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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wie bei einer Kriegserklärung. Katie dachte an Shaws Worte. Was, wenn es tatsächlich zu einem Weltkrieg kam? Ein Schauder lief ihr über den Rücken.
    20 Minuten später rief Gallagher zurück. Katie konnte ihn förmlich sabbern sehen.
    »Wir bringen das in der Morgenausgabe«, versprach er. »Das schaffen wir noch.« Besorgt fügte er die Frage an: »Uns kann doch niemand zuvorkommen?«
    »Lesnik wird mit niemandem mehr reden, wenn Sie das meinen. Aber schauen Sie, Kevin ... Ich kann nicht wirklich be weisen, dass mein Kontakt an jenem Tag tatsächlich in dem Gebäude war. Das beruht alles nur auf Indizien. Ich habe keine andere Quelle, die das bestätigen könnte. Normalerweise überprüfe ich immer alles zweimal.«
    »Er kann völlig unmöglich so viele Einzelheiten gewusst haben, wenn er nicht im Gebäude gewesen wäre, Katie. Die Londoner Polizei hat noch keine dahingehenden Informationen freigegeben, und glauben Sie mir: Wir haben alles versucht, sie ihnen aus der Nase zu ziehen. Ich glaube, dass der Mann nicht getötet wurde, ist Beweis genug. Ich habe schon Storys mit weniger Hintergrund publiziert, wie jede andere Zeitung auch. Schauen Sie sich doch nur solche journalistischen Katastrophen wie die Hitlertagebücher an.«
    »Katastrophe ist das Wort der Stunde, Kevin.« Mit einem Mal war Katie sich gar nicht mehr sicher, ob sie das Richtige getan hatte.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Kevin. »Das wird Ihr dritter Pulitzerpreis, Katie. Trinken Sie einen auf mich.«
    Katie zuckte unwillkürlich zusammen. »Was das angeht, habe ich ein kleines Problem. Ich dachte, Sie hätten davon gehört.«
    »Habe ich. Na und? Besaufen Sie sich. Nach so einer Story haben Sie es sich verdient.«
    Ob es nun an der abgebrühten Bemerkung oder an etwas anderem lag - jedenfalls machte plötzlich etwas klick in Katies Kopf.
    »Warten Sie mal, Kevin!«
    »Was?«
    »Sie können die Story nicht drucken, noch nicht.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Warten Sie, bis ich zurückrufe und Ihnen das Startzeichen gebe. Ich muss vorher noch etwas überprüfen.«
    »Katie! Mein Instinkt sagt mir ...«
    »Halten Sie den Mund, und hören Sie zu!«, schrie Katie ins Telefon. »Sie haben keinen Instinkt. Ich bin um die ganze Welt gerannt und habe auf mich schießen lassen, während Sie mit dem Arsch hinter einem ruhigen und sicheren Schreibtisch gehockt haben. Ihnen geht es nur um die Auflage Ihrer verdammten Zeitung. Sie werden diese Story zurückhalten, bis ich Ihnen sage, Sie können sie drucken. Und sollten Sie mich reinlegen, komme ich persönlich bei Ihnen vorbei und reiße Ihnen den Arsch auf. Und jetzt werde ich auflegen und mir den Drink genehmigen, den Sie mir so großmütig vorgeschlagen haben, Sie Bastard!«
    Angewidert warf Katie das Telefon in die Ecke, atmete tief durch und versuchte, ihr Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Ein paar Minuten später stählte sie sich in der Hotelbar mit einem Whiskey-Soda für das, was sie nun tun würde. Und dann trank sie noch einen zweiten. Dem wäre auch noch ein dritter gefolgt, doch irgendwie gelang es ihr, sich von der Theke loszureißen, nachdem sie beobachtet hatte, wie der Kerl neben ihr sabbernd das Bewusstsein verloren hatte.
    Katie ging nach draußen und vorbei am Charles Dickens House. Es war nur einer von gleich mehreren Wohnsitzen, die der Autor in London gehabt hatte, aber der einzige, der zu einem Museum umgebaut worden war. Katie fragte sich, ob selbst ein Charles Dickens mit seiner unglaublichen Vorstellungskraft sich solch einen Albtraum hätte ausdenken können wie den, in dem sie sich nun befand. Vermutlich bedurfte es dazu schon eines Kafka.
    Katie erreichte einen kleinen Park, setzte sich auf eine Bank, holte ihr Handy aus der Tasche und rief Shaw an.
    Er antwortete nach dem zweiten Klingeln. »Ja?«
    »Können wir reden?«
    »Ich dachte, du hättest mir deine Position bereits ausreichend klargemacht.«
    »Ich möchte dich sehen.«
    »Warum?«
    »Bitte, Shaw. Es ist wichtig.«
    Das Cafe lag neben King's Cross Station. Katie saß draußen, wartete auf ihn und beobachtete die »Ziehharmonikabusse«, wie die Londoner sie getauft hatten. Sie hatten den Platz der Doppeldecker eingenommen und waren im Grunde genommen zwei Eindecker, die in der Mitte beweglich miteinander verbunden waren. Die Londoner mochten diese Busse nicht sonderlich, denn häufig verstopften sie beim Abbiegen die engen Kreuzungen der Stadt.
    Genau mein Leben, sinnierte Katie. Ein Dutzend

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