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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Ziehharmonikas versperren jede Richtung, die ich nehmen könnte.
    Sie sah ihn, bevor er sie sah. Selbst mit seinem verletzten Arm bewegte Shaw sich mühelos. Er schien über den Bürgersteig zu gleiten wie ein Raubtier, das nur darauf wartete, zuzuschlagen. Katie stand auf und winkte ihm.
    Sie bestellte etwas zu essen. Shaw nahm nur Kaffee und ein Biskuit.
    »Hast du mit der Polizei gesprochen?«, fragte er.
    »Nur kurz. Ich habe ihnen lediglich gesagt, was ich gesehen habe. Dass ich dort war, um ihn zu interviewen, habe ich nicht erwähnt. Das Fass will ich gar nicht erst aufmachen. Soweit es die Polizei betrifft, war ich nur eine Passantin.«
    »Wenn die Story rauskommt, werden sie wissen, dass du gelogen hast. Übrigens, wann ist es denn so weit? Ich bin sicher, du hast die Story bereits geschrieben.«
    »Ja. Deshalb wollte ich mit dir sprechen.«
    Shaw lehnte sich zurück und schaute sie erwartungsvoll an. »Ich höre.«
    »Ich möchte nicht den Dritten Weltkrieg auslösen.«
    Shaw nippte am Kaffee, während Katie in ihrem Salat herumstocherte. Ungefähr eine Minute lang sagten beide kein Wort.
    »Was willst du von mir hören?«, fragte Shaw schließlich. »Dass du die Story nicht veröffentlichen sollst? Das habe ich dir bereits gesagt.«
    »Glaubst du wirklich, dass es mehr schaden als nützen wird, wenn die Wahrheit ans Licht kommt?«
    »Ja. Aber lass uns mal einen Schritt zurückgehen. Wir wissen nicht, ob deine Story überhaupt wahr ist.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast sie doch gar nicht gelesen.«
    »Du hast sie mich ja nicht lesen lassen«, gab Shaw ein wenig schroff zurück. Dann wurde sein Tonfall wieder sanfter. »Sieh mal, Katie ... Es tut mir leid, was mit Lesnik passiert ist. Ich habe keine Ahnung, ob er etwas mit den bösen Jungs zu tun gehabt hat oder nicht.«
    »Dass man ihn einfach auf offener Straße abgeknallt hat, beweist wohl, dass er nichts mit ihnen zu tun hatte. Er kannte die Wahrheit; deshalb haben sie ihn aufgespürt und erledigt.«
    »Diese Theorie ist nicht ganz wasserdicht. Wie sollen sie ihn denn gefunden haben? Und warum hätten sie ihn töten sollen? Weil er irgendetwas über Russen hätte erzählen können? Tatsächlich sieht es so aus, als hätten sie genau das gewollt.«
    »Ich glaube, die gleiche Diskussion hatten wir schon beim letzten Mal.«
    »Ja, stimmt.« Shaw lehnte sich wieder zurück und schaute überallhin, nur nicht zu Katie.
    »Warum bist du einfach so in die Pension geplatzt?«
    »Sagen wir einfach, ich hatte einen schlechten Tag.«
    Katie blickte ihn neugierig an.
    Shaw verstand. »Ich habe mir Annas Leiche in der Gerichtsmedizin angesehen.«
    »Warum hast du das getan?«, fragte sie ungläubig.
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich es tun muss. Dann bin ich in ihre Wohnung gegangen, und da wurde es auch nicht besser.«
    »Das kann ich mir denken. All die Erinnerungen ...«
    »Und ihre Eltern. Ihr Vater hat mich angegriffen.«
    »O Gott!«
    »Aber das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass er mir die Schuld an Annas Tod gab.«
    Katie ließ sich zurücksinken. »Aber ... warum?«
    »Wenn du es aus seiner Perspektive betrachtest, ergibt das sogar irgendwie Sinn. Er findet heraus, dass ich um die Welt ziehe und mich mit Leuten anlege, die mit Waffen herumfuchteln. Dazu wird ihm dann noch erzählt, dass ich im Grunde genommen ein Krimineller sei. Dann wird Anna erschossen. Meine Schuld.«
    Wieder folgten ein paar Sekunden Schweigen. »Ich werde die Story zurückhalten«, sagte Katie. »Erst einmal. Bis ich mehr weiß.«
    »Das halte ich für sehr klug.« Shaw nickte. »Und ich weiß es auch zu schätzen.«
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Mein Plan hat sich nicht geändert. Ich werde Annas Mörder finden.«

Kapitel 64
    N icolas Creel wurde ungeduldig. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass Scribe die Story längst veröffentlicht hätte. Lesnik war tot, und vorher hatte er Katie James alles erzählt. Sie hatte die Story des Jahrhunderts. Das war genau, was die Frau brauchte, um wieder ganz nach oben zu kommen. Wo also lag das Problem?
    Creel hatte seine Leute ein paar taktvolle Anrufe bei ausgewählten Quellen tätigen lassen, einschließlich Scribe. Er war stiller Teilhaber der Zeitung und hatte diskret dafür gesorgt, dass Katie James den Auftrag überhaupt bekommen hatte. Creel erfuhr, dass es zu einigen Spannungen gekommen war. Katie hatte die Story abgeliefert, doch aus irgendeinem Grund wurde sie

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