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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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fragte:
,Möchten Sie etwas essen oder trinken? Ich habe Lust auf Punsch.'
,Und ich auf Hühnchen. Wie wäre es, wenn wir ein Abendessen arrangierten?' schlug Prudence vor. ,Das ist das Richtige, wir wollen essen gehen', sagte Gaston. ,Nein, wir werden hier essen.' Sie läutete. Nanine kam herein. ,Laß etwas zum Essen holen.' ,Was soll es sein?'
.Irgend etwas, aber rasch, rasch!' Nanine ging hinaus.
,O ja', rief Marguerite und tanzte wie ein kleines Kind vor Freude, ,wir wollen zu Abend essen. Wie langweilig ist doch dieser dumme Graf!'
Je länger ich diese Frau sah, um so begeisterter war ich. Sie war atemberaubend schön. Selbst ihre übermäßige Schlankheit war reizvoll. Ich versank in Nachdenken.
Nur mühsam konnte ich mir erklären, was in mir vorging. Ich war voller Nachsicht für ihren Lebenswandel, voller Bewunderung für ihre Schönheit. Diese Interesselosigkeit an einem jungen, eleganten und reichen Mann, der bereit war, sich ihretwegen zu ruinieren, entschuldigte in meinen Augen ihre ganze Vergangenheit.
Im Wesen dieser Frau lag etwas Unschuldiges. Man fühlte, daß das Laster sie noch nicht befleckt hatte. Ihr sicherer Gang, ihre biegsame Taille, ihre rosigen, leicht seitlich geschwungenen Nasenflügel, ihre großen Augen mit dem kaum merklichen, bläulichen Schatten aber sprachen von heißer Sinnenlust. Sie verbreitete eine Atmosphäre um sich, die betäubend wirkte wie der Duft orientalischen Parfüms, der selbst den sorgfältigst verschlossenen Flakons entströmt. Entweder war es ihr natürliches Wesen oder ein Zeichen ihres kränklichen Zustandes, aber von Zeit zu Zeit blitzte in Marguerites Augen eine Begehrlichkeit auf, die zu erfüllen eine Offenbarung des Himmels für den hätte sein müssen, den sie liebte.
Aber, die sie geliebt hatten, ließen sich ebensowenig zählen wie die, denen sie ihre Liebe geschenkt hatte. Kurz, ich erkannte in diesem Mädchen die Jungfrau, die eine Kleinigkeit zur Kurtisane gemacht hatte, und die Kurtisane, die eine Kleinigkeit zur liebenswertesten und reinsten Jungfrau machen konnte.
Marguerite war auch sehr stolz und unabhängig, zwei Gefühle, die, werden sie verletzt, wie die Schamhaftigkeit reagieren. Ich sprach nichts, meine Seele war in meinem Herzen und mein Herz in meinen Augen.
,Also', begann sie plötzlich wieder, ,Sie kamen täglich und fragten nach mir während meiner Krankheit?' ,Ja.'
,Wissen Sie, daß das sehr schön von Ihnen war? Was kann ich tun, um Ihnen dafür zu danken?' ,Erlauben Sie mir, daß ich Sie ab und zu besuchen darf.' ,Sooft Sie wollen von fünf bis sechs und von elf bis Mitternacht. Sagen Sie, Gaston, spielen Sie mir noch die »Aufforderung zum Tanz«?' ,Warum?'
,Einmal, um mir eine Freude zu bereiten, und zum anderen, weil ich es nicht zuwege bringe.' .Was ist Ihnen daran unklar?'
,Der dritte Satz, die Passage mit den vielen Auflösungszeichen.'
Gaston erhob sich, setzte sich an den Flügel und spielte die wundervolle Melodie von Weber, deren Noten schon aufgeschlagen waren.
Marguerite stellte sich neben ihn, stützte eine Hand auf den Flügel, sah in das Heft, folgte mit den Augen jeder Note und summte sie leise mit. Als Gaston zu der besagten Passage kam, klopfte sie mit den Fingern auf den Flügel und sang: ,re, mi, re, do, fa, mi, re, das kann ich nicht. Bitte noch einmal.'
Gaston wiederholte es. Dann sagte Marguerite zu ihm: ,Jetzt lassen Sie's mich versuchen.'
Sie setzte sich und spielte. Aber ihre widerspenstigen Finger griffen immer eine der genannten Noten falsch. ,Es ist doch unglaublich', sagte sie wie ein Kind, ,ich kann diese Passage nicht spielen. Glauben Sie mir, ich versuche es manchmal bis zwei Uhr morgens. Und dieser dumme Graf spielt es wunderbar und sogar auswendig! Ich glaube, deshalb mag ich ihn nicht leiden.' Sie versuchte es von neuem, immer mit dem gleichen Ergebnis.
,Ach, der Teufel hole Weber, die Noten und alle Pianos!' rief sie und warf das Heft in eine Zimmerecke. ,Ich verstehe nicht, warum ich nicht acht erhöhte Noten nacheinander spielen kann!'
Sie verschränkte die Arme, blickte uns an und stampfte leise mit dem Fuß auf die Erde.
Das Blut stieg in ihre Wangen, und ein leiser Husten öffnete ihre Lippen.
,Da haben wir es', sagte Prudence. Sie hatte ihren Hut abgenommen und glättete vor dem Spiegel ihre Haare. ,Sie haben sich wieder erregt, und das schadet Ihnen. Gehen wir zum Essen, das ist besser. Ich sterbe vor Hunger.' Marguerite läutete abermals. Dann setzte sie sich wieder vor den Flügel und

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