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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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bekommen hätten, dass sie diesen Kerl auch nur für einen Moment mit ihnen verwechselt hatte. Im Stillen leistete Sofie Abbitte – bei George natürlich. Nicht bei Joe.
    »’tschuldigung. Hab Sie mit jemandem verwechselt.«
    »Kein Problem. Ich muss hier warten. Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten?«
    Das wär ja noch schöner gewesen. Was bildete der sich eigentlich ein?
    »Sorry. Ich hab’s eilig.«
    Kopfschüttelnd hastete Sofie die Treppe hoch, stieß die verglaste Tür auf und wandte sich an den rundlichen Pförtner, der in seinem gläsernen Kabuff in eine Zeitung vertieft war.
    »Mein Name ist Rosenhuth. Ich bin die neue Rechtsmedizinerin.«
    Sichtlich ungern unterbrach der Mann seine Lektüre und musterte Sofie stirnrunzelnd.
    Was hatten die nur alle? Stimmte etwas nicht mit ihr?
    »Des kann ja jeder sagen. Habens des schriftlich?«
    Hektisch kramte Sofie aus ihrer Jacke den Ausweis und das Schreiben von Paungger hervor und reichte dem Mann beides durch den schmalen Schlitz am unteren Ende der Glasscheibe.
    Der Pförtner studierte die Unterlagen sorgfältig, dann gab er sie schnaufend zurück. »Gehens am besten gleich durch zu Dr. Falk. Untergeschoss, dritte Tür rechts.«
    »Danke!«
    Mehr als ein Kopfschütteln in Sofies Richtung war allerdings nicht drin. Stumm wandte der Mann sich wieder seiner Zeitung zu.
    Auch gut. Sofie hatte es jetzt sowieso eilig. Schon fünf nach zehn!
    Sie raste die Treppe runter.
    Peinlich saubere Flure, grauer Steinfußboden, geflieste Wände, alles wie geschleckt. Fast wie im Krankenhaus. Wenn da nicht dieser unverwechselbare, leicht süßliche Geruch nach Formalin gewesen wäre, der zu Sofies Studienzeiten bei dem ein oder anderen Mitstudenten schon mal für einen Kreislaufkollaps gesorgt hatte. Sofie allerdings hatte sich von Anfang an resistent gezeigt. Zu stark war ihr Interesse an diesem Fach gewesen, als Medizinerin, vor allem aber als Polizistin.
    Aufklärung eines Gewaltverbrechens oder Tötungsfalls ohne die Hilfe eines Rechtsmediziners? Undenkbar.
    Auch der tragische Tod ihrer Eltern wäre ohne die Erkenntnisse des alten Paungger, der damals die Leichen der beiden obduziert hatte, mit dem Vermerk »tödlicher Verkehrsunfall ohne Fremdverschulden« als Staubfänger auf ewig in den Akten gelandet.
    Vielleicht war das damals der ausschlaggebende Punkt dafür gewesen, dass Sofie sich mit ihrer täglichen Routine als Polizistin nicht zufriedengegeben und erst das Abitur, dann das aufwendige Medizinstudium nachgeschoben hatte.
    Vielleicht hatte auch genau das zum Scheitern ihrer Ehe mit Joe beigetragen. Ihren Traummann hatte sie zwar immer noch nicht gefunden – falls es so etwas überhaupt gab. Dafür aber ihren Traumberuf. Und noch war nicht aller Tage Abend …
    Inzwischen war Sofie vor dem Zimmer angekommen, in dem laut Namensschild Dr. Falk residierte.
    Sofie räusperte sich und klopfte an.
    Keine Reaktion.
    Sie klopfte erneut. Diesmal energischer.
    Die Tür öffnete sich. Ein blonder Engel erschien im Türrahmen und warf Sofie einen eiskalten Blick aus stahlblauen Augen zu.
    »Sind Sie die Aushilfe vom Fahrradkurier?«
    Von wegen blonder Engel. War diese tiefgekühlte perfekte Hülle vor ihr etwa die neue Kollegin?
    Na, prost Mahlzeit!
    Sofie nahm schnell den Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm, setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und verneinte kopfschüttelnd.
    »Mein Name ist Sofie Rosenhuth. Ich komme auf Empfehlung von Professor Paungger. Freut mich, Sie kennenzulernen!«
    Doch Sofies ausgestreckte Hand landete im Leeren. Stattdessen verschränkte Dr. Falk die Arme und musterte Sofie naserümpfend.
    »Ach. Sie sind also die Neue aus Berlin? Sie sind zehn Minuten zu spät. Das ist Ihnen hoffentlich klar, Frau – Kollegin?« Sie schnupperte angewidert. »Ich weiß nicht, wie Sie das in Berlin gehandhabt haben – hier in München erwarten wir dann doch etwas mehr Sauberkeit. Nur zu Ihrer Information.«
    Verdutzt sah Sofie an sich herab. Auf ihrer alten Jeans prangten überall schwarze Ölflecken. Offensichtlich hatte sie beim Reparieren der Fahrradkette ihre Hände an der Hose abgewischt, ohne es bemerken. Und die Reste des Hundehaufens vollständig von ihren Schuhen zu entfernen war ihr wohl auch nicht gelungen. Alles in allem nicht gerade die passende Aufmachung für ein Entree.
    »Tut mir leid. Ich – hatte eine kleine Panne auf dem Weg hierher. So was passiert einem ja meistens dann, wenn man’s am wenigsten braucht. Kennen Sie sicher

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