Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Donaugebieten zahlreiche
Kultstätten und Weihemonumente des Mithras. In Rom war das Mithräum unter der Kirche S. Stefano Rotondo beim (Colosseum) eines
der frühesten.
Während die Religion des Mithras sich ungehindert ausbreiten konnte, ja, in Commodus gar einen Kaiser als Anhänger fand (vgl.
Hist. Aug. Comm. 9, 6), stieß das Christentum bei seiner Mission auf mannigfachen Widerstand. Waren es zunächst die Juden,
die den Christen ablehnend begegneten, so breitete sich das Mißtrauen bzw. die Feindseligkeit gegen sie überall da aus, wo
sie größere Gemeinden bildeten. Ihren Grund hatte die Aversion der jeweiligen |140| ‘öffentlichen Meinung’ gegen die Christen in deren andersartigem Verhalten gegenüber der Gesellschaft, in der sie lebten:
Sie kauften kein Opferfleisch, nahmen an den öffentlichen Spielen nicht teil und feierten die großen Feste nicht mit. Zudem
gaben ihre Zusammenkünfte Anlaß zu Vermutungen, aus denen schnell der Vorwurf von „Verbrechen“ erwuchs. Das alles führte zu
Denunziationen bei den ‘Behörden’ und eventuell zu Verfolgungen. So geschah es unter Trajan in Bithynien, als der jüngere
Plinius dort Statthalter war (wohl 109 – 111). Sein Bericht über die von ihm durchgeführten Untersuchungen und Prozesse, den er Trajan erstattete (ep. 10. 96), ließ
erkennen, daß es sich um eine umfangreiche Aktion handelte, die schlaglichtartig beleuchtete, welchen Anklang das Christentum
in Bithynien bei Männern und Frauen jeglichen Standes in den Städten und auf dem Lande gefunden hatte. Wer sich als Christ
bekannte, wurde von Plinius mit dem Tode bestraft, wer den Göttern opferte, konnte sich von der Anklage befreien.
Trajan billigte die Handlungsweise seines Statthalters und betonte, daß sich für das Vorgehen gegen die Christen keine allgemeine
Regel aufstellen lasse, wohl aber solle gelten, daß man nicht nach ihnen fahnde und daß keine anonyme Anzeige angenommen werde
(Plin. min. ep. 10, 97). Hadrian bekräftigte in einem Reskript an den Prokonsul von Asia C. Minucius Fundanus (122 / 123) die Notwendigkeit einer ordnungsgemäßen Anklage und eines daraufhin angestellten Prozesses (Euseb. hist. eccl. 4, 9,
1 – 3). Damit war eine gewisse Rechtsgrundlage für Christenprozesse geschaffen, mit denen nun so mancher Statthalter sich zu befassen
hatte. Denn das Christentum war in ständigem Wachstum begriffen und gewann immer mehr an Zusammenhalt, wie etwa die Reise
des Bischofs Polycarpus von Smyrna/Asia zu seinem Amtsbruder Anicetus nach Rom zeigte (Euseb. hist. eccl. 5, 24, 16) oder
auch der Brief, den die Christengemeinden in Lugdunum/Lyon und Vienna/Vienne (Gallien) an die in Phrygien (Kleinasien) schickten.
Smyrna und Lugdunum waren unter Marcus Aurelius Schauplätze wütenden Christenhasses – und Stätten ruhmreicher Martyrien. Der
schon genannte Bischof Polycarpus war das prominenteste Opfer der Verfolgung in Smyrna. Der Bericht über seinen Tod in der
Arena (zu Beginn der Regierung des Marcus Aurelius) ist die älteste Aufzeichnung eines Martyriums innerhalb der sogenannten
Märtyrerakten, zu denen auch der erwähnte Brief über die Geschehnisse des Jahres 177 in Lugdunum gehört (Euseb. hist. eccl.
5, 1, 1 – 63). Hier holte der Statthalter die ausdrückliche Genehmigung |141| des Kaisers zu den von der Menge verlangten Verurteilungen ein, so daß auch Marcus Aurelius – wie schon Trajan – unter die
Christenverfolger (vgl. oben S. 95) eintrat. Vielleicht lastete man ihm christlicherseits auch an, daß er in einem Anfang
177 ergangenen Senatsbeschluß über die Herabsetzung der Kosten für Gladiatorenspiele (Oliver/Palmer, Hesperia 25, 1955, 328 – 338) den Galliern gestattet hatte, zum Tode verurteilte Verbrecher als Gladiatoren auftreten zu lassen, womit er indirekt
das Pogrom gegen die Christen ausgelöst habe. Die Martyrien fanden bezeichnenderweise am Fest des Kaiserkultes im Amphitheater
von Lugdunum statt.
Im Kaiserkult verdichtete sich für die Christen der Götterglaube und die Staatsgesinnung ihrer Umwelt. Es war daher für sie,
die sie den Kaiserkult strikt ablehnten, geradezu eine Notwendigkeit, ihre Einstellung zum Kaisertum als solchem darzulegen,
um den Vorwurf der Staatsfeindschaft zu entkräften. Iustinus, einer der Apologeten, die im 2. Jahrhundert den Gegnern des
Christentums dessen Wesen klarzumachen suchten, erklärte den Ausspruch Jesu: „Gebt dem
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