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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Bekannten mit und spielte sich auf, als gehöre das Haus ihr. Sie werden sich denken können, daß des Herzogs Geld das alles möglich machte. Trotzdem bat Prudence mich ab und zu um einen Tausend-Francs-Schein, sozusagen in Marguerites Namen. Sie wissen, daß ich am Spieltisch einiges gewonnen hatte. Ich gab also Prudence jede Summe, die Marguerite durch sie von mir erbat. Ich befürchtete nur, daß meine Mittel bald erschöpft sein würden. Deshalb lieh ich mir in Paris die gleiche Summe, wie schon einmal. Inzwischen, hatte ich sie ja pünktlich zurückgezahlt.
Ich verfügte also abermals über zehntausend Francs, außer meinem Jahreseinkommen.
Die Freude, die Marguerite anfänglich über die Besuche ihrer Freunde empfand, verflog allmählich, weil die Ausgaben zu hoch wurden und sie mich manchmal um Geld bitten mußte.
Der Herzog, der das Haus für Marguerite gemietet hatte, damit sie sich ausruhe, kam nie mehr zu Besuch. Er fürchtete wohl, wie schon einmal, in eine zahlreiche und heitere Gesellschaft hineinzugeraten, in der er sich nicht zeigen wollte. Denn eines Tages war es vorgekommen, daß er sie besuchen wollte, um mit ihr zu Mittag zu speisen. Er rechnete damit, Marguerite allein anzutreffen, und als er nichtsahnend die Türe zum Eßzimmer öffnete, saßen dort noch fünfzehn Personen beim Frühstück. Allgemeines Gelächter empfing ihn, und er mußte sich sofort vor der Aufdringlichkeit der anwesenden Damen zurückziehen. Marguerite war sofort aufgestanden, dem Herzog ins Nebenzimmer gefolgt und hatte so gut als möglich versucht, den Zwischenfall ungeschehen zu machen. Der alte Mann war aber in seiner Eigenliebe verletzt und zeigte sich unnachgiebig. Er sagte dem armen Kinde unverhohlen, er habe keine Lust mehr, die Launen einer Frau zu bezahlen, die ihm nicht einmal in ihrem eigenen Haus Achtung verschaffen könne. Nach diesen Worten verließ er sie aufgebracht.
Von diesem Tage an wurde nicht mehr von ihm gesprochen. Marguerite schickte ihre Gäste fort, sie änderte ihre Lebensweise, aber der Herzog ließ nichts mehr von sich hören. Ich hatte den Vorteil, daß meine Geliebte mir nun endlich allein gehörte und mein Traum sich verwirklichen sollte. Marguerite konnte sich nicht mehr von mir trennen. Ohne sich Gedanken über die möglichen Folgen zu machen, verbarg Marguerite unser Verhältnis nicht mehr vor den Augen der Welt. Ich wohnte bei ihr, die Dienerschaft nannte mich Monsieur und betrachtete mich als ihren Herrn. Prudence hatte Marguerite natürlich eine Moralpredigt gehalten, als sie ihre Lebensweise zu ändern begann. Aber Marguerite hatte ihr geantwortet, sie liebe mich, sie könne ohne mich nicht mehr leben und werde, was auch kommen möge, nicht auf das Glück verzichten, mich ständig um sich zu haben. Und sie fügte hinzu, daß es jedem, dem das nicht passe, frei stünde, hinfort nicht mehr zu kommen. Das alles hatte ich eines Tages gehört, als Prudence zu Marguerite gekommen war, um ihr angeblich sehr wichtige Mitteilungen machen zu müssen. Sie hatten sich eingeschlossen, und ich belauschte sie hinter der Türe. Einige Zeit später kam Prudence wieder einmal zu uns. Ich war im Garten, und sie hatte mich nicht gesehen. Ich vermutete, daß eine ähnliche Unterhaltung wie neulich stattfinden sollte, und wollte wieder lauschen. Die beiden Frauen schlossen sich im Boudoir ein, und ich horchte an der Türe. ,Nun?' fragte Marguerite. ,Ich habe den Herzog gesehen.' ,Was sagte er?'
,Er verzeiht Ihnen gerne den Zwischenfall von neulich. Aberer hat erfahren, daß Sie in aller Öffentlichkeit mit Herrn Armand Duval zusammenleben, und das verzeiht er Ihnen nie. Er sagte wörtlich: »Wenn Marguerite diesen jungen Mann verläßt, dann werde ich ihr wieder wie früher alle Wünsche erfüllen. Wenn sie das nicht tut, soll sie mich auch um nichts mehr bitten.«' ,Und was haben Sie ihm darauf geantwortet?' ,Ich würde Ihnen seinen Entschluß mitteilen. Ich versprach ihmzu versuchen, Sie zur Vernunft zu bringen. Überlegen Sie doch, liebes Kind, was Sie aufgeben! Armand kann Ihnen diese Geldsumme niemals beschaffen. Er liebt Sie von Herzen, aber er ist nicht reich genug, um für alle Ihre Bedürfnisse aufkommen zu können. Eines Tages wird Armand Sie doch verlassen, aber dann wird es für den Herzog zu spät sein, weil der dann auch nichts mehr von Ihnen wissen will. Soll ich mit Armand deshalb sprechen?' Marguerite schien nachzudenken, denn sie zögerte mit einer Antwort. Mein Herz klopfte wild, während

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