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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in Jackson hat heute morgen berichtet, ich hätte den Gouverneur um eine Anhörung wegen eines Gnadengesuchs gebeten«, sagte Sam zwischen zwei Bissen. »Das kann doch wohl nicht sein. Ich habe nicht zugestimmt.«
    »Immer mit der Ruhe, Sam. Das ist Routine.«
    »Scheiß auf die Routine. Ich dachte, wir hätten eine Abmachung. Sie hatten sogar McAllister vor der Kamera, der darüber faselte, wie schwer ihm die Entscheidung über eine Gnadengesuch-Anhörung fiele. Ich habe dich gewarnt.«
    »McAllister ist das geringste unserer Probleme, Sam. Das Ersuchen war eine Formalität. Wir brauchen an der Anhörung nicht teilzunehmen.«
    Sam schüttelte frustriert den Kopf. Adam beobachtete ihn genau. Er war nicht wirklich wütend, noch kümmerte es ihn tatsächlich, was Adam getan hatte. Er war resigniert, hatte so gut wie aufgegeben. Das bißchen Auflehnung kam automatisch. Eine Woche zuvor hätte er noch wütend aufbegehrt.
    »Sie haben gestern abend geprobt. Haben die Gaskammer geöffnet und eine Ratte oder so etwas getötet. Alles funktionierte einwandfrei, und jetzt sind sie ganz aufgeregt wegen meiner Hinrichtung. Kannst du dir das vorstellen? Sie haben eine Generalprobe für mich veranstaltet. Die Mistkerle.«
    »Es tut mir leid, Sam.«
    »Weißt du, wie Cyanidgas riecht?«
    »Nein.«
    »Wie Zimt. Der Geruch lag gestern abend in der Luft. Die Idioten haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Fenster in unserem Abschnitt zu schließen. Ich konnte es riechen.«
    Adam wußte nicht, ob das stimmte oder nicht. Er wußte, daß die Kammer nach einer Hinrichtung mehrere Minuten lang geöffnet wurde, damit das Gas in die Luft entweichen konnte. In die Zellentrakte hätte es auf keinen Fall eindringen können. Vielleicht hatte Sam Geschichten über das Gas von den Wärtern gehört. Vielleicht war es nur Teil der Überlieferung. Er saß auf der Schreibtischkante, ließ die Beine baumeln und musterte den alten Mann mit den mageren Armen und dem fettigen Haar. Es war eine grauenhafte Sünde, ein Geschöpf wie Sam Cayhall zu töten. Seine Verbrechen waren eine Generation zuvor begangen worden. Er hatte in seiner winzigen Zelle gelitten und war dort viele Male gestorben. Was nützte es dem Staat, wenn er ihn jetzt umbrachte?
    Adam ging etliches durch den Kopf, wovon die letzte Anstrengung, die ihnen noch bevorstand, vielleicht nicht das unwichtigste war. »Es tut mir leid, Sam«, sagte er abermals voller Mitgefühl, »aber wir müssen über ein paar Dinge reden.«
    »Waren die Leute vom Klan heute morgen draußen? Das Fernsehen hat gestern Aufnahmen von ihnen gezeigt.«
    »Ja, vor ein paar Minuten habe ich sieben von ihnen gezählt. In voller Montur, bis auf die Masken.«
    »Ich habe früher auch so eine getragen«, sagte Sam, fast wie ein Kriegsveteran, der sich vor kleinen Jungen aufspielt.
    »Ich weiß, Sam. Und weil du eine getragen hast, sitzt du jetzt hier mit deinem Anwalt im Todestrakt und zählst die Stunden, bis sie dich in der Gaskammer festschnallen. Du solltest diese Narren da draußen hassen.«
    »Ich hasse sie nicht. Aber sie haben kein Recht, hierzusein. Sie haben mich im Stich gelassen. Dogan hat mich hierher geschickt, und als er gegen mich aussagte, war er der Imperial Wizard von Mississippi. Sie haben keinen müden Dollar zu meinen Anwaltskosten beigesteuert.«
    »Was hast du denn erwartet von einem Haufen Gangster? Loyalität?«
    »Ich war loyal.«
    »Und was hat es dir eingebracht, Sam? Du solltest dich vom Klan distanzieren und den Leuten sagen, sie sollen verschwinden, sich von deiner Hinrichtung fernhalten.«
    Sam hantierte mit seinen Briefumschlägen, dann legte er sie auf einen Stuhl.
    »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen abhauen«, sagte Adam. »Wann?«
    »Vor ein paar Minuten. Wir haben ein paar Worte gewechselt. Du bist ihnen völlig gleichgültig, Sam. Sie nutzen diese Hinrichtung lediglich aus, weil du einen großartigen Märtyrer abgibst, eine Galionsfigur, über die man viele Jahre lang reden kann. Sie werden deinen Namen rufen, wenn sie ihre Kreuze verbrennen, und sie werden zu deinem Grab pilgern. Sie wollen, daß du stirbst, damit sie Kapital daraus schlagen können.«
    »Du hast dich mit ihnen angelegt?« fragte Sam mit einer Spur von Belustigung und Stolz.
    »Ja. Es war keine große Sache. Was ist mit Carmen? Wenn sie kommen soll, muß sie Reisevorbereitungen treffen.«
    Sam dachte einen Moment nach. »Ich würde sie gern sehen, aber du mußt ihr vorher sagen, wie ich aussehe. Ich will

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