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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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jeden zu hassen und diese Bomben zu legen. Aber diese Jungen habe ich nicht umgebracht. Es sollte niemand zu Schaden kommen. Die Bombe sollte eigentlich mitten in der Nacht hochgehen, wenn niemand in der Nähe war. Davon war ich felsenfest überzeugt. Aber sie wurde von einem anderen gelegt, nicht von mir. Ich war nur ein Aufpasser, ein Fahrer, ein Helfer. Diese andere Person hat die Bombe so präpariert, daß sie viel später hochging, als ich geglaubt hatte. Ich war mir nie sicher, ob er vorgehabt hat, jemanden umzubringen, aber ich vermute, daß das seine Absicht war.«
    Adam hörte die Worte, nahm sie zur Kenntnis, absorbierte sie, aber er war zu verblüfft, um sich bewegen zu können.
    »Aber ich hätte es verhindern können. Und das macht mich schuldig. Die beiden kleinen Jungen wären heute noch am Leben, wenn ich mich anders verhalten hätte, nachdem die Bombe gelegt worden war. Ich habe Blut an den Händen, und das hat mir viele Jahre lang schwer zu schaffen gemacht.«
    Ralph legte sanft eine Hand auf Sams Hinterkopf. »Beten Sie mit mir, Sam.« Sam bedeckte seine Augen mit den Händen und stützte die Ellenbogen auf die Knie.
    »Glauben Sie, daß Jesus Christus der Sohn Gottes war, daß er auf diese Erde kam, von einer Jungfrau geboren wurde, ein Leben ohne Sünde lebte, angeklagt wurde und am Kreuz starb, auf daß uns ewige Erlösung zuteil werde? Glauben Sie das, Sam?«
    »Ja«, flüsterte er.
    »Und daß er vom Grabe auferstand und zum Himmel fuhr?«
    »Ja.«
    »Und daß durch ihn all unsere Sünden vergeben werden? All die entsetzlichen Dinge, die Ihnen das Herz schwer machen, sind jetzt vergeben. Glauben Sie das, Sam?«
    »Ja, ja.«
    Ralph gab Sams Kopf frei und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sam bewegte sich nicht, aber seine Schultern bebten. Adam drückte ihn noch fester an sich.
    Randy Dupree begann mit einer weiteren Strophe von »Just a Closer Walk with Thee«. Die Töne kamen klar und präzise und hallten im ganzen Abschnitt wider.
    »Reverend«, sagte Sam und setzte sich aufrecht hin, »werden diese beiden Kramer-Jungen im Himmel sein?«
    »Ja.«
    »Aber sie waren Juden.«
    »Alle Kinder kommen in den Himmel, Sam.«
    »Werde ich sie dort oben sehen?«
    »Das weiß ich nicht. Es gibt im Himmel eine Menge Dinge, die wir nicht wissen. Aber die Bibel verheißt, daß aller Kummer ein Ende hat, wenn wir dorthin kommen.«
    »Gut. Dann hoffe ich, daß ich sie sehen werde.«
    Die unverwechselbare Stimme von Colonel Nugent zerriß die Stille. Die Abschnittstür klirrte, rasselte und öffnete sich. Er marschierte die anderthalb Meter zur Tür der Observierungszelle. Sechs Wärter waren hinter ihm. »Sam, es ist elf Uhr. Sie müssen jetzt in den Isolierraum.«
    Die drei Männer erhoben sich und standen Seite an Seite. Die Zellentür glitt auf, und Sam trat heraus. Er lächelte Nugent an, dann drehte er sich um und umarmte den Reverend. »Danke«, sagte er.
    »Ich liebe dich, Bruder!« brüllte Randy Dupree aus seiner keine drei Meter ent fernten Zelle.
    Sam sah Nugent an, dann fragte er: »Darf ich mich von meinen Freunden verabschieden?«
    Eine Abweichung. Im Handbuch stand ausdrücklich, daß der Gefangene von der Observierungszelle direkt in den Isolierraum geführt werden sollte. Von einer letten Promenade durch den Abschnitt war darin nicht die Rede. Nugent war einen Moment lang sprachlos, aber nach ein paar Sekunden hatte er seine Fassung zurückgewonnen. »Okay, aber machen Sie's kurz.«
    Sam tat ein paar Schritte und ergriff Randys durch das Gitter gestreckte Hände. Dann ging er weiter zur nächsten Zelle und gab Harry Ross Scott die Hand.
    Ralph Griffin schob sich an den Wärtern vorbei und verließ den Abschnitt. Er fand eine dunkle Ecke und weinte wie ein Kind. Er würde Sam nicht wiedersehen. Adam stand an der Zellentür, neben Nugent, und zusammen beobachteten sie, wie Sam den Flur entlangging, bei jeder Zelle stehenblieb, jedem Insassen etwas zuflüsterte. Die meiste Zeit verbrachte er mit J. B. Gullitt, den man laut schluchzen hören konnte.
    Dann machte er kehrt und kam tapfer zu ihnen zurück, wobei er seine Schritte zählte und seinen Freunden zulächelte. Er ergriff Adams Hand. »Gehen wir«, sagte er zu Nugent.
    Am Ende des Abschnitts hatten sich so viele Wärter versammelt, daß sie sich regelrecht an ihnen vorbeidrängen mußten. Nugent ging voran, Sam und Adam folgten ihm. Die Menschenansammlung erhöhte die Temperatur um mehrere Grade und machte die Luft noch stickiger,

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