Die Kammer
Aufmerksamkeit.«
Irgendwo hinter Adam wurden Autotüren zugeschlagen, und als er sich umdrehte, sah er, wie aus einem Transporter neben seinem Saab hastig ein Fernsehteam ausstieg.
»Na prima«, sagte er zu der Gruppe. »Lächelt, Leute. Das ist euer großer Moment.«
»Zum Teufel mit Ihnen«, fuhr der junge Mann ihn wütend an. Adam machte kehrt und ging auf seinen Wagen zu. Eine Reporterin mit einem Kameramann im Gefolge stürmte auf ihn zu.
»Sind Sie Adam Hall?« fragte sie atemlos. »Cayhalls Anwalt?«
»Ja«, sagte er, ohne stehenzubleiben.
»Könnten wir ein paar Worte mit Ihnen reden?«
»Nein. Aber diese Clowns da drüben können es gar nicht abwarten«, sagte er und deutete über die Schulter. Sie ging neben ihm her, während der Kameramann mit seiner Ausrüstung hantierte. Adam öffnete die Tür seines Wagens und stieg ein, dann knallte er sie zu und drehte den Zündschlüssel.
Louise, die Wachhabende am Tor, händigte ihm eine Nummernkarte für das Armaturenbrett aus, dann winkte sie ihn durch.
Packer nahm vor der Eingangstür zum Trakt die obligatorische Durchsuchung vor. »Was ist da drin?« fragte er und deutete auf die kleine Kühlbox, die Adam in der Linken trug. »Eskimo Pies, Sergeant. Möchten Sie eins?«
»Lassen Sie mal sehen.« Adam händigte Packer die Box aus, der den Deckel gerade lange genug offenhielt, um ein halbes Dutzend Eskimo Pies zählen zu können, unter einer Schicht Eis nach wie vor gefroren.
Er gab Adam die Box zurück und deutete dann auf die Tür des nur wenige Schritte entfernten vorderen Büros. »Von jetzt ab treffen Sie sich da drin«, erklärte er. Sie betraten den Raum.
»Weshalb?« fragte Adam, während er sich umschaute. Der Raum enthielt einen Metallschreibtisch mit einem Telefon, drei Stühle und zwei verschlossene Aktenschränke.
»Das ist einfach die Art, auf die wir die Dinge hier erledigen. Wir lassen ein bißchen locker, wenn der große Tag heranrückt. Sam kann seine Besucher hier empfangen. Auch die zeitliche Beschränkung fällt weg.«
»Wie nett.« Adam legte seinen Aktenkoffer auf den Schreibtisch und griff nach dem Telefon. Packer verschwand, um Sam zu holen.
Die freundliche Dame im Büro des Kanzleivorstehers in Jackson teilte Adam mit, daß das Gericht des Staates Mississippi vor wenigen Minuten die Klage seines Mandanten im Rahmen des Rechtsschutzes für bereits Verurteilte auf geistige Unzurechnungsfähigkeit abgewiesen hätte. Er dankte ihr und sagte etwas in dem Sinne, daß er damit ohnehin gerechnet hatte, und daß es gut und gerne einen Tag früher hätte geschehen können; dann bat er sie, eine Kopie der Gerichtsentscheidung an sein Büro in Memphis zu faxen und eine an Lucas Mann in Parchman. Er rief Darlene in Memphis an und bat sie, die neue Klage beim Bundes-Bezirksgericht einzureichen und Kopien davon an das Fünfte Berufungsgericht und an Mr. Richard Öländer beim Obersten Bundesgericht in Washington zu faxen. Er rief Mr. Öländer an, um ihm mitzuteilen, was auf ihn zukam, und wurde informiert, daß das Oberste Bundesgericht gerade seinen Revisionsantrag zu der Klage auf Verfassungswidrigkeit der Gaskammer abgelehnt hatte.
Sam betrat das vordere Büro ohne Handschellen, während Adam noch telefonierte. Sie gaben sich schnell die Hand, und Sam setzte sich. Anstatt sich eine Zigarette anzuzünden, öffnete er die Kühlbox und holte ein Eskimo Pie heraus. Er verzehrte es langsam und hörte zu, wie Adam mit Öländer sprach. »Das Oberste Bundesgericht hat gerade die Klage abgewiesen«, flüsterte Adam Sam mit der Hand über der Sprechmuschel zu.
Sam ließ ein schiefes Lächeln sehen und betrachtete ein paar Briefumschläge, die er mitgebracht hatte.
»Auch das Gericht von Mississippi hat gegen uns entschieden«, erklärte Adam seinem Mandanten, während er eine weitere Nummer wählte. »Aber das war zu erwarten. Wir gehen gerade vors Bundesgericht.« Er rief das Fünfte Berufungsgericht an, um sich nach dem Stand der Klage wegen unzulänglicher Rechtsberatung zu erkundigen. Der Angestellte in New Orleans teilte ihm mit, daß sich an diesem Morgen nichts getan hätte. Adam legte den Hörer auf und setzte sich auf die Schreibtischkante.
»Das Fünfte Berufungsgericht sitzt noch immer auf der Unzulänglichkeitsklage«, berichtete er seinem Mandanten, der sich mit den Gesetzen und Verfahrensweisen auskannte und die Nachricht hinnahm wie ein gelernter Anwalt. »Alles in allem kein sehr erfreulicher Morgen.«
»Der Fernsehsender
Weitere Kostenlose Bücher