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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kann ich dir irgend etwas mitbringen?« Sam zögerte eine Sekunde und schien fast verlegen zu sein. »Weißt du, was ich wirklich gern hätte?« fragte er mit einem kindlichen Grinsen.
    »Was? Du kannst alles haben, Sam.«
    »Als ich klein war, war das Tollste ein Eskimo Pie.«
    »Ein Eskimo Pie?«
    »Ja, das ist ein Eis am Stiel. Vanilleeis mit einem Überzug aus Schokolade. Die habe ich immer gegessen, bis ich hierher kam. Ich glaube, die werden immer noch hergestellt.«
    »Ein Eskimo Pie?« wiederholte Adam.
    »Ja. Den Geschmack habe ich nie vergessen. Das großartigste Eis der Welt. Kannst du dir vorstellen, wie gut es mir in diesem Backofen hier schmecken würde?«
    »Dann sollst du dein Eskimo Pie bekommen.«
    »Bring lieber gleich mehrere.«
    »Ich bringe ein Dutzend mit. Die essen wir dann gleich hier, während wir schwitzen.«
    Sams zweiter Besucher am Samstag kam unerwartet. Er hielt an der Wachstation am Haupteingang an und wies sich mit einem Führerschein aus North Carolina aus, der sein Foto trug. Er erklärte der Wachhabenden, er wäre der Bruder von Sam Cayhall, und ihm wäre gesagt worden, er könne Sam von jetzt an bis zum Tag seiner Hinrichtung jederzeit besuchen. Er hätte gestern mit einem Mr. Holland gesprochen, der irgendwo in der Verwaltung saß, und Mr. Holland hätte ihm versichert, daß die Besuchsregeln für Sam Cayhall gelockert worden seien. Er könnte jederzeit zwischen acht und siebzehn Uhr kommen, an jedem beliebigen Wochentag. Die Frau ging in die Station und tätigte einen Anruf.
    Fünf Minuten vergingen, in denen der Besucher geduldig in seinem Mietwagen saß. Die Frau tätigte zwei weitere Anrufe, dann notierte sie die Zulassungsnummer seines Wagens auf ihrem Clipboard. Sie wies den Besucher an, ein paar Meter entfernt zu parken, seinen Wagen abzuschließen und an der Wachstation zu warten. Er tat es, und wenige Minuten später erschien ein weißer Gefängnistransporter. Ein bewaffneter, uniformierter Wärter saß am Steuer und bedeutete dem Besucher, er solle einsteigen.
    Der Wagen passierte die Kontrollen am Doppeltor des Hochsicherheitstraktes und fuhr zum Haupteingang, wo zwei weitere Wärter warteten. Sie durchsuchten ihn auf den Eingangsstufen. Er hatte keine Päckchen oder Taschen bei sich.
    Sie führten ihn um die Ecke herum und in den leeren Besucherraum. Er setzte sich auf einen Stuhl nahe der Mitte des Gitters. »Wir holen Sam«, sagte einer der Wärter. »Dauert ungefähr fünf Minuten.«
    Sam tippte gerade einen Brief, als die Wärter vor seiner Tür erschienen. »Kommen Sie, Sam. Sie haben Besuch.«
    Er hörte auf zu tippen und starrte sie an. Sein Ventilator summte auf Hochtouren, und im Fernsehen lief ein Baseballspiel. »Wer ist es?« fragte er. »Ihr Bruder.«
    Sam stellte die Schreibmaschine auf das Bücherregal und griff nach seinem Overall. »Welcher Bruder?«
    »Wir haben ihm keine Fragen gestellt, Sam. Eben Ihr Bruder. Und nun kommen Sie.«
    Sie legten ihm die Handschellen an, und er folgte ihnen. Sam hatte ursprünglich drei Brüder gehabt, aber der älteste war an einem Herzschlag gestorben, bevor Sam ins Gefängnis gekommen war. Donnie, mit einundsechzig der jüngste, lebte in der Nähe von Durham in North Carolina. Albert, siebenundsechzig Jahre alt, war gesundheitlich in sehr schlechter Verfassung und lebte in Ford County auf dem Lande. Donnie schickte jeden Monat die Zigaretten sowie einige Dollars und gelegentlich ein paar Zeilen. Albert hatte seit sieben Jahren nicht mehr geschrieben. Eine unverheiratete Tante hatte bis zu ihrem Tod im Jahre 1985 geschrieben. Die übrigen Cayhalls hatten Sam vergessen.
    Es mußte Donnie sein, sagte er sich. Donnie war der einzige, dem genug an ihm lag, um ihn zu besuchen. Er hatte ihn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen, und seine Schritte wurden flotter, als sie sich der Tür des Besucherraums näherten. Was für eine angenehme Überraschung.
    Sam trat durch die Tür und richtete den Blick auf den Mann, der auf der anderen Seite des Gitters saß. Das Gesicht sagte ihm absolut nichts. Er schaute sich um und stellte fest, daß der Raum leer war, bis auf diesen einen Besucher, der ihn mit einem kühlen und stetigen Blick musterte. Die Wärter beobachteten ihn, während sie die Handschellen lösten, also lächelte Sam und nickte dem Mann zu. Dann starrte er die Wärter an, bis sie den Raum verließen und die Tür abschlossen. Er setzte sich seinem Besucher gegenüber, zündete sich eine Zigarette an und schwieg.
    Irgend

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