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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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kenne Marguerite', sagte Gaston. ,Ich kann ihr ohne weiteres einen Besuch machen.'
,Aber Armand kennt sie nicht.'
,Ich werde ihn vorstellen.'
,Das ist unmöglich.' Wieder hörten wir Marguerites Stimme, die Prudence rief. Diese eilte in ihr Ankleidezimmer. Gaston und ich folgten
ihr.
Sie öffnete das Fenster.
Wir versteckten uns so, daß man uns von draußen nicht
sehen konnte. ,Seit zehn Minuten rufe ich Sie schon', sagte Marguerite fast
unwillig von ihrem Fenster aus.
,Was soll ich?'
,Ich möchte, daß Sie gleich zu mir kommen.'
,Warum?'
,Weil der Graf von N... schon da ist und mich furchtbar
langweilt.'
,Ich kann jetzt nicht.'
,Wer hindert Sie?'
,Ich habe zwei junge Herren bei mir, die nicht gehen wollen.'
,Sagen Sie ihnen, daß sie gehen müssen.'
,Das habe ich schon gesagt.'
,Dann lassen Sie sie einfach alleine. Wenn Sie weggehen,
werden sie es auch tun.'
,Erst, wenn sie mir das Oberste zuunterst gekehrt haben.'
,Aber was wollen sie denn?'
,Sie möchten Sie sehen.' '
,Wie heißen sie?'
,Den einen kennen Sie, Herr Gaston R...'
,O ja, den kenne ich. Und der andere?' ,Herr Armand Duval. Sie kennen ihn nicht?' ,Nein, aber bringen Sie ihn nur mit. Er wird mir auf jeden Fall besser gefallen als der Graf. Ich erwarte Sie. Kommen Sie schnell.'
Marguerite schloß ihr Fenster, Prudence ebenfalls. Marguerite, die sich einen Moment lang meines Gesichts erinnert hatte, entsann sich nicht mehr meines Namens. Eine Erinnerung an meine Ungeschicklichkeit wäre mir lieber gewesen als dieses Vergessen.
,Ich wußte ja, daß sie sich freuen würde, uns zu sehen', sagte Gaston.
,Freuen ist nicht das richtige Wort', antwortete Prudence, während sie sich den Schal umlegte und den Hut aufsetzte. ,Sie empfängt Sie, um den Grafen zum Weggehen zu veranlassen. Versuchen Sie liebenswürdiger als er zu sein, denn ich kenneMarguerite, sie würde ihren Ärger über den mißlungenen Abend doch nur an mir auslassen.' Wir folgten Prudence die Treppe hinunter. Ich zitterte. Ich hatte das Gefühl, als würde dieser Besuch von großem Einfluß auf mein späteres Leben sein. Ich war noch viel aufgeregter als an jenem Abend, da Ernest mich ihr in der Opéra-Comique vorgestellt hatte. Als wir an ihrer Wohnungstür ankamen, klopfte mein Herz so stark, daß ich nicht mehr denken konnte. Einige Klavierakkorde drangen bis zu uns. Prudence lächelte. Das Klavier schwieg.
Eine Frau, die eher einer Gesellschafterin gleichsah als einem Zimmermädchen, öffnete uns.
Wir gingen in den Salon, vom Salon ins Boudoir. Das war damals schon so, wie Sie es kennen. Ein junger Mann lehnte am Kamin.
Marguerite saß vor dem Klavier, ließ ihre Finger über die Tasten gleiten und begann Stücke, die endlos zu sein schienen.Über dem Ganzen lastete die Langeweile. Der Mann wirkte unbedeutend und völlig überflüssig, die Frau war bedrückt durch seine nichtssagende Gegenwart.
Marguerite erhob sich, als sie die Stimme von Prudence horte. Sie kam uns entgegen, tauschte mit Frau Duvernoy einen Dankesblick und begrüßte uns:
'Treten Sie ein, meine Herren, und seien Sie herzlich willkommen.'
     

IX
    ,Guten Abend, mein lieber Gaston', sagte Marguerite zu meinem Begleiter.
,Ich freue mich sehr, Sie zu sehen. Warum sind Sie im Varieté nicht in meine Loge gekommen?' ,Ich fürchtete, Sie zu stören.'
,Freunde', sagte Marguerite und legte auf dieses Wort einen besonderen Nachdruck, als wollte sie allen Anwesenden begreiflich machen, daß Gaston, trotz des familiären Tones, mit dem sie ihn empfing, nur ein Freund sei und auch niemals etwas anderes gewesen war. ,Freunde stören niemals.' ,Also erlauben Sie mir, Ihnen Herrn Armand Duval vorzustellen?'
,Ich hatte Prudence schon erlaubt, es zu tun.' ,Übrigens, gnädige Frau', sagte ich selber, verneigte mich und versuchte einen möglichst leichten Ton zu treffen, ,hatte ich schon die Ehre, Ihnen vorgestellt zu werden.' Das entzückende Auge Marguerites suchte offenbar in der Erinnerung, fand aber nichts oder wollte nichts finden. ,Gnädige Frau', begann ich wieder, ,ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie die erste Begegnung vergessen haben, denn ich benahm mich damals sehr lächerlich und muß Ihnen lästig gewesen sein. Es war vor zwei Jahren, in der Opéra-Comique, mit meinem Freunde Ernest von .. .'
,Oh, jetzt entsinne ich mich', sagte Marguerite lächelnd. ,Nicht Sie waren damals lächerlich, sondern ich war spöttisch. Ich bin es noch jetzt manchmal, wenn auch nicht mehr so oft. Sie haben mir verziehen?' Sie reichte mir

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