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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Größenordnung.«
    »Sie wollen nicht, daß etwas von dem Schmutz an Ihnen hängenbleibt, stimmt's?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ganz und gar nicht. Nein. Es ist nur so, daß die Dinge hier unten anders erledigt werden. Wir sind nicht in Chicago. Unsere wichtigsten Mandanten sind ein paar überaus gesetzte und penible alte Banker, für die wir seit vielen Jahren arbeiten, und - nun, wir machen uns einfach Sorgen um unser Image. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Natürlich verstehen Sie. Wir arbeiten nicht für Kriminelle, und - nun ja, wir achten sehr auf das Bild, das man hier in Memphis von uns hat.«
    »Sie arbeiten nicht für Kriminelle?«
    »Nie.«
    »Aber Sie vertreten große Banken?«
    »Sie wissen, worauf ich hinaus will, Adam. Dieser Teil unserer Tätigkeit unterliegt rapiden Veränderungen. Die Aufhebung restriktiver Bestimmungen, Fusionen, Konkurse, ein wirklich dynamischer Sektor der juristischen Arbeit. Die Konkurrenz ist hart unter den großen Kanzleien, und wir wollen keine Mandanten verlieren. Jeder ist scharf auf Banken.«
    »Und Sie wollen nicht, daß mein Mandant Ihre Mandanten besudelt?«
    »Hören Sie, Adam, Sie kommen aus Chicago. Lassen wir diese Angelegenheit dort, wo sie hingehört, okay? Es ist ein Chicago-Fall und Sache der Leute dort oben. Memphis hat damit nichts zu tun.«
    »Diese Kanzlei ist ein Teil von Kravitz & Bane.«
    »Ja, und dieser Kanzlei kann es nur schaden, wenn sie mit Abschaum wie Sam Cayhall in Verbindung gebracht wird.«
    »Sam Cayhall ist mein Großvater.«
    »Scheiße!« Cooleys Knie wurden weich, und die Arme sanken von seiner Brust herab. »Das ist nicht wahr!«
    Adam tat einen Schritt auf ihn zu. »Das ist die reine Wahrheit, und wenn Sie Einwände gegen meine Anwesenheit hier haben, dann müssen Sie Chicago anrufen.«
    »Das ist furchtbar«, sagte Cooley, drehte sich um und ging auf die Tür zu.
    »Rufen Sie Chicago an.«
    »Das werde ich vermutlich tun«, sagte er, fast zu sich selbst, während er die Tür öffnete und, noch etwas murmelnd, verschwand.
    Willkommen in Memphis, sagte Adam, als er sich auf seinem neuen Stuhl niederließ und auf den leeren Bildschirm des Computers starrte. Er legte das Stück Papier auf den Tisch und las den Namen und die Telefonnummer. Plötzlich überfiel ihn ein heftig bohrendes Hungergefühl, und ihm wurde bewußt, daß er seit Stunden nichts gegessen hatte. Es war fast vier Uhr. Er fühlte sich plötzlich schwach und erschöpft und hungrig.
    Er legte beide Füße auf den Tisch neben dem Telefon und schloß die Augen. Der Tag war eine einzige Ansammlung von verschwommenen Bildern, von der Nervosität während seiner Fahrt nach Parchman, dem ersten Blick auf die Vorderfront des Gefängnisses, der unerwarteten Zusammenkunft mit Lucas Mann, bis hin zum Betreten des Todestraktes und der Angst vor der Begegnung mit Sam. Und jetzt wollte der Direktor ihn sprechen, die Presse wollte ihm Fragen stellen, und die hiesige Filiale seiner Firma wollte, daß alles vertuscht wurde. All das in weniger als acht Stunden.
    Und was würde der morgige Tag bringen?
    Sie saßen nebeneinander auf der weich gepolsterten Couch mit einer Schüssel Popcorn aus der Mikrowelle zwischen sich. Ihre bloßen Füße lagen auf dem Couchtisch zwischen einem halben Dutzend leerer Kartons, die chinesische Gerichte enthalten hatten, und zwei Flaschen Wein. Über ihre Zehen hinweg sahen sie auf den Fernseher. Adam hielt die Fernbedienung in der Hand. Das Zimmer war dunkel. Er aß langsam eine Handvoll Popcorn nach der anderen.
    Lee hatte sich seit langer Zeit nicht bewegt. Ihre Augen waren feucht, aber sie sagte nichts. Das Video lief zum zweitenmal an.
    Als Sam zum erstenmal erschien, in Handschellen, auf dem Weg vom Gefängnis zu einem Verhör, stoppte Adam den Film. »Wo warst du, als du von seiner Verhaftung erfahren hast?« fragte er, ohne sie anzusehen.
    »Hier in Memphis«, sagte sie leise, aber mit fester Stimme. »Wir waren seit ein paar Jahren verheiratet. Ich war zu Hause. Phelps rief an und sagte, in Greenville hätte es ein Bombenattentat gegeben, mindestens zwei Menschen wären ums Leben gekommen. Könnte der Klan gewesen sein. Er sagte, ich sollte mir die Mittagsnachrichten ansehen, aber ich traute mich nicht. Ein paar Stunden später rief meine Mutter an und sagte mir, Daddy wäre verhaftet worden, wegen des Attentats. Sie sagte, er wäre im Gefängnis von Greenville.«
    »Wie hast du darauf reagiert?«
    »Ich weiß es nicht mehr.

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