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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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sie von diesem Namen – und dessen Träger – bitte erst mal verschont bleiben.
    Hastig legte sie ein paar Münzen auf die Theke und griff nach dem Pappbecher mit frisch gebrühtem Milchkaffee, auch wenn sie sich dabei fast die Finger verbrannte. Hauptsache: weg!
    »Alles bestens. Danke, Frau Sengmeier.«
    »Dann grüß recht schön! Und lass dich wieder blicken, hörst?«
    »Mach ich! Pfiat Eahna!«
    Sofie drückte einen Plastikdeckel auf den Pappbecher, verstaute ihn in ihrem Fahrradkorb und sah zu, dass sie davonkam. Wenn sie sich ranhielt, konnte sie es vielleicht gerade noch schaffen, sich wenigstens für ein paar Minuten an die Isar zu setzen und in Ruhe ihren Kaffee zu trinken.
    Doch manchmal meint das Schicksal es eben anders …
    Kurz vor der Wittelsbacherbrücke wechselte Sofie den Gang – und trat plötzlich ins Leere.
    Na, servus. Mal wieder. Wie in alten Zeiten.
    Sofie schnaubte. Von einer rausgesprungenen Fahrradkette würde sie sich ihre gute Laune nicht verderben lassen.
    Oder doch?
    Und warum sonst musste sie ausgerechnet jetzt und heute beim Absteigen auch noch in einen würzig dampfenden Hundehaufen steigen?
    Leicht verdrossen schob Sofie ihr Fahrrad zu dem verwaisten Spielplatz in der Nähe, setzte sich auf eine Bank und kramte den Pappbecher hervor. Sie nahm einen Schluck und versuchte, ihre Schuhe notdürftig im Gras zu reinigen. Dann begutachtete sie stirnrunzelnd ihr Rad.
    Ein Papiertaschentuch wäre jetzt nicht schlecht gewesen. Tante Vroni lag ihr damit ja immer in den Ohren, ohne Rücksicht auf die Tatsache, dass ihre süße kleine Nichte inzwischen stramm auf die vierzig zuging.
    Egal. Jetzt musste es eben ohne gehen.
    Ächzend stellte Sofie das Fahrrad auf den Kopf und fädelte die ölverschmierte Kette geschickt wieder ein. Na bitte. Ging doch! Und ganz ohne männliche Hilfe. Joe hätte Augen gemacht.
    Sofie stutzte und verzog grinsend das Gesicht. Höchste Zeit, diesen lästigen Floh, den die Sengmeierin ihr ohne böse Absicht ins Ohr gesetzt hatte, schleunigst wieder loszuwerden! Nachdenklich leerte sie den Becher und ließ dabei den Blick über den Spielplatz schweifen: Hier hatten Manu und sie sich früher am Nachmittag immer getroffen. Erst waren es Sandschaufeln und Eimerchen gewesen, die sie miteinander austauschten, später Barbiepuppen, irgendwann dann lebenswichtige Mädelsgeheim nisse. Hier hatten sie ihre erste Zigarette geraucht und schleu nigst wieder die Finger davon gelassen. Hier hatte Manu ihr die Liebesbriefchen ihres Bruders Joe übergeben – und Jahre später bittere Vorwürfe gemacht, als Sofie unter die Ehe mit ihm einen Schlussstrich zog.
    Joe, Joe, Joe. Auf Schritt und Tritt!
    Als ob sie nichts Besseres zu tun hatte, als ausgerechnet jetzt nach dem Debakel in Berlin an diesen elenden Hallodri zu denken. Männer konnten ihr fürs Erste so was von gestohlen bleiben!
    Entschlossen machte sie sich auf den Weg zum Mülleimer, um den Pappbecher zu entsorgen und dann endgültig Richtung Nußbaumstraße aufzubrechen. Da entdeckte sie ein kleines, dunkles Etwas unter der Bank neben dem Sandkasten.
    Ein Mauskadaver. Und noch äußerst frisch, wie Sofies geschultes Auge auf den ersten Blick erkannte. Was hatte so was auf einem Kinderspielplatz verloren? Suchend blickte Sofie sich um. Ab sofort würde sie nie mehr ohne Taschentücher aus dem Haus gehen, das versprach sie sich im Stillen. Doch für jetzt musste eine andere Lösung her.
    Sie blickte auf den leeren Becher in ihrer Hand. Natürlich! Vorsichtig schaufelte sie den reglosen Körper in den Becher, um ihn zu entsorgen. Dabei musterte sie ihn genauer.
    Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht!
    Sofie wurde hellwach – was sicher nicht am Milchkaffee lag. Keine Spuren von Gewalteinwirkung, dafür dieser eigenartig verkrümmte Körper und der rosa Schaum vor dem Maul – typische Anzeichen für …
    Grinsend schüttelte sie den Kopf über sich selbst und setzte erneut ihren Weg Richtung Mülleimer fort. So ein Schmarrn! Das hier war eine tote Maus. Nichts weiter. Wahrscheinlich vergiftet.
    Und aus die Maus.
    Aber eben das machte Sofie stutzig. Was hatte ein vergiftetes Kleintier auf einem Spielplatz zu suchen? Sie drehte um, stellte den Becher ab und begutachtete die Stelle, an der sie die Maus gefunden hatte. Regel Nummer eins: sorgfältige Sicherung des Tatorts und Sichtung auf Spuren.
    In diesem Fall allerdings Fehlanzeige. Nur etwas weiter entfernt entdeckte sie neben einer rosa Sandschaufel und einem achtlos

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