Die Kampagne
dem Fenster gesprungen war und so überlebt hatte - im Gegensatz zu Anna. »Ich bin hinten raus. Hast du einen Plan?«
»Ich habe ein Ziel: am Leben zu bleiben. Der Plan kommt noch.«
»Es ist jetzt klar, dass Lesnik für diese dritte Partei gearbeitet hat. Sie haben ihn getötet, und jetzt haben sie versucht, auch mich umzubringen. Irgendwie haben sie Scribe dazu gebracht, mich anzuheuern, und mir Lesnik in den Schoß gelegt. Ich wusste es. Das war einfach zu schön, um wahr zu sein. Verdammt!« Katie schlug auf den Sitz.
»Hat Lesnik irgendetwas gesagt, was uns zu den Leuten führen könnte, die ihn angeheuert haben?«
Katie schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich habe seinen Background überprüft. Alles in Ordnung. Er schien echt zu sein. Sein Vater ist tatsächlich von den Sowjets ermordet worden. Vermutlich hegte er deswegen einen Hass für sie, und diese Leute haben das ausgenutzt.«
»Aber das bringt uns der Wahrheit auch nicht näher.«
»Wir müssen untertauchen, wenn wir herausfinden wollen, was hier wirklich vor sich geht.« Katie schaute Shaw an. »Kennst du jemanden, der uns dabei helfen könnte?«
Shaw hielt bereits das Handy in der Hand. »Vielleicht.«
Kapitel 69
E s hätte der glücklichste Tag in Nicolas Creels Karriere sein sollen. Nach jahrelanger Arbeit und einer gewaltigen, erst vor Kurzem fabrizierten internationalen Krise standen die Regierungen Russlands und Chinas kurz davor, Verträge mit der Ares Corp. und ihren Tochterfirmen im Wert von einer halben Billion Dollar zu unterzeichnen, und das war erst der Anfang. Es war ein Zeugnis für die Zentralisierung der Rüstungsindustrie in der modernen Zeit, dass beide Seiten eines Konflikts ihre Waffen bei derselben Firma bestellten. Ares bevorzugte niemanden. Sie statteten jeden, der bezahlte, vorbehaltlos mit Massenvernichtungswaffen aus und würden das auch weiterhin tun.
Endgültig ausschlaggebend für den Deal war geworden, dass Präsident Gorschkow mit starken Worten eine offizielle Entschuldigung von Peking gefordert hatte. Und der Mann hatte auch Geld verlangt, Milliarden, als Wiedergutmachung für den Schaden, der Russlands internationalem Ruf zugefügt worden war. Peking hatte dem wenig überraschend widersprochen. Die Chinesen hatten eine ebenso schroff formulierte Erwiderung geschickt und erklärt, China habe keineswegs mit dieser Kampagne zu tun und schulde den Russen deshalb nichts. Wie vorauszusehen, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den beiden politischen Ungeheuern daraufhin rapide.
Andere Länder hatten sich angeboten, eine friedliche Lösung für das Problem zu finden. Dabei übernahmen die Vereinigten Staaten natürlich die Führungsrolle, aber da China im Grunde genommen den amerikanischen Konsum finanzierte, indem es die Schulden der USA aufkaufte, blieben Washington keine großen Möglichkeiten, wenn Peking sagte, sie sollten sich zurückhalten. Aus eben diesem Grund warf Russland den USA auch vor, unter der Fuchtel Chinas zu stehen. Konsequenterweise sagte man dem amerikanischen Botschafter in Russland auch, entweder halte er sich raus, oder er könne seine Koffer packen, als er den Russen nahelegte, nicht übertrieben zu reagieren.
Frankreich meldete sich als Nächster zu Wort, doch Gorschkow nahm nicht einmal die Anrufe des französischen Präsidenten entgegen. Die Deutschen wiederum schwiegen. Berlin wollte offenbar nicht wieder hinter einen Eisernen Vorhang gezogen werden ... oder in einem Titansarg landen. Was Großbritannien betraf, so befanden sich die Briten in einer äußerst delikaten Situation. Sollte Russland wirklich hinter dem Massaker stecken, und hatte China wirklich die antirussische Kampagne von britischem Boden aus gesteuert, dann wussten die Briten schlicht nicht, welche Rolle sie bei dem Ganzen spielten oder wie sie reagieren sollten. Und als man auf diplomatischem Wege nachgehorcht hatte, hatten die Chinesen ihre Schuld den Briten gegenüber genauso vehement geleugnet wie gegenüber Moskau und hatten Downing Street erklärt, man solle sich aus diesem Streit heraushalten.
So bewaffnete sich inzwischen die ganze Welt für den Dritten Weltkrieg. Der Umsatz, der sich daraus ergab, versprach der größte zu werden, den man in der Geschichte je gesehen hatte, mailte der Vizepräsident der Ares Corp. an Creel; die unverhohlene Freude des Mannes war aus jedem Wort der Mail herauszulesen. »Was für ein Glück diese ›Rote Gefahr‹ doch ist«, schrieb er in der letzten Zeile
Creel las
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