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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ich erst um acht Uhr morgens von ihr fort, und eines Tages sogar erst mittags. Während ich auf eine seelische Veränderung wartete, zeigte sich bei Marguerite eine körperliche. Ich hatte mir vorgenommen, sie zu heilen. Das arme Mädchen ahnte mein Ziel und gehorchte mir, um mir ihre Dankbarkeit zu beweisen. Ohne Mühen und Schwierigkeiten hatte ich erreicht, daß sie von fast allen früheren Gewohnheiten abließ. Mein Arzt, den ich mit ihr bekannt gemacht hatte, versicherte mir,
daß nur die Ruhe ihre Gesundheit erhalten könnte. Ich hatte erreicht, daß sie nicht mehr unter Schlaflosigkeit litt und keinen Gelagen mehr beiwohnte, sondern daß sie ein geregeltes Leben führte und einen gesunden Schlaf hatte. Marguerite gewöhnte sich an diese Lebensführung und verspürte deren heilende Wirkung. Manchen Abend blieb sie zu Hause, oder, wenn es schön war, nahm sie Schal und Schleier, und wir liefen wie zwei Kinder zu Fuß durch die abenddunklen Straßen. Sie kehrte ermüdet nach Hause zurück, aß wenig zu Abend und legte sich nieder, nachdem sie noch ein wenig musiziert oder gelesen hatte. Das letztere hatte sie früher nie getan. Der Husten, der mir jedesmal, wenn ich ihn hörte, das Herz zerriß, quälte sie nur noch selten. Nach sechs Wochen war vom Grafen nicht mehr die Rede. Er war endgültig aufgegeben. Nur ihre Verbindung mit dem Herzog zwang mich noch, meine Beziehung zu Marguerite geheimzuhalten. Er war des öfteren abgewiesen worden, während ich bei ihr war, unter dem Vorwand, die gnädige Frau schlafe noch und habe untersagt, daß man sie wecke. Es war Marguerite zur Gewohnheit, ja zur Notwendigkeit geworden, mich so häufig als möglich zu sehen, und deshalb gab ich das Spielen auf, in einem Augenblick, wo auch der geschickteste Spieler abbricht. Nach meinen hohen Gewinnen war ich im Besitz einer Summe von zehntausend Francs, die mir unerschöpflich zu sein schien.
Der Zeitpunkt, an welchem ich mich sonst zu meinem Vater und meiner Schwester begab, nahte, ohne daß ich abreiste. Häufig erhielt ich Briefe von dem einen oder der anderen, die mich baten, doch zu ihnen zu kommen. Ich antwortete auf alle Bitten so gut als möglich. Ich versicherte immer wieder, daß ich gesund sei und kein Geld nötig habe, zwei Dinge, die, wie ich glaubte, meinen Vater über mein längeres Ausbleiben beruhigen würden.
Da geschah es eines Tages, daß Marguerite, als sie bei strahlendem Sonnenschein erwachte, aus dem Bett sprang und mich fragte, ob ich sie den ganzen Tag aufs Land begleiten wolle.
Man holte Prudence, und wir gingen zu dritt fort. Marguerite hatte angeordnet, daß Nanine dem Herzog sagen solle, sie sei bei dem schönen Wetter mit Frau Duvernoy den ganzen Tag aufs Land gefahren. Der Name Duvernoy genügte, um den alten Herzog völlig zu beruhigen. Prudence war eine der Frauen, die für Landpartien wie geschaffen zu sein schienen. Bei ihrer unverwüstlichen Heiterkeit und ihrem ständigen Appetit war es in ihrer Gegenwart nicht einen Augenblick langweilig. Man mußte Eier bestellen, Kirschen, Milch, Hasenbraten, kurz alles, was zu einem traditionellen Frühstück in der Umgebung von Paris gehört. Wir brauchten also nur ein Ziel zu wählen. Wieder war es Prudence, die einen Rat wußte. ,Wollt ihr richtig aufs Land?' fragte sie uns.
,Ja.'
,Gut. Dann fahren wir nach Bougival in den Point-du-Jour zur Witwe Arnould. Armand, gehen Sie und holen Sie uns einen Wagen.' Eineinhalb Stunden später waren wir bei der Witwe Arnould. Vielleicht kennen Sie dieses Gasthaus. In der Woche ist es Hotel, am Sonntag Kneipe. Von dem etwas höher gelegenen Garten hat man einen wundervollen Blick. Links begrenzt der Aquädukt von Marly den Horizont, rechts erstreckt sich Hügel an Hügel. Der Fluß, der hier träge dahingleitet, leuchtet wie ein breites weißes Moireband zwischen der Ebene Gabillons und der Insel Croissy, eingewiegt von wispernden Pappeln und flüsternden Weiden. Im Hintergrund lagen in strahlender Sonne kleine weiße Häuser mit roten Dächern und Fabriken, die in der Entfernung ihren strengen, arbeitsamen Charakter verloren und die Landschaft in wunderbarer Weise vervollständigten, dahinter Paris im Dunst.
Wie Prudence uns gesagt hatte, waren wir hier wirklich auf dem Lande. Auch das Frühstück, das muß man sagen, war gut.
Ich erzähle das alles nicht nur aus Dankbarkeit für das Glück, das ich jener Gegend verdanke, denn Bougival ist, trotz seines abschreckenden Namens, eine der lieblichsten Gegenden, die man

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