Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kalte Zeit

Die Kalte Zeit

Titel: Die Kalte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
Vom Netzwerk:
entstanden ist, beläuft sich vielleicht auf zweitausend Euro«, sagte Kleinschmidt. »Sagen wir mal, das läuft noch unter DummeJungen-Streich. Aber knapp siebentausend Tannenspitzen abzuschlagen und ein Unternehmen an den Rand einer Pleite zu bringen, dafür könnte es eine ernstzunehmende Strafe geben.«
    Zagrosek nickte. »Packen Sie aus, Mann. Wir können ein gutes Wort für Sie einlegen, wenn Sie jetzt die Wahrheit sagen.«
    Rocco Graupner ließ Arme hängen. »Ich wollte Verhoeven nur einen kleinen Denkzettel verpassen. Er ist selbst schuld. Hetzt uns gleich einen Anwalt auf den Hals, nur weil wir auch vor dem Rathaus verkaufen wollten.«
    Kleinschmidt grinste. »Ein guter Anfang. Und nun weiter. Um den Verdacht von sich abzulenken, haben Sie die eigenen Tannen auch besprüht.«
    Rocco Graupner schwieg. Endlich nickte er.
    »Okay«, meinte Kleinschmidt. »Kommen wir zum Thema Tannenspitzen.«
    Rocco hob abwehrend die Hand. »Damit hab ich nichts zu tun. Ich bin da vorbei gekommen, das stimmt. Es war Vollmond.« Er zögerte. »Ich hab was gesehen. Da waren Leute in Verhoevens Kultur.«
    »Und das haben Sie verschwiegen, weil Sie sich nicht wegen der Dieselattacken in die Schusslinie bringen wollten.« Kleinschmidt seufzte, wandte sich zu Zagrosek. »Ich bring ihn nach Kaarst auf die Wache. Ruf Lars Schäffer an, er soll ihn übernehmen. Es wird Schäffer freuen, dass wenigstens ein Teil seines Falles gelöst ist.«
    Zagrosek wählte Schäffers Nummer, während Kleinschmidt Rocco Graupner zum Wagen brachte. »Er geht nicht dran, nicht mal eine Mailbox«, sagte Zagrosek und steckte das Handy ein.
    »Der Kollege ist etwas merkwürdig, oder? Ich versuch es gleich selbst noch mal«, meinte Kleinschmidt. »Steig ein, ich fahr dich vorher zu den Hendricks.«
    »Lass mal, ich geh zu Fuß«, meinte Zagrosek. »Es sind ja nur fünf Minuten.«
    Kleinschmidt stieg ein. »Wenn Felix Hendricks bis zwanzig Uhr nicht auftaucht, leiten wir die Fahndung ein.« Er schloss die Tür und fuhr mit Rocco ab.

    Zagrosek lief ein kurzes Stück auf der Landstraße und bog ab in Richtung von Konrad Verhoevens Hof. Es war fast dunkel. Rechts und links sah Zagrosek Reihen von Tannenkulturen, Miniaturbäumchen, die kaum einen halben Meter erreicht hatten. Vom Hof konnte man von hier aus nur die dunkle, hohe Mauer erahnen.
    Im Augenwinkel sah er linker Hand auf dem Feld ein Licht flackern. Da lief jemand herum, der Strahl einer Taschenlampe leuchtete auf, streifte kurz einen Traktor. Zagrosek blieb stehen. Er hörte lautes Hämmern und Flüche. Ein Dieselmotor startete, tuckerte schwerfällig, fand seinen Rhythmus. Scheinwerfer wurden eingeschaltet. Der Traktor rollte langsam an.
    Zagrosek ging auf die Maschine zu. Das Grundstück gehörte zum Hof der Verhoevens. Das musste die Fläche sein, auf der die Tannen mit den abgeschlagenen Spitzen gestanden hatten. Es waren nur noch Baumstümpfe zu sehen. Aus der Nähe erkannte Zagrosek, wie sie von einer großen Fräse zermalmt wurden. War das Wolf Hendricks? Warum arbeitete er im Dunkeln?
    Zagrosek war nur noch zwei Meter entfernt. »Hallo? Herr Hendricks!« Seine Stimme ging im Dröhnen des Motors unter. Er stellte sich vor den Traktor, so dass das Licht der Scheinwerfer ihn erfasste und schwenkte die Arme. »Stopp! Herr Hendricks!«
    »Gehen Sie da weg!«, rief Wolf Hendricks, ohne den Motor zu stoppen. »Sie stehen mir im Weg!«
    Zagrosek versuchte sein Gesicht zu erkennen, aber es war nur ein verschwommener Fleck, etwas heller als die Umgebung. »Ist Ihr Sohn gefunden worden?«
    »Ich weiß nicht. Lassen Sie mich weitermachen!«
    Zagrosek blieb vor der Fräse stehen. Wenn Hendricks sich die Drohung des Georgiers, seinem Sohn etwas anzutun, nicht ausgedacht hatte, war seine Reaktion auf dessen Verschwinden ausgesprochen merkwürdig.
    »Haben Sie eine Idee, wo Felix sein könnte?«
    Statt einer Antwort fuhr der Traktor an. Die Rotoren gruben sich direkt vor Zagrosek in die Erde, Steine und Holzstücke flogen empor. Zagrosek wich zurück. Schnell, aus der Fahrspur der Fräse heraus, auf die Seite, in Sicherheit. Er stolperte über etwas, das hinter ihm im Weg lag, lang wie ein Baumstamm, aber viel weicher. Zagrosek verlor das Gleichgewicht und fiel. Da lag ein Mann! Die Scheinwerfer des Traktors beleuchteten sein Gesicht. Es war Lars Schäffer. Über seine Stirn lief Blut.
    »Schäffer!« Zagrosek packte seine Schultern, rief seinen Namen, er konnte seine eigene Stimme kaum hören, so laut

Weitere Kostenlose Bücher