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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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anfingen, sich Wortgefechte zu liefern. Gefängnisbeamte schritten ein und stellten die Ordnung wieder her.
    Maynard Töle war der nächste gewesen, und im Verlauf der Vorbereitungen zu seiner Hinrichtung wurde den Gegnern der Todesstrafe ein anderer Abschnitt auf der entgegengesetzten Seite der Einfahrt zugewiesen. Zusätzliches Personal sollte dafür sorgen, daß der Frieden gewahrt blieb.
    Als Adam am Freitagmorgen eintraf, zählte er sieben Angehörige des Ku-Klux-Klan in weißen Kutten. Drei versuchten sich in einer Art von synchronisiertem Protest - sie wanderten am Rande des Grasstreifens neben dem Highway entlang und trugen Transparente auf den Schultern. Die anderen vier errichteten einen blauweißen Baldachin. Auf der Erde lagen Metallpfähle und Taue herum. Neben mehreren Gartenstühlen standen Kühlboxen. Die Leute hatten offensichtlich vor, eine Weile zu bleiben.
    Adam musterte sie, als er vor dem Vordereingang von Parchman anhielt. Er verlor jedes Gespür für die Zeit, während er die Kluxer minutenlang anstarrte. Das also war sein Erbteil, seine Wurzeln. Das waren die Brüder von seinem Großvater und dessen Verwandten und Vorfahren. Gehörten einige dieser Gestalten zu denen, die auf Film festgehalten und von Adam in das Video über Sam Cayhall aufgenommen worden waren? Hatte er sie schon einmal gesehen?
    Instinktiv öffnete Adam die Tür seines Wagens und stieg aus. Sein Jackett und sein Aktenkoffer lagen auf dem Rücksitz. Er ging langsam auf sie zu und blieb neben ihren Kühlboxen stehen. Ihre Transparente forderten Freiheit für Sam Cayhall, einen politischen Gefangenen. Vergast die wirklichen Verbrecher, aber laßt Sam frei. Irgendwie empfand Adam ihre Forderungen nicht als tröstlich.
    »Was wollen Sie?« fragte einer von denen mit einem Transparent auf den Schultern. Die anderen sechs unterbrachen, was sie gerade taten, und starrten ihn an. »Ich weiß es nicht«, sagte Adam wahrheitsgemäß. »Was suchen Sie dann hier?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    Drei weitere gesellten sich zu dem ersten, und sie traten einen Schritt auf Adam zu. Ihre Kutten waren identisch weiß und aus einem sehr leichten Stoff mit roten Kreuzen und anderen Abzeichen. Es war kaum neun Uhr, und sie schwitzten schon jetzt. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    »Sams Enkel.«
    Die restlichen drei drängten sich hinter den anderen zusammen, und alle sieben musterten Adam aus einer Entfernung von kaum mehr als einem Meter. »Dann sind Sie auf unserer Seite«, sagte einer erleichtert.
    »Nein. Ich gehöre nicht zu Ihnen.«
    »Das stimmt. Er arbeitet für dieses Judenpack in Chicago«, sagte einer zur Erbauung der anderen, und das schien sie ein wenig in Fahrt zu bringen.
    »Was wollen Sie hier?« fragte Adam.
    »Wir versuchen Sam zu retten. Sieht so aus, als hätten Sie das nicht vor.«
    »Sie sind der Grund dafür, daß er hier ist.«
    Ein junger Mann mit rotem Gesicht und Schweißperlen auf der Stirn übernahm die Führung und trat sogar noch näher an Adam heran. »Nein. Er ist der Grund dafür, daß wir hier sind. Ich war noch nicht einmal geboren, als Sam diese Juden umbrachte, also können Sie mir keinen Vorwurf daraus machen. Wir sind hier, um gegen seine Hinrichtung zu protestieren. Er wird aus politischen Gründen verfolgt.«
    »Wenn es den Klan nicht gegeben hätte, wäre er nicht hier. Wo sind Ihre Masken? Ich dachte, ihr versteckt immer eure Gesichter.«
    Sie wurden ein bißchen unruhig und wußten nicht recht, was sie als nächstes tun sollten. Schließlich war er der Enkel von Sam Cayhall, ihrem Idol und Champion. Er war der Anwalt, der versuchte, ein überaus kostbares Symbol zu retten.
    »Weshalb verschwinden Sie nicht?« fragte Adam. »Sam will nicht, daß Sie hier sind.«
    »Weshalb scheren Sie sich nicht zum Teufel?« höhnte der junge Mann.
    »Wie wortgewandt! Verschwindet einfach, okay? Sam ist tot für euch viel mehr wert als lebendig. Laßt ihn in Frieden sterben, dann habt ihr einen großartigen Märtyrer.«
    »Wir verschwinden nicht. Wir bleiben hier bis zum Ende.«
    »Und was ist, wenn Sam euch bittet, zu verschwinden? Werdet ihr dann gehen?«
    »Nein«, höhnte der andere wieder, dann schaute er über die Schulter hinweg auf seine Kumpane, die alle zuzustimmen schienen - nein, sie würden nicht verschwinden. »Wir haben vor, eine Menge Lärm zu schlagen.«
    »Großartig. Dann kommen eure Fotos in die Zeitungen. Darum geht es doch, oder? Clowns in komischen Kostümen erregen doch immer

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