem Bau vereinigt wurden, und zwar so, daß die
Cellae der beiden Göttinnen aneinanderstießen. Die der Roma lag zum Forum hin, die der Venus zum Colosseum. Das Podium, auf
dem der Tempel errichtet wurde, war 145 m lang und 90 m breit; es wurde von Portiken eingefaßt. Der eigentliche Tempel maß
110 × 53 m und hatte 22 Säulen an den Längs-, 10 an den Schmalseiten. |135| An ihm wurde von 121 (oben S. 122) bis in die letzten Jahre Hadrians gebaut. Vor allem die Errichtung des Podiums nahm lange
Zeit in Anspruch. Unter anderem mußte die Kolossalstatue Neros, der inzwischen die Züge des Sonnengottes gegeben worden waren,
von ihrem Standort wegbewegt und an das flavische Amphitheater herangerückt werden. 24 Elefanten waren dafür erforderlich
(Hist. Aug. Hadr. 19, 12 – 13). Auf der Piazza del Colosseo ist im Straßenpflaster die Stelle (7,5 × 7,5 m) markiert, wo die Basis dann bis 1936 stand.
Mit dem Tempel für Venus und Roma erhielt der Glaube an die Ewigkeit Roms manifeste Gestalt. Denn es war Roma aeterna, die
in ihm, dem Templum urbis, verehrt wurde.
Ein Abbild seiner Lebensansichten und -gewohnheiten schuf Hadrian mit dem Villenkomplex bei Tibur/Tivoli. Allein schon die
Ausdehnung der Bauten und Anlagen (1,5 qkm) spiegelte seine weiten Interessen und seine vielfältigen, vor allem auf seinen
Weltreisen gewonnenen Erfahrungen wider. Dazu kam die Benennung der einzelnen Objekte nach berühmten Örtlichkeiten (Canopus,
Tempe, Prytaneion, Akademie u. a.) und ihre Ausstattung mit erlesenen Kunstwerken. Die Hadriansvilla bei Tivoli gewährt noch
als Ruinenstätte Einblick in die Geisteshaltung eines Kaisers, der nicht nur die Macht des Römischen Reiches, sondern auch
dessen Kultur repräsentieren wollte.
Eine machtvolle Erinnerung an seinen Prinzipat schuf Hadrian schließlich mit seinem
sepulcrum
, das später Mausoleum Hadriani genannt wurde. Es erhob sich etwa 50 m hoch am rechten Tiberufer gegenüber dem Marsfeld, mit
dem es durch eine Brücke (Pons Aelius) verbunden war. In ihm, der heutigen Engelsburg, fand nach Hadrian selbst und seiner
Gemahlin eine lange Reihe von Kaisern und Kaiserinnen (bis auf Caracalla und Iulia Domna) ihre letzte Ruhestätte – in Aschenurnen,
wie deshalb hinzugesetzt werden muß, weil seit den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts bei den Begüterten die Körperbestattung
in Sarkophagen sich durchsetzte und eine neue Kunstgattung hervorbrachte.
Hadrian war auf Grund seiner intellektuellen Persönlichkeitsstruktur in besonderem Maße geeignet, der vom Kaiser als solchem
erwarteten Förderung des kulturellen Lebens (vgl. Iuv. sat. 7, 1) Impulse zu geben, und sein Philhellenismus lenkte die betreffenden
Aktivitäten in eine ganz bestimmte Richtung. So erfuhr denn die griechische Kultur durch ihn eine bedeutende Mehrung ihres
Ansehens als eines wesentlichen Bestandteils der Reichskultur. Das ging so weit, daß selbst in Rom eine Institution ins Leben
gerufen |136| wurde, in der griechische Grammatik- und Rhetoriklehrer ihren Beruf ausübten und griechische Dichter ihre Werke zu Gehör brachten.
„Athenaeum“ hieß das Gebäude, das Hadrian ihnen zur Verfügung stellte (Aur. Vict. de Caes. 14, 2 – 3). Die neue Richtung der Kulturpolitik Hadrians schlug sich auch sozusagen amtlich nieder: Die Kanzlei
ab epistulis
wurde zeitweise geteilt und die griechische Korrespondenz einem eigenen Leiter unterstellt (Valerius Eudaemon, Corp. Inscr.
Lat. III 431). Unter Marcus Aurelius (166) erfolgte dann endgültig die Trennung der griechischen von den lateinischen Angelegenheiten.
In der Folge erhielt so mancher griechische Rhetor (Sophist) den Posten
ab epistulis Graecis
.
Unter den ‘Adoptivkaisern’ erlebte die griechische Rhetorik ihre zweite Blüte (nach der ersten im 4. Jahrhundert v. Chr.).
„Zweite Sophistik“ nannte man das Phänomen (Philostr. vit. soph. praef.), das zu den
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