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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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als sie ohnehin war. Die Machtdemonstration war natürlich erforderlich, um einen widerstrebenden Gefangenen zu bändigen oder ihm so viel Angst einzujagen, daß er sich unterwarf. Aber bei einem kleinen alten Mann wie Sam Cayhall wirkte sie schlichtweg albern.
    Der Gang von einem Raum zum anderen, eine Strecke von sechs Metern, dauerte nur Sekunden, aber für Adam war jeder Schritt eine Qual. Durch den menschlichen Tunnel aus bewaffneten Wärtern, durch die schwere Stahltür in den kleinen Raum. Die Tür an der gegenüberliegenden Wand war geschlossen. Sie führte in die Kammer.
    Für den Anlaß war ein klappriges Feldbett aufgestellt worden. Adam und Sam setzten sich darauf. Nugent schloß die Tür und kniete vor ihnen nieder. Die drei waren allein. Adam legte wieder seinen Arm um Sams Schultern.
    Nugent trug eine entsetzlich gequälte Miene zur Schau. Er legte eine Hand auf Sams Knie und sagte: »Sam, wir werden dies gemeinsam durchstehen. Und jetzt...«
    »Sie blöder Affe«, fuhr Adam ihn an, selbst verblüfft über diese bemerkenswerte Äußerung.
    »Er kann nichts dafür«, sagte Sam hilfreich zu Adam. »Er ist einfach dämlich. Und er weiß es nicht einmal.«
    Nugent spürte den scharfen Vorwurf und versuchte, sich etwas Angemessenes einfallen zu lassen. »Ich versuche nur, das hinter mich zu bringen, okay?« sagte er zu Adam.
    »Weshalb verschwinden Sie nicht?« sagte Adam.
    »Wissen Sie was, Nugent?« fragte Sam. »Ich habe Tonnen von juristischen Büchern gelesen. Und Seiten und Seiten von Gefängnisvorschriften. Und nirgendwo habe ich etwas gelesen, das von mir verlangt, daß ich meine letzte Stunde mit Ihnen verbringen muß. Das steht in keinem Gesetz, keiner Vorschrift, nirgendwo.«
    »Machen Sie, daß Sie hier rauskommen«, sagte Adam, bereit, notfalls zuzuschlagen.
    Nugent sprang auf. »Um elf Uhr vierzig wird der Arzt durch diese Tür hereinkommen. Er wird ein Stethoskop an Ihrer Brust befestigen und dann wieder gehen. Um elf Uhr fünfundfünfzig komme ich, gleichfalls durch diese Tür. Zu diesem Zeitpunkt gehen wir in den Kammerraum. Irgendwelche Fragen?«
    »Nein. Gehen Sie«, sagte Adam, auf die Tür deutend. Nugent machte einen schnellen Abgang.
    Plötzlich waren sie allein. Vor ihnen lag noch eine Stunde.
    Zwei gleiche Gefängnistransporter hielten vor dem Besucherzentrum. Die acht glücklichen Reporter und ein Sheriff stiegen ein. Das Gesetz gestattete, verlangte aber nicht, daß der Sheriff des Bezirks, in dem das Verbrechen begangen wurde, der Hinrichtung als Zeuge beiwohnte.
    Der Mann, der 1967 der Sheriff von Washington County gewesen war, war seit fünfzehn Jahren tot, aber sein Nachfolger dachte nicht daran, sich dieses Ereignis entgehen zu lassen. Er hatte Lucas Mann früher am Tage mitgeteilt, daß er von dem Recht, das ihm von Gesetzes wegen zustand, Gebrauch zu machen gedächte. Sagte, er hätte das Gefühl, es den Bewohnern von Greenville und Washington County schuldig zu sein.
    Mr. Elliott Kramer war nicht in Parchman. Er hatte die Reise seit Jahren geplant, aber sein Arzt hatte in letzter Minute interveniert. Sein Herz war schwach, und es war einfach zu riskant. Ruth Kramer hatte nie ernsthaft daran gedacht, bei der Hinrichtung zugegen zu sein. Sie war zu Hause in Memphis, in Gesellschaft von Freunden, und wartete darauf, daß es zu Ende ging.
    Es würde kein Angehöriger der Opfer zugegen sein, um zuzusehen, wie Sam Cayhall hingerichtet wurde.
    Die Transporter wurden ausgiebig fotografiert und gefilmt, als sie abfuhren und auf der Hauptstraße verschwanden. Fünf Minuten später hielten sie vor dem Eingang des Hochsicherheitstraktes an. Alle Insassen wurden zum Aussteigen aufgefordert und auf Kameras und Recorder durchsucht. Dann stiegen sie wieder ein und durften die Tore passieren. Die Transporter fuhren über das Gras an der Vorderseite des HST, um das Freigelände am westlichen Ende herum und hielten dann dicht neben der Ambulanz.
    Nugent erwartete sie persönlich. Die Reporter stiegen aus und begannen sofort instinktiv, sich umzuschauen und alles für ihre späteren Berichte zu erfassen. Sie standen vor einem quadratischen Gebäude aus roten Ziegelsteinen, das an das niedrige, flache Gebilde des Hochsicherheitstrakts angebaut war. Das kleine Gebäude hatte zwei Türen. Eine war geschlossen, die andere wartete auf sie.
    Nugent war nicht in der Stimmung für neugierige Reporter. Er geleitete sie rasch durch die offene Tür. Sie betraten einen kleinen Raum, in dem zwei Reihen

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