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Die Kameliendame

Die Kameliendame

Titel: Die Kameliendame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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alle Umschweife überfiel ich sie mit den Worten: ,Sagen Sie mir ganz offen, wo Marguerites Pferde sind!' ,Verkauft.' ,Der Schal?' ,Verkauft.' ,Die Diamanten?'
,Verpfändet.'
,Und wer hat das alles verkauft und verpfändet?' ,Ich.'
,Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?' ,Weil Marguerite es mir verboten hat.' ,Und warum haben Sie mich nicht um Geld gebeten?' ,Weil sie es nicht wollte.' .Wozu braucht sie das Geld?' ,Um ihre Schulden zu bezahlen.' ,Hat sie noch viele Schulden?'
,Ungefähr noch dreißigtausend Francs. Ach, mein Lieber, habe ich es Ihnen nicht vorausgesagt! Aber Sie wollten es mir nicht glauben. Jetzt müssen Sie selbst einsehen, daß ich recht
hatte. Der Tapezierer von gegenüber glaubte, der Herzog komme für Marguerite auf. Er wurde vor die Tür gesetzt, als er zu ihm ging und sein Geld wollte. Am nächsten Tage schrieb ihm der Herzog, daß er nichts mehr für Fräulein Gautier zahle. Der Mann wollte unbedingt sein Geld, man einigte sich auf Teilzahlungen, das waren die paar tausend Francs, um die ich Sie bat. Gehässige Menschen stellten dann fest, daß ihre Schuldnerin vom Herzog verlassen wurde und mit einem jungen Mann ohne Vermögen zusammenlebt. Ebenso andere Gläubiger, alle wollten ihr Geld und ließen pfänden. Marguerite wollte alles verkaufen, aber es war zu spät, und ich habe mich auch dagegen gewehrt. Weil aber gezahlt werden mußte, und Marguerite Sie nicht um Geld bitten wollte, hat sie ihre Pferde und ihre Schals verkauft und ihren Schmuck verpfändet. Wollen Sie die Bescheinigungen der Käufer sehen und die Pfandbriefe des Leihhauses?' Prudence öffnete eine Schublade und zeigte mir die Papiere. ,Ach, glauben Sie mir nur', fuhr sie mit der Hartnäckigkeit einer Frau fort, die sich verpflichtet fühlt, gute Ratschläge zu geben, ,ich hatte recht. Sie denken, es genügt, wenn man sich liebt und auf dem Lande ein beschauliches und müßiges Leben führt? Nein, mein Freund, nein. Neben dem idealen Leben gibt es auch noch materielle Fragen, und die edelsten Entscheidungen sind durch lächerliche, aber eiserne Fäden an die Erde gebunden. Man kann sie nicht so ohne weiteres zerreißen. Wenn Marguerite Sie nicht schon zwanzigmal betrogen hat, so deshalb, weil sie ein außergewöhnliches Wesen ist. Ich hatte ihr diesen Rat gegeben und finde ihn auch heute noch richtig. Es bekümmerte mich, mit ansehen zu müssen, wie das arme Mädchen sich von allem zurückzieht. Aber sie wollte nicht. Sie hat mir geantwortet, sie würde nur Sie lieben und Sie um nichts in der Welt betrügen. Das ist sehr hübsch, sehr edel, aber auf diese Weise kann man seine Gläubiger nicht bezahlen. Jetzt kann sie sich nur noch mit mindestens dreißigtausend Francs aus der
Affäre ziehen.'
,Gut, ich werde diese Summe beschaffen.' ,Wollen Sie sich Geld borgen?' ,Mein Gott, ja!'
,Damit würden Sie etwas Schönes anrichten. Sie würden sich mit Ihrem Vater überwerfen und Ihre Quellen würden versiegen. Außerdem findet man eine Summe von dreißigtausend Francs auch nicht von heute auf morgen. Glauben Sie mir, mein lieber Armand, ich kenne die Frauen besser als Sie. Begehen Sie eine derartige Dummheit nicht, die Sie eines Tages bereuen würden. Seien Sie vernünftig. Ich sage Ihnen nicht, daß Sie Marguerite verlassen sollen, aber leben Sie wieder so mit ihr wie zu Beginn des Sommers. Geben Sie ihr die Möglichkeit, einen Ausweg aus dieser Verwirrung zu finden. Der Herzog wird sich ihr nach und nach wieder zuwenden. Der Graf von N..., er sagte es mir erst gestern, wird, wenn sie ihn wieder will, ihre Schulden bezahlen und ihr monatlich vier- oder fünftausend Francs geben. Er hat zweihunderttausend Francs Jahreseinkommen. Das wäre doch ein gesichertes Leben für das Kind, denn Sie müssen Marguerite eines Tages ja doch verlassen. Warten Sie nicht damit, bis Sie ruiniert sind, um so mehr, als der Graf von N... ein Dummkopf ist, der Sie nicht daran hindern wird, Marguerites Geliebter zu sein. Zuerst wird sie ein wenig weinen, aber dann gewöhnt sie sich wieder daran. Und eines Tages wird sie Ihnen dankbar sein, daß Sie so gehandelt haben. Stellen Sie sich vor, Marguerite sei verheiratet, und sie betröge ihren Mann. Mehr ist nicht nötig. Ich habe Ihnen all das schon einmal gesagt. Nur gab ich Ihnen damals nur einen guten Rat, heute spreche ich von einer Notwendigkeit.' Prudence hatte grausamerweise recht.
,Ja, so ist es nun mal', fuhr sie fort und schloß die Papiere wieder ein, ,die ausgehaltenen Frauen erwarten

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